Dr. Michèle Jung – Vortragsexposé – Wintersemester 2010/2011

Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater und das Studium generale laden im Rahmen der Ringvorlesung KLEISTS REZEPTION zu folgendem Vortrag ein:




Dr. Michèle Jung (Avignon)



Die Kleist-Rezeption in Frankreich

Montag, 17. Januar 2011, 18:15 Uhr, P 3 (Philosophicum)



Heinrich von Kleist wird in Frankreich heute wie ein zeitgenössischer Autor rezipiert. Das hängt eng mit einer Aufführung von Jean Vilar im Jahr 1951 zusammen, der auf dem Theaterfestival von Avignon den »Prinzen von Homburg« mit Gérard Philippe im »Cour d’Honneur« des Papstpalastes inszeniert hat. Seither ist das Interesse an Kleist in Frankreich ungebrochen. Seine acht Dramen werden regelmäßig auf den französischen Bühnen gespielt.

Woher rührt diese Begeisterung, diese »Kleistmanie«, wie es die französische Theaterpresse einmal nannte?

Mit dieser Frage werden wir uns beschäftigen,

– indem wir uns die Psychologie seiner Figuren, seinen Schreibstil und seine Theaterkonzeption vor Augen führen;

– indem wir die unterschiedlichen Phasen der Übersetzung und Inszenierung in Frankreich aufzeigen, denn nur wenige Werke sind derart stark von der Sprache abhängig, in der sie geschrieben wurden;

– indem wir die Nachforschungen der französischen Dramaturgen, Regisseure, Schauspieler, Übersetzer und Wissenschaftler rekapitulieren, denen wir es verdanken, sensibler für die Sprache Kleists, ja überhaupt fähig geworden zu sein, eine so rätselhafte Sprache wie die seine auf der Bühne zu verstehen.



Dr. Michèle Jung wurde 1996 mit ihrer Dissertation »La perversion dans l'écriture de Heinrich von Kleist« an der Universität Montpellier zum Dr. phil. promoviert. Seitdem hat sie mehrere Colloquien zu Kleist veranstaltet und verschiedentlich weitere Forschungsarbeiten zu Kleist publiziert. Im Internet gibt sie die Website »Lire Kleist aujourd'hui« heraus (http://www.kleist.fr/).





Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Wolfgang Düsing (Mainz)

Der Amtsrichter Wucht als »Nachfahre« des Dorfrichters Adam.

Zur Kleist-Rezeption in Dürrenmatts »Die Panne«

Montag, 24. Januar 2011, 18:15 Uhr, P 3 (Philosophicum)