Prof. Dr. Regine Kollek – Vortragsexposé – Wintersemester 2008/2009

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"BIOLOGISCH DETERMINIERT? MENSCHSEIN ZWISCHEN ZWANG UND AUTONOMIE"

Prof. Dr. Regine Kollek
(Hamburg)

Prädiktive Genetik im Spannungsfeld von selbst bestimmter Lebensführung und Gesundheitsverantwortung

Dienstag, 13. Januar 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Genetische Tests gehören heute zum medizinischen Alltag. Einer ihrer brisanten Einsatzbereiche ist die prädiktive Diagnostik, die das Risiko zukünftiger Erkrankungen bei gesunden Menschen ermittelt. Auf ihrer Basis kann zunehmend schon bei Kindern oder jungen Erwachsenen festgestellt werden, wie hoch deren Wahrscheinlichkeit ist, die fragliche Krankheit später im Leben zu entwickeln.
Der Vortrag beleuchtet die Charakteristika der prädiktiven Diagnostik und wirft einen Blick auf entscheidende Veränderungen, die der genetische Blick in die Zukunft bringt: Neben besseren medizinischen Heilungschancen und Präventionsmöglichkeiten gehört hierzu auch ein anderer individueller und gesellschaftlicher Umgang mit Fortpflanzungswünschen, Verwandtschaftsbeziehungen und Krankheitsrisiken.
Dies führt zum einen zu einem veränderten Verständnis von Gesundheit und Krankheit. Zu diskutieren ist auch, ob die aufgezeigten Entwicklungen zum Entstehen einer "genetischen Verantwortung" führen, durch die das Recht auf Gesundheit in eine Pflicht zum Gesundheitsmanagement transformiert wird.

Regine Kollek ist Biologin und Professorin für Technikbewertung der modernen Biotechnologie in der Medizin im Forschungsschwerpunkt Biotechnik, Gesellschaft und Umwelt der Universität Hamburg. Stationen ihrer früheren Forschungstätigkeit waren u.a. die University of California (Medical School), San Diego, das Heinrich-Pette-Institut an der Universität Hamburg sowie das Hamburger Institut für Sozialforschung. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Technikfolgenabschätzung und -bewertung sowie wissenschaftstheoretische, wissenssoziologische und ethische Fragen der modernen Medizin. Seit 2001 ist sie Mitglied im Nationalen bzw. Deutschen Ethikrat sowie Mitglied im Internationalen Ausschuss für Bioethik der UNESCO.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Klaus Lieb (Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Sind psychische Erkrankungen biologisch determiniert?
Dienstag, 20.Januar 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)