Prof. Dr. Dr. h.c. Johann G. Goldammer – Vortragsexposé – Sommersemester 2011

Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche
"Der Mensch und das Feuer – Natur, Kultur, Technik"

Prof. Dr. Dr. h.c. Johann G. Goldammer (Freiburg)

Feuerökologie der Natur- und Kulturlandschaften der Erde – Einklang und Konflikte

Mittwoch, 4. Mai 2011, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)

Das Vorkommen von Vegetationsbränden ist seit etwa 350 Millionen Jahren nachweisbar – durch Funde von kreidezeitlicher Holzkohle in Höhlen Nordrhein-Westfalens oder in Steinkohleflözen in Nordamerika. Die Nutzung des Feuers durch Hominide – in den Savannenlandschaften Afrikas eingefangene und domestizierte Feuer – ist seit mehr als einer Million Jahre nachweisbar, lange bevor der Mensch in der Lage war, das Feuer selbst zu entzünden. Während der Eis- und Zwischeneiszeiten brannten natürliche Feuer, ausgelöst durch Blitzschlag, in den Regionen der Erde, die eisfrei waren und in denen ausgeprägte Trockenzeiten die großräumige Ausbreitung von Wildfeuern ermöglichten. Mit der zunehmenden Besiedlung und zivilisatorischen Erschließung der Erde durch den Menschen, begannen sich in vielen Regionen die natürlichen und anthropogenen Feuer zu mischen und die Natur- und Kulturlandschaften zu prägen. Die Zusammensetzung von Pflanzen- und Tierarten in den natürlichen und naturnahen Wäldern zwischen den Tropen und dem borealen Norden und in den Offenlandschaften der Erde – beispielsweise die tropischen und subtropischen Savannen oder die Prärien der gemäßigten Zone – wurde stark durch das Feuer mitbestimmt. Auch die intensiv bewirtschafteten Kulturlandschaften weisen Feuerspuren auf – in den verschiedenen Formen der Feuerbewirtschaftung zwischen dem Wanderfeldbau in den Tropen und der Brandwaldwirtschaft in Europa, die bis in das 20. Jahrhundert praktiziert wurde.

Johann Georg Goldammer, geb. 1949, Leiter der Arbeitsgruppe Feuerökologie (seit 1990) und des Global Fire Monitoring Center (GFMC) (seit 1998) des Max-Planck-Instituts für Chemie (Mainz), angesiedelt an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. und Assoziiertes Institut der United Nations University (seit 2005). – 1972 bis 1977 Studium der Forstwissenschaft, Promotion (1983) und Habilitation (1991) in Feuerökologie, Professor für Feuerökologie an der Universität Freiburg (2001), United Nations Sasakawa Award for Disaster Reduction (2001), Staatsauszeichnungen ″Saving and Multiplying the Forest Resources of Russia″ (1999) und Memorial Medal of the Federal Forest Agency (2009). Ehrendoktorwürde der Mongolian State University of Agriculture (2007). – In der Forschung befasste sich Goldammer in den 1970er und 90er Jahren mit den Tropen und Subtropen, seit dann vor allem auch mit der Anwendung des Kontrollierten Feuers zur Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaften Eurasiens.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
PD Dr. Miriam Noël Haidle
(Koordinatorin der Forschungsstelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ″The role of culture in early expansions of humans″ am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum, Frankfurt am Main, und der Eberhard-Karls-Universität Tübingen)
Am Anfang war das Feuer? Zur Urgeschichte eines komplexen Artefakts
Mittwoch, 11. Mai 2011, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)