Prof. Dr. Andreas Grohmann – Vortragsexposé – Sommersemester 2008

Themenschwerpunkt des Studium generale
Wasserkonflikte als Normenkonflikte. Grundfragen der Ethik"

Prof. Dr. Andreas Grohmann (Berlin)

Verlagerte Wassernutzung (virtuelles Wasser)

Montag, 9. Juni 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Der globale Handel mit Lebensmitteln trägt dazu bei, regionale Wasserdefizite entscheidend auszugleichen. Einen Krieg ums Wasser wird es niemals geben. Um diese Zusammenhänge bewusst zu machen, ist seit den 1990er Jahren der Begriff "virtuelles Wasser" international üblich. Er ist Teil des Fußabdrucks des Wasserbedarfs (water footprint), der Summe aus sichtbarer und verlagerter Wassernutzung, gekennzeichnet durch die Zahlenfolge 3 – 20 – 110 – 200 – 3.400 (Liter je Person und Tag). Dabei sind 3 L/d der tägliche Trinkwasserbedarf, 20 L/d das Menschenrecht auf Wasser, 110 L/d der Bedarf an Wasser für den menschlichen Gebrauch (Trinkwasser im Haushalt), 200 L/d der sonstige sichtbare Wasserbedarf im urbanen Bereich (z.B. für Feuchtbiotope, Parklandschaften und Umweltschutz) und umgerechnet 3.400 L/d (globaler Durchschnitt) der im urbanen Bereich nicht sichtbare Bedarf für die Fertigung von benötigten Produkten, der weitaus größte Teil (über 90%) hiervon für landwirtschaftliche Produkte. Aspekte der verlagerten Wassernutzung sind auch neue Formen des Wassersparens und die Vernetzung von Stadt und Land über die Wassernutzung, denn die Stadt ist zwar Verursacher des Wasserbedarfs aber real ein Wasser Überschussgebiet.

Andreas Grohmann, geb. in Athen, studierte in Berlin und Mainz Chemie mit Schwerpunkt Elektrochemie. 1968 kam er zum Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene in Berlin. Er war bis zur Pensionierung Anfang 2001 Leiter der Abteilung Trinkwasserhygiene und Badebeckenwasserhygiene im Umweltbundesamt und Leiter des WHO Collaborating Center Ressourcenschutz und Wasserhygiene in Bad Elster. Er leitete die Fachkommission Soforthilfe Trinkwasser, deren Aufgabe von 1990 bis 1996 die Sicherung der Trinkwasserversorgung in den neuen Ländern war. Er ist Honorarprofessor an der TU Berlin, Wasserreinhaltung. Mit dem "virtuellen Wasser" befasste er sich intensiv als Herausgeber der 8. Auflage des Buchs "Karl Höll: Wasser" im DeGruyter Verlag.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Dr. Ines Dombrowsky
(Sozialwissenschaftliche Umweltforschung, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig)
Anreize für Kooperation an internationalen Gewässern? Konzeption und Beispiele
Montag, 16. Juni 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)