Prof. Dr. Jörg Zimmermann · Vortragsexposé · Sommersemester 2010

Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche

"Das Schöne – Formen und Funktionen



Prof. Dr. Jörg Zimmermann (Mainz)

Schönheit der Verwitterung

Mittwoch, 16. Juni 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)



Die mit großem institutionellem, medialem und ökonomischem Aufwand im Kielwasser erfolgreicher naturwissenschaftlicher Disziplinen sich vollziehende "Umdeutung" der Ästhetik im allgemeinen und des Diskurses über "Schönheit" im besonderen ist ein postmodern besonders auffälliges Faktum, das in den meisten Fällen mit Stammtischansichten über Kunst und Schönheit ebensogut harmoniert wie mit den Interessen einer inzwischen weltweit operierenden Beauty- und Wellness-Industrie.

Auf solche Problemzusammenhänge kann natürlich nur am Rande eingegangen werden. Doch ist das Thema des Vortrags zumindest ein Teil der Antwort: Ohne den Widerstreit ästhetischer Begriffe in ihrer Beweglichkeit und Sensibilität gegenüber einer Vielzahl historisch, topographisch und sozial sich verän-dernder Randbedingungen ist im tendenziell unbegrenzten Feld ästhetischer Erfahrung an differenzierter Einsicht intersubjektiv, subjektiv und objektiv nicht viel zu gewinnen.

Konkret geht es um die ästhetische Bedeutung von Phänomenen der Verwitterung, die nach idealistischer, aber auch nach volkstümlicher Ansicht vor allem als Widerpart des Schönen, von Melancholikern unterschiedlicher Provenienz jedoch als dem Schönen inhärentes Moment verstanden wird. Anschauliches Pendant zum Vortrag ist die ab 17. Mai 2010 in der Hochschule für Musik gezeigte Ausstellung "Nachtstücke und Traumwerk".



Prof. Dr. Jörg Zimmermann war an Hochschulen in Tübingen, Konstanz, Hamburg, Hannover und Berlin tätig, bevor er 1995 dem Ruf nach Mainz auf einen neu eingerichteten Lehrstuhl für Kunsttheorie folgte. 1993 bis 1997 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. Er veranstaltete zahlreiche interdisziplinäre Kongresse, Ausstellungen, Symposien und Vortragsreihen zur Ästhetik im In- und Ausland. Unter den Gasttätigkeiten ist ihm diejenige im Fachbereich Philosophie und Ästhetik der Universität Roma Tre am wichtigsten.

Ausstellungen/Kataloge: ZOLLHAFEN (2006), Metallomorphie (2007), Il Mondo del Marmo (2008), Pezzi fantastici (2009). Bücher u.a.: Sprachanalytische Ästhetik (1980), Theory of Earth Science (Koautor, 1988), Francis Bacon: Kreuzigung (3. Aufl. 1992), Ästhetik der Inszenierung (Ko-Hg. 4. Aufl. 2008). Einschlägige Essays: Das Schöne (in: Grundkurs Philosophie, 7. Aufl. 2003), Ästhetik (Fischer-Lexikon Literatur, 2. Aufl. 2002). Aufsätze 2010: Der Tod und das Mädchen: Franz Schubert als Leitfigur der Ästhetik von Samuel Beckett & Leichenbleicher Gorgonzola an verkohltem Toastbrot. Antikulinarische Episoden im Werk von Samuel Beckett.



Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Dr. Wilfried Wagner und Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas (Universitätsmedizin Mainz)

Struktur- und Funktionsänderung zur Verbesserung der Gesichtsästhetik

Mittwoch, 23. Juni 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)