Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Haber – Vortragsexposé – Wintersemester 2008/2009

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"NATURSCHUTZ UND WISSENSCHAFT. THEORIE – PRAXIS – WISSENSTRANSFER"

Prof. em. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Haber
(Wissenschaftszentrum Weihenstephan, TU München)

Naturschutz zwischen Wissenschaft und Praxis. Vom Umgang mit einer veränderlichen Natur

Montag, 17. November 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Der rund 140 Jahre alte Naturschutz genießt allgemein ein hohes gesellschaftliches Ansehen. Doch seine Erfolge entsprechen oft nicht den Erwartungen. Die ökologische Wissenschaft, auf die er sich in den letzten Jahrzehnten gestützt hat, musste ihn enttäuschen, weil sie die Vergeblichkeit eines statischen Schutzes für eine veränderliche Natur aufzeigte und sogar Gesetze als kaum vollziehbar erwies. In der Praxis zeigt sich immer wieder Unklarheit, welche Natur mit welchen Methoden geschützt wird, etwa im Streit um Wildnis oder naturbetonte Landschaft, um Biotope und Arten, wobei auch die kulturellen und ökonomischen Aspekte von Belang sind; denn Naturschutz gibt es nicht umsonst. Er trägt heute das modische Kleid der biologischen Vielfalt, das ihn aber in Theorie und Praxis eher belastet als schmückt, und muss sich in der Konkurrenz von Umwelt-, Klima-, Gesundheits- und Verbraucherschutz behaupten. Bei diesen gibt es in Zahlen fassbare Grenzwerte, z. B. Erwärmung bis 2 Grad im Durchschnitt, die in der Vielfalt der Lebewelt nicht möglich sind. Um den Umgang mit der Natur, so lebenswichtig er ist, muss daher immer wieder neu gerungen werden.

Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Haber hat sein Studium der Biologie, Chemie und Geographie 1957 mit einer Doktorarbeit über ökologische Bodenmikrobiologie abgeschlossen und sich dann auf Ökologie spezialisiert. Nach einer Tätigkeit am Naturkundemuseum in Münster hatte er 1966 bis 1994 den Lehrstuhl für Landschaftsökologie der Technischen Universität München in Freising-Weihenstephan inne, wo er sich u. a. mit Grundlagenforschung für Naturschutz und Landschaftsentwicklung befasste. Er war auch Vorsitzender des Rats von Sachverständigen für Umweltfragen und danach des Deutschen Rats für Landespflege, und erhielt 1993 als Erster den Deutschen Umweltpreis der Bundesstiftung Umwelt.

Nächste Veranstaltung in dieser Reihe:
Prof. Dipl.-Ing. Klaus Werk (Umweltrecht und Planungsinstrumente, FB Geisenheim, FH Wiesbaden)
Zu aktuellen Begründungen und Strategien des professionellen Naturschutzes in Deutschland
OBR Helmut Schneider (Umwelt/Landespflege, LandesBetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz, Koblenz)
Naturschutz in der Praxis der Eingriffsverwaltung im Spannungsfeld zwischen rechtlichen Anforderungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen
Montag, 24. November 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)