Prof. Dr. Hugo Scheer · Vortragsexposé · Sommersemester 2009

STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"BLICKE INS LICHT. WIE NATUR- UND KULTURWISSENSCHAFTEN LICHT ERKLÄREN UND DEUTEN"

Prof. Dr. Hugo Scheer (München)

Licht und Leben:
Von der Photosynthese zur Photodynamischen Therapie

Mittwoch, 27. Mai 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Das Licht der Sonne ist der Energielieferant für das Leben auf der Erde. Unter bestimmten Bedingungen ist es allerdings auch eine Gefahr für das Leben, wobei sich dieser Effekt wiederum therapeutisch einsetzen lässt, z.B. gegen Tumore. Diese Dualität wird am Beispiel der Chlorophylle beschrieben. Photosynthetische Organismen haben Chlorophylle entwickelt, weil diese sehr effizient Licht aufnehmen und seine Energie ausreichend lange speichern können, um sie dann mithilfe des Photosyntheseapparates als chemische Energie (Zucker) langfristig festzulegen. Allerdings machen die intensive Absorption und die relativ lange Lebensdauer des angeregten Zustandes die Chlorophylle auch höchst gefährlich. Photosynthetische Organismen haben deshalb vielfältige Schutzmechanismen entwickelt, um z.B. bei plötzlicher Erhöhung der Lichtstärke (Wolkenlöcher, Lichtflecken im Wald oder im bewegten Wasser) überschüssige Energie der Chlorophylle sicher "abzuleiten". Tiere haben diese Fähigkeit nur in wesentlich geringerem Umfang. Sie erleiden deshalb schwerste Verbrennungen, wenn Ihnen nur wenige Milligramm Chlorophyll oder ähnlicher Substanzen injiziert werden. Auf diesem sogenannten Photodynamischen Effekt beruht die Phylloerythrie, eine Krankheit bei Weidetieren, oder die Porphyrie beim Menschen. Viele Pflanzen wie der kaukasische Bärenklau produzieren photodynamische Gifte auch zur Abwehr von Fressfeinden. Andererseits ist es aber auch möglich, diesen Effekt im medizinischen Bereich gezielt gegen unerwünschtes Gewebe wie Tumore einzusetzen.

Prof. Dr. Hugo Scheer, geb. 1942. Studium an der TU Braunschweig, 1968 Diplom-Chemiker, 1970 Dr. rer. nat. 1970–72 Wissenschaftl. Assistent bei Professor H. Wolf (Gesellschaft für Molekularbiologische Forschung, Stöckheim). 1973–75 Beurlaubt als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Arbeiten mit Dr. J. J. Katz am Argonne National Laboratory, Argonne USA. Seit 1975 am Botanischen Institut der Universität München. 1977 Habilitation im Fach Botanik, Wissenschaftl. Assistent und ab 1980 Professor. Leiter der Abteilung "Photobiologie".
1987 Rudi Lemberg Fellow der Australian Academy of Science, Australien. 1991 Visiting Miller Professor an der University of California, Berkeley, USA. 1992 Ruf auf den Lehrstuhl für Allgemeine und mikrobielle Biochemie der Universität Leipzig, nicht angenommen. 1994 Gast am Institut Pasteur, Dr. N. Tandeau de Marsac. 1997 Gastprofessur am Botanischen Institut der Universität Wuhan, China. 1997–2007 Sprecher SFB 533: Lichtinduzierte Dynamik von Biopolymeren. 2000 Gastprofessur an der ENS Paris, Frankreich. 2000 Ehrenprofessur an der Universität Nanjing, China. 2004/07 Gastprofessor am Weizmann Institute of Science, Rehovot, Israel.
Forschungsthemen: 1. Primärprozesse der Photosynthese, 2. Protein-Kofaktor Interaktionen, 3. Chlorophylle in der Photodynamischen Tumor-Therapie.


Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Elke Lütjen-Drecoll (Anatomie, Erlangen-Nürnberg)
"Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt."
Eine funktionelle Morphologie des Sehorgans und Ursachen von Erblindungen
Mittwoch, 3. Juni 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)