Pressetext zum Vortrag von Dr. Christoph Schwöbel – Sommersemester 2008

Prof. Dr. Christoph Schwöbel (Tübingen)

Toleranz im Streit der religiösen Wahrheitsansprüche. Theologische und philosophische Perspektiven zur Begründung und Praxis der Toleranz

Donnerstag, 11. September 2008, 19.30 Uhr, Institut für Europäische Geschichte

Das Zusammenleben unterschiedlicher Konfessionen, Religionen und Weltanschauun-gen konfrontiert Individuen und Gemeinschaften mit der Herausforderung der Toleranz. Allerdings erweist sich die Forderung der Toleranz als durchaus ambivalent. Führt Tole-ranz als universale Forderung nicht auch zur Duldung religiöser und weltanschaulicher Intoleranz und erhöht damit das Risiko gewaltsamer Auseinandersetzungen? Und um-gekehrt: Muss eine Toleranzforderung, die die Wahrheitsansprüche aller Religionen und Weltanschauungen als gleich-gültig oder als gleichermaßen unentscheidbar betrachtet, von Menschen mit einer religiösen Lebensorientierung, die sich als Wahrheitsgewissheit versteht, nicht als relativistische Infragestellung ihrer Wahrheitsgewissheit und als Be-drohung ihrer Identität verstanden werden. Der Vortrag untersucht unterschiedliche Strategien der Toleranzbegründung und der mit ihnen verbundenen Praxis der Tole-ranz. Gegenüber einer Toleranzbegründung, die die Wahrheitsgewissheit religiöser Überzeugungen ignoriert oder nivelliert, wird gefragt, ob Toleranz nicht aus den religiö-sen Wurzeln der einzelnen Traditionen begründet werden muss. Gibt es, christlich-theologisch gesprochen, Toleranz aus Glauben? Welche Konsequenzen hätte ein solche Verständnis der Toleranz für die Praxis der Toleranz in den unterschiedlichen Kontex-ten des Zusammenlebens?