Prof. Dr. Andreas Fellgiebel – Vortragsexposé – Sommersemester 2012

STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
WER IST ICH?

Prof. Dr. Andreas Fellgiebel (Mainz)

Veränderungen von Person und Ich-Identität bei Demenzerkrankungen

Mittwoch, 25. April 2012, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Sie sind eine Person und ich bin es auch. Gegenseitige kategoriale Zuschreibungen von Personalität stellen eine Art respektvoller Vorschusslorbeeren dar, die darüber hinaus in unserem Alltag wesentliche Vorbedingungen für Kommunikation und das Verstehen des Verhaltens erwachsener Menschen sind. Ohne vorherige genauere empirische Überprüfung, mehr noch, ohne dass wir uns dies überhaupt bewusst machen, statten wir uns gegenseitig mit einer Reihe von Fähigkeiten und Eigenschaften aus (wie Intentionalität, Rationalität, räumliche und zeitliche Identität) und machen täglich die Erfahrung, dass Kommunikation, Verstehen und Verhaltensvoraussage so gut funktionieren.
Schwerpunkt des Vortrages ist, am Beispiel degenerativer Demenzerkrankungen, bei denen Hirnfunktionen (wie Sprache, Gedächtnis, Handlungsplanung, Impulskontrolle, Orientierung) selektiv nachlassen, notwendige neurobiologische Bedingungen für diese gelungene und erfolgreiche Fiktion kategorialer Personalität aufzuzeigen.

Andreas Fellgiebel, geb. 1966, Studium der Humanmedizin und Philosophie in Köln und Marburg, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Leitender Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Leiter der Gedächtnisambulanz, Leiter der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe normales und pathologisches kognitives Altern. W2-Professur für Neurodegenerationsforschung in der Psychiatrie seit Juni 2011. Forschungsschwerpunkte: Frühdiagnostik neurodegenerativer Erkrankungen, neuronale Plastizität und strukturelle Konnektivität im gesunden Alterungsprozess.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Susanne Foitzik
(Professorin für Evolutionsbiologie, Institut für Zoologie, JGU Mainz)
Evolution von Kognition und Selbstbewusstsein bei Tieren
Mittwoch, 2. Mai 2012, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)