Prof. Dr. Rainer Mausfeld – Vortragsexposé – Wintersemester 2007/2008

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
WAHRNEHMUNG UND WIRKLICHKEIT

Prof. Dr. Rainer Mausfeld
Professor für Psychologie, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Die Sinne als Werkzeug des Geistes

Dienstag, 27. November 2007, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Ist die Welt eigentlich so, wie sie sich in unserer Wahrnehmung darstellt? Gibt es ‚Bedeutungen’ wirklich in der Außenwelt oder nur ‚im Kopf’? Unsere Alltagsintuition zur Wahrnehmung verführt uns zu der Vorstellung, daß es Aufgabe unserer Sinne sei, unserem Geist ein zutreffendes Bild der äußeren Welt zu vermitteln. Daher sind wir überzeugt, daß die Bedeutungskategorien unserer Wahrnehmung auch Bedeutungskategorien der Welt sind. Neuere Befunde aus der Wissenschaft – vor allem aus Kognitionsforschung, Ethologie und Säuglingsforschung – vermitteln jedoch ein radikal anderes Verständnis der Beziehung zwischen unserem Geist und unseren Sinnen. Diesen Einsichten zufolge sind die zentralen Bedeutungskategorien, die wir als Kategorien der Außenwelt erleben, Teil der biologischen Grundausstattung unseres Geistes. Die zentrale funktionale Leistung unseres Gehirnes liegt gerade darin, uns den Eindruck ihrer Objektivität zu vermitteln, indem es sie gleichsam von Innen nach Außen verlegt. Es ist also unser Geist, der die Welt sieht, es sind nicht unsere Sinne.

Prof. Dr. Rainer Mausfeld, geb. 1949, Studium der Psychologie, Mathematik und Philosophie an der Universität Bonn, seit 1993 Professor für Allgemeine Psychologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher LEOPOLDINA in Halle. Arbeitsschwerpunkte: Farbwahrnehmung, interne Semantik des Wahrnehmungssystems, funktionale Grundlagen der menschlichen Befähigung zur Multi¬perspektivität.

Nächster Vortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Heinrich H. Bülthoff (Direktor der Abt. für Kognitive Humanpsychophysik am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, Tübingen)
Augenscheinlich real – Wahrnehmung und Handlung in wirklichen und virtuellen Welten
Dienstag, 4. Dezember 2007, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)