Prof. Dr. Rolf-Dieter Wilken – Vortragsexposé – Sommersemester 2008

STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"WASSER: MOLEKÜL, LEBENSSTOFF, MENSCHHEITSPROBLEM"

Prof. Dr. Rolf-Dieter Wilken (Mainz)

Wie sauber darf Trinkwasser sein?

Mittwoch, 18. Juni 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Eine ungewöhnliche Frage, mit vielen unterschiedlichen Hintergründen. Trinkwasser in Deutschland ist das bestuntersuchte und qualifizierte Lebensmittel. Dennoch betrachten es viele Deutsche als gesundheitsgefährdend, weil sie von Medikamenten- und Hormonresten im Trinkwasser gehört haben. Trinkwasser steht 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Viele halten es für viel zu teuer, aber kaum jemand kann spontan sagen, wie viel es kostet.
Destilliertes, ionenfreies Wasser - ohne gelöste Gase aus der Luft - ist nicht das, was die Trinkwasserverordnung unter Trinkwasser versteht. Es schmeckt nicht und ist gesundheitsgefährdend wegen seines osmotischen Verhaltens in und an der Körperzelle. Trinkwasser ist erst durch seine Inhaltsstoffe, wie Gase und Mineralien, ein gutes Trinkwasser. Trinkwasser kann man natürlich auch von allen Stoffen befreien, von denen man meint, dass sie eine Gefährdung darstellen. Je geringer die Konzentrationen sind, umso mehr Aufwand muss man treiben und umso teurer wird das Wasser aus dem Hahn. Kann man den Aufwand und die Kosten verantworten? Wie gefährlich sind die Mikroverunreinigungen? Welche alternativen Untersuchungsmethoden könnten vielleicht helfen, die Entscheidungen zu treffen? Und dann noch eine Frage: Warum ist für Amerikaner nur ein gechlortes Wasser ein gutes Wasser?

Prof. Dr. Rolf-Dieter Wilken ist Professor im Fachbereich 09 der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sein Fach ist die Angewandte Hydrochemie. Seine Professur wurde von den Stadtwerken Wiesbaden gestiftet, von der Hessenwasser GmbH & Co. KG übernommen und ist nun beim IWW Wasserforschungsinstitut in Mülheim an der Ruhr angebunden. Dort ist Prof. Wilken inzwischen Wissenschaftlicher Direktor. Sein Hauptarbeitsgebiet war die Spurenanalytik von Wasserinhaltsstoffen. Inzwischen arbeitet er auf dem Gebiet des Integrierten Wasserressourcen-Managements (IWRM), im asiatischen und arabischen Raum.
Prof. Wilken ist Leiter des Kompetenzzentrums „Flut & Hitze“ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und beschäftigt sich dort im Verbund mit anderen Forschergruppen mit dem Klimawandel, und insbesondere dort mit der Trinkwasserversorgung bei sich ändernden Verhältnissen.
Er ist Mitherausgeber des „Handbuch Angewandte Limnologie“ im Wiley Verlag und Mitglied im Arbeitskreis der Rheinwasserwerke. Er ist Mitglied der Schutzkommission beim Bundesminister des Inneren.

Publikationen zum Thema:
1. WILKEN, R.-D.: The Recovered Rhine and its history. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. Hdb Env Chem Vol 5, Part (2005) 47-87
2. T.A. Ternes, M. Stumpf, J. Müller, K. Haberer, R.-D. Wilken, M. Servos: Behaviour and occurence of estrogens in municipal sewage treatment plants - I. Investigations in Germany, Canada and Brazil. Science of the Total Environ. 225, 81-90, 1999
3. Hirsch, R., Ternes, Th.A., Lindart, A., Haberer, K. und Wilken, R.-D. A sensitive method for the determination of iodine containing diagnostic agents in aqueous matrices using LC-electrospray-tandem-MS detection. Fresenius J. Anal. Chem. 366(8) 835-841 (2000)

Nächster Vortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Werner Dahlheim (Professor em. für Alte Geschichte, Technische Universität Berlin)
»Bäder machen das Leben aus.« Städtische Lebensart im alten Rom
Mittwoch, 25. Juni 2008, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)