Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Frühwald – Vortragsexposé – Wintersemester 2007/2008

Studium generale: 100. Mainzer Universitätsgespräche

"Tradition ist Gegenwart – Zur kulturellen Wende in den Wissenschaften"

Prof. Dr. Dr. h.c. mult.
Wolfgang Frühwald (München)

Die Lesbarkeit der kulturellen Welt

Mittwoch, 31. Oktober 2007, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Seit die deutsche Sprache am Ende des 18. Jahrhunderts in Konkurrenz zu den Kultursprachen Europas getreten ist und diese Konkurrenz glanzvoll bestanden hat, haben wir das Verständnis anderer Sprachen, das der Gesten, der Bilder, der Architektur, der Musik, weitgehend verlernt. Sie wiederzuentdecken, ist heute eine Aufgabe von Rang. Der Vortrag versucht, europäische und deutsche Stadt- und Landschaftsbilder zu lesen, solche der Antike, der Renaissance und des 19. Jahrhunderts. Er will damit einführen in die kulturelle Bedeutung jener «visuellen Alphabetisierung», die von der Bildkritik genannten Wissenschaft propagiert wird. Diese könnte uns helfen, unsere immer stärker von Bildern (bis hinein in Wissenschaft und Therapie) dominierte Welt zu verstehen, die Welt hinter den Bildern zu suchen und nicht nur die manipulierbare Oberfläche zu erkennen.

Den Vortrag leitet ein kulturwissenschaftliches Interesse. Er ist nicht kunsthistorisch, sondern ideengeschichtliche angelegt und versucht, uns weitgehend verlorene Denk- und Kunstmuster wieder zu erschließen.

Dr. Wolfgang Frühwald, emeritierter Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Universität München. Geb. 1935. 1992–1997 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Seit 1999 Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung. Neuere Buchveröffentlichungen: Das Talent, Deutsch zu schreiben. Goethe – Schiller – Thomas Mann. Köln 2005. – Goethes Hochzeit. Frankfurt am Main 2007. – Wie viel Wissen brauchen wir? Politik, Geld und Bildung. Berlin 2007.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Markschies
(Professor für Ältere Kirchengeschichte, Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin)
«Cultural Turn!?» – Wenderhetorik in den Geisteswissenschaften als Modephänomen
Mittwoch, 7. November 2007, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)