Prof. Dr. Jean-Michel Spieser – Vortragsexposé – Sommersemester 2012

Das Institut für Kunstgeschichte, AB Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte, und das Studium generale laden zu folgendem Vortrag ein:


Prof. Dr. Jean-Michel Spieser (Fribourg)

Christentum und Magie zwischen dem 4. und 7. Jahrhundert

Dienstag, 29. Mai 2012, 18:15 Uhr, Hörsaal des Instituts für Kunstgeschichte, Binger Straße 26, 55122 Mainz

Es ist wohl bekannt, dass ungefähr ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. eine große Anzahl von sogenannten Amuletten und weiteren Schutzmitteln, aber auch Mitteln, um zu schaden, bezeugt sind. Diese Tatsache wird bestätigt durch die Entwicklung der Gesetze, die sich gegen Zauberei und Magie einsetzen wollten und die besonders von den christlichen Kaisern des 4. Jahrhunderts entwickelt wurden. Auch die Kirchenväter zeigten in mehreren Schriften ihre Besorgnis über solche Praktiken.
Im Rahmen dieses Vortrags soll versucht werden, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, inwiefern sich der Begriff Magie in diesen Jahrhunderten geändert hat, das Verhältnis zwischen Magie, die üblicherweise zum Aberglauben gezählt wird, und Wissen bzw. Religion. Diese Problematik kann nicht getrennt werden von der Frage der Christianisierung der römischen Welt. Es wird versucht zu zeigen, wie die christliche Gedankenwelt die Frage der Magie, von einer Entwicklung ausgehend, die sie aufnahm, konzeptuell gestaltet hat und inwiefern der heutige Begriff Magie zum großen Teil auf dieser Entwicklung beruht.

Jean-Michel Spieser: Ancien élève de l'Ecole Normale Supérieure, Paris (1963–1967); ancien membre de l'Ecole française d'Athènes (1970–1974); Professur an der Université des Sciences Humaines, Strasburg, von 1981 bis 1997; Dekan der Faculté des Sciences Historiques derselben Universität (1983–1986); Gastprofessur am Institut Byzantinistik, Byzantinische Kunstgeschichte und Neogräzistik der Ludwig-Maximilian-Universität München (Sommersemester 1986); Professur an der Universität Fribourg (Schweiz) seit 1997; Konferenzbeauftragter an der Ecole pratique des Hautes Etudes, Paris, section des Sciences historiques et philologiques (1986–2000); Beteiligung an den Ausgrabungen des DAI Istanbul in Pergamon (1975–1994); Co-Direktor der franco-jugoslawischen Ausgrabungen in Caričin Grad (1978–1997); 1997–2001, Senior Fellow am Centre for Byzantine Studies, Dumbarton Oaks (Washington D.C.); Dekan der Faculté des Lettres de l'Université de Fribourg 2005–2009.

Auswahl Literatur: Fögen, M.-Th., Die Enteignung der Wahrsager. Studien zum kaiserlichen Wissensmonopol in der Spätantike, Frankfurt 1997; Koenig, Y.,Conclusion. La magie égyptienne: pour une meilleure prise en compte de la magie in La magie en Egypte, Y. Koenig (Hg.), Paris 2002, 397–411; D. Krueger, The Unbounded Body in the Age of Liturgical Reproduction, Journal of Early Christian Studies 17 (2009), 267–79; Lambert, Ch./Pedemonte Demeglio, P., Ampollai devozionali, Antiquité Tardive 2, 1994, 205–31; Maguire, H., Magic and the Christian Image in Byzantine Magic, H. Maguire (Hg.), Washington 1995, 51–71; Pitarakis, B., Les croix-reliquaires pectorales byzantines en bronze, Paris 2006; Spier, J., Late Antique and Early Christian Gems, Wiesbaden 2007; Tuerk, J., An early Byzantine inscribed Amulet and its Narratives, BMG 23, 1999, 25–42; Vikan, G., Byzantine Pilgrimage Art (revised edition), Washington 2010.