Prof. Dr. Ulrich Pardey · Vortragsexposé · Wintersemester 2009/2010

STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"DER SINN DER SINNFRAGE"


Prof. Dr. Ulrich Pardey (Bochum)

Die Sprachanalyse vor der Sinnfrage Zum Verhältnis von Methode und Gegenstand

Mittwoch, 18. November 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Die Sprachanalyse ist eine Methode der Philosophie, und der Gegenstand, auf den diese Methode in diesem Vortrag angewandt werden soll, ist die Frage nach dem Sinn des Lebens. Aber passen Methode und Gegenstand zueinander? Und wenn sie sich nicht miteinander vertragen, zu wessen Lasten geht das dann?
Rudolf Carnap hat in seinem programmatischen Aufsatz "Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache" zu zeigen versucht, dass die Fragen und Antworten der Metaphysik sinnlose Sätze seien. Demnach scheint die logische Sprachanalyse die Metaphysik abzulehnen. Andererseits scheint die Frage nach dem Sinn des Lebens eine metaphysische Frage zu sein, die sich nicht auf die wissenschaftlich erkennbare Wirklichkeit beschränkt, sondern sie überschreitet (transzendiert). Deshalb könnte es zu einem Konflikt zwischen Methode und Gegenstand der Untersuchung kommen.
Nehmen wir einmal an, dass die Sprachanalyse zu dem Ergebnis käme, die Frage "Ist das Leben sinnvoll?" sei genauso unsinnig wie die Frage "Ist die Zahl 5 rot?" Wäre mit diesem Urteil der Sprachanalyse die Sinnfrage erledigt? Oder könnten wir den Spieß auch umdrehen und aus dem Sachverhalt, dass die Sprachanalyse in der Sinnfrage nur Unsinn sieht, darauf schließen, dass die Sprachanalyse vor der Sinnfrage versage und hier unbrauchbar sei?

Ulrich Pardey, geb. 1946, Studium der Philosophie, Germanistik, Ev. Theologie und Mathematik, 1973 Promotion zum Dr. phil., 1978-1998 Kirchenmusiker (Studium, A-Examen, ab 1996 Kirchenmusikdirektor), 1997 Habilitation in Philosophie, seit 1998 Professor für Philosophie (mit einem Schwerpunkt in Logik und Sprachphilosophie) an der Ruhr-Universität Bochum.
Bücher: Identität, Existenz und Reflexivität. Sprachanalytische Untersuchungen zur deskriptiven Metaphysik (Weinheim 1994); Freges Kritik an der Korrespondenztheorie der Wahrheit (Paderborn 2004); Begriffskonflikte in Sprache, Logik, Metaphysik (Paderborn 2006).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Bernulf Kanitscheider
(Philosophie der Naturwissenschaften, Zentrum für Philosophie und Grundlagen der Wissenschaft, Justus-Liebig-Universität Gießen)
Die Sinnperspektive in einem unendlichen Kosmos
Mittwoch, 25. November 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)