Dr. Christian Ottersbach – Vortragsexposé – Sommersemester 2011

Das Institut für Kunstgeschichte AB Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte und das Studium generale laden im Rahmen des Colloquiums Christliche Archäologie in Verbindung mit der Forschungskooperation Byzantinische Archäologie Mainz ein zu folgendem Vortrag:

Dr. Christian Ottersbach (Bad Homburg)

Geheiligtes Königtum. Neobyzantinismus als Mittel zur monarchischen Repräsentation im 19. Jahrhundert

Dienstag, 19. Juli 2011, 18:15 Uhr, Hörsaal des Instituts für Kunstgeschichte, Binger Straße 26, 55122 Mainz

Byzanz und die oströmischen Kaiser übten auf die Monarchen des 19. Jh. in Deutschland eine nachhaltige Faszination aus. Die sakrale Inszenierung byzantinischer Herrscher als christliche Reichsoberhäupter diente als Idealbild zur eigenen Darstellung von Gottesgnadentum in einer Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche. Besonders in Bayern und Preußen bedienten sich die Monarchen zur ihrer Selbstdarstellung byzantinischer Kunst- und Architekturmotive, so auch Kaiser Wilhelm II. Die Erlöserkirche, architektonisch orientiert u. a. an der Hagia Sophia in Istanbul, in Bad Homburg ist nur ein Zeugnis seines Verständnisses eines sakral überhöhten Kaisertums.

Dr. Christian Ottersbach: geb. 1971. Studium der Kunstgeschichte, Mittleren und Neueren Geschichte und Mittelalterarchäologie in Bamberg und Marburg. 2005 Promotion mit der Arbeit: "Die Angst der Monarchen. Befestigte Schlossbauten im Deutschen Bund 1815–1866". 2004–2006 Wissenschaftlicher Volontär im Fachgebiet Museen der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, seither freiberuflich tätig, u.a. Mitarbeit an der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg: Stadt Esslingen am Neckar und Stadt Heidelberg. Publikationen zum Burgen-, Schloss und Festungsbau, u.a. zu venezianischen und osmanischen Festungen in Griechenland.

Literatur: Für Teilaspekte des Themas siehe: Bullen, J. B., Byzantium Rediscovered (New York 2003). Jürgen Krüger, Rom und Jerusalem. Kirchenbauvorstellungen der Hohenzollern im 19. Jahrhundert. Acta humaniora. Schriften zur Kunstwissenschaft und Philosophie (Berlin 1995). Dorothea Müller, Bunte Würfel der Macht. Ein Überblick über die Geschichte und Bedeutung des Mosaiks in Deutschland zur Zeit des Historismus. Europäische Hochschulschriften Reihe XXVIII Kunstgeschichte Bd. 228 (Frankfurt, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien 1995). Barbara Schellewald, "Le Byzantinisme est le rêve qui a bercé l’art Européen dans son enfance." Byzanz-Rezeption und die Wiederentdeckung des Mosaiks im 19. Jahrhundert. In: Mitteilungen des Kunsthistorischen Instituts in Florenz 52, 2008, 123–148. Anke Reiß, Rezeption frühchristlicher Kunst im 19. und frühen 20. Jahrhundert: Ein Beitrag zur Geschichte der Christlichen Archäologie und zum Historismus. Kasseler Studien zur Sepulkralkultur Bd. 13 (Dettelbach 2008).