Prof. Dr. Gregor Daschmann · Vortragsexposé · Wintersemester 2009/2010

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"STRATEGIEN DER KOMMUNIKATION. ARGUMENTATION, LOGIK, RHETORIK"

Prof. Dr. Gregor Daschmann (Mainz)

"Dies ist kein Einzelfall …" – Fallbeispiele in der Rhetorik der Medien und was sie bewirken

Montag, 14. Dezember 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Schon in der klassischen Rhetorik werden die Bedeutung und der Nutzen von Beispielen für die Anschaulichkeit und Überzeugungskraft der Rede diskutiert. Dieses Prinzip wirkt bis in unsere heutige Mediengesellschaft hinein: Die häufige Verwendung von Beispielen gilt als ein zentrales Stilmittel von gutem Journalismus, um Berichte lebhafter, anschaulicher und verständlicher zu machen. Doch was lediglich als Service für Leser, Hörer und Zuschauer gedacht ist, kann bei vielen Rezipienten ungeahnte Wirkungen auslösen. Dies belegen empirische Studien aus dem Bereich der "exemplification research", von denen ein großer Teil am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz entstanden ist. Der Vortrag skizziert, ausgehend von Überlegungen zu Erkenntnistheorie und Rhetorik, was Beispiele eigentlich aussagen, wie Beispiele im modernen Journalismus eingesetzt werden, was sie bewirken und welche gravierenden Folgen ihre häufige Verwendung für die Rationalität des gesellschaftlichen Diskurses mit sich bringt.

Gregor Daschmann, geb. 1962, ist Universitätsprofessor und seit 2008 Geschäftsführender Leiter des Instituts für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Nach dem Studium der Publizistikwissenschaft, Politikwissenschaft und Psychologie in Mainz arbeitete er zunächst mehrere Jahre als Journalist für Hörfunk und Fernsehen, anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik, wo er im Jahr 2000 über die Wirkung von Fallbeispielen promovierte. Von 2002–2006 war er Professor für Medien- und Kommunikationswissenschaft am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Seit 2006 ist er Professor für Publizistikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 2002 bis 2006 war er erster Sprecher der Fachgruppe Methoden der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (DGPuK). Seine Forschungsgebiete sind u. a Medienrezeption, Medienwirkung sowie empirische Methoden.
Wichtigste Publikationen zum Vortragsthema: Beispielhafte Willkür? Was Journalisten über den Umgang mit Beispielen denken. In Wiebke Möhring, Walter J. Schütz & Dieter Stürzebecher (Hrsg.), Journalistik und Kommunikationsforschung. Festschrift für Beate Schneider. Berlin: Vistas 2007, 233–252; Der Einfluss von Fallbeispielen auf Leserurteile. Experimentelle Untersuchungen zur Medienwirkung. Konstanz: UVK Medien 2001; Vox pop & polls: The Impact of Poll Results and Voter Statements in the Media on the Perception of a Climate of Opinion. In: International Journal of Public Opinion Research 12 (2000), 160–181.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Dr. Thomas Roessing · Dr. Nikolaus Jackob · Dr. Thomas Petersen
(Institut für Publizistik, Universität Mainz)
Rhetorik als Kommunikationsstrategie: Wie wirken Betonung, Gestik und Inhalt zusammen?
Montag, 11. Januar 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)