Prof. Dr. Dr. Bernhard Irrgang – Vortragsexposé – Sommersemester 2011

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
»GRENZEN DER KOMMUNIKATION«

Prof. Dr. Dr. Bernhard Irrgang (Dresden)

Ethische Probleme einer Internetkultur

DONNERSTAG (!), 26. Mai 2011, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)

Die Deklaration der Unabhängigkeit des Cyberspace begründete die Tradition einer untergründigen Internetanarchie. Sie kann als Indikator einer gewissen Internetkultur und einer neuen Art von Öffentlichkeit verstanden werden. Gemeinsam ist der neuen Community nur, dass sie gegen die Tradition gerichtet ist und globalisierend wirkt. Soziale Kontrolle kann auf diese Art und Weise nur geringfügig ausgeübt werden. Es gibt eine neue Selbstidentität in der Cyberkultur, die sich in persönlichen Homepages ausdrückt. Das eigene Leben wird inszeniert, Avatare als virtuelle Stellvertreter, Angriffe aus dem Netz und Verstellung, die Internetkultur erscheint als zwiespältig anzusehen. Ein Anwachsen von so genannten illegalen Transaktionen wie z. B. die Umgehung von Besteuerung beim Warenaustausch im Internet oder das unberechtigte Downloaden von Musik oder Filmen kann zu einer Veränderung unserer ökonomischen Infrastruktur führen. Plagiate verändern die Wissenschaftsstruktur. Betrug, Diebstahl, Cyberstalking, Cyberwar – neue Formen der Kriminalität entstehen. Die meisten Gesetzgeber verstehen nicht, dass das Netz mehr ist als eine Erweiterung des Fernsehens oder des Telefonierens. Jedermann hat nun die Macht, die früher die Fernsehgesellschaften oder Telefongesellschaften hatten. Klassische Konzeptionen insbesondere normativer Ethik stoßen an ihre Grenzen.

Bernhard Irrgang, geb. 1953, Prof. Dr. phil. habil., Dr. theol., Professor für Technikphilosophie an der TU Dresden seit 1993; Studium der Philosophie, katholischen Theologie, Germanistik und Indologie an der Universität Würzburg 1973/82, der kath. Theologie und Philosophie in Passau und München 1983/86. Erstes Staatsexamen Lehramt Gymnasien 1979, Promotion in Philosophie (Würzburg) 1982; Zweites Staatsexamen 1985 (Landshut); Assistententätigkeiten in Philosophie 1985 TU Braunschweig, 1986/91 in theologischer Ethik an der Universität München und 1992/93 an der Universität Siegen; Promotion in Theologie (Würzburg) 1991; Lehrbeauftragter für Bioethik am Genzentrum in München 1988/93; Dozent für Philosophie an der Münchner Volkshochschule 1986/98; Habilitation in Philosophie (Bamberg) 1996.

Neuere Veröffentlichungen (Auswahl): Posthumanes Menschsein? Stuttgart 2005; Hermeneutische Ethik. Pragmatisch-ethische Orientierung für das Leben in technologisierten Gesellschaften; Darmstadt 2007; Philosophie der Technik; Darmstadt 2008; Der Leib des Menschen. Grundriss einer phänomenologisch-hermeneutischen Anthropologie; Stuttgart 2009; Internetethik. Philosophische Versuche zur Kommunikationskultur im Informationszeitalter; Würzburg 2011.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Joachim Bauer (Psychosomat. Medizin u. Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg)
Wenn Kommunikation scheitert – Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt
Montag, 30. Mai 2011, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)