Dr. Sabine Schrenk – Vortragsexposé – Wintersemester 2004/2005

Das Institut für Kunstgeschichte, AB Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte, und das Studium generale laden zu folgendem Vortrag ein:

Dr. Sabine Schrenk (Bern)

Vorhang und Festgewand. Die Spätantike im Lichte der jüngsten Textilforschung

Mittwoch, den 1. Dezember 20004, 19.15 Uhr, Hörsaal des Instituts für Kunstgeschichte (Binger Straße 26)

Welch hohe Zahl an Textilien des 2. bis 7. Jahrhunderts n. Chr. sich erhalten hat, ist nur wenig bekannt. Doch wird immer deutlicher, in welch vielfältiger Weise die Textilgattung unser Bild der Spätantike zu vervollständigen vermag. So gelingt es beispielsweise, eine genauere und lebendigere Vorstellung von der Ausstattung sowohl von Villen als auch von Kirchen zu bekommen, denn es lassen sich Wandbehänge identifizieren, die solchen Innenräumen zugewiesen werden können und etwas von deren Pracht, aber auch von Intentionen und Glaubensvorstellungen ihrer Auftrageber verraten. Kostbare Seidenstoffe mit reichem szenischen Repertoire zeugen von sonst nur selten „greifbarem“ Luxus. Motive, die dem persisch-sasanidischen Kunstkreis eng verwandt sind, spiegeln die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen im Mittelmeerraum wieder. Auch vom technischen know-how dieser frühen Jahrhunderte vermitteln die Gewebe eine genauere Vorstellung. Moderne Untersuchungsmethoden wie die Kohlenstoff-Bestimmung (C14) und Farbanalysen bieten mittlerweile neue Erkenntnisse, wo traditionelle kunsthistorische Methoden nicht weiterführen.
Der Vortrag möchte das Material vorstellen und die genannten Aspekte an einer Reihe von Beispielen aufzeigen. Im Mittelpunkt dabei stehen Stücke aus der Abegg-Stiftung in Riggisberg bei Bern, einer der bedeutendsten Sammlungen spätantiker Textilien und zugleich einem der renommiertesten Zentren der Textilforschung. Der Bestandskatalog dieser Sammlung aus der Feder der Referentin ist soeben erschienen.

Dr. Sabine Schrenk: Studium der Klassischen Archäologie in Freiburg und Bonn mit Abschluss des M.A. und einer Arbeit über die sog. Nymphenreliefs des 6.-2. Jh. v. Chr.; Promotionsstudium in Christlicher Archäologie in Bonn und Abschluss 1992 mit einer Dissertation über „Typos und Antitypos in der christlichen Kunst“, erschienen als Jahrbuch f. Antike u. Christentum, Erg.-Bd. 21 (Münster 1995); 2-jährige Tätigkeit als Angestellte beim Amt für Archäo¬logische Bodendenkmalpflege im Ortsarchiv in Köln, bei der Fundbearbeitung und der sog. Archäologischen Kartierung; in der Folge 2-jährige Anstellung am Franz Joseph Dölger-Institut in Bonn für Redaktionsarbeiten am Reallexikon für Antike und Christentum; Forschungsstipendium der DFG zur Sichtung und Bearbeitung einer Gruppe von Wandbehängen (sog. Registerbehänge), deren Fragmente in Museen weltweit verstreut sind.
Seit 1999 wissenschaftliche Angestellte, seit 2001 „Konservatorin für Kunst vor 1500“ bei der Abegg-Stiftung in Riggisberg.