Prof. Dr. Hans-Dieter Schwind – Vortragsexposé – Wintersemester 2004/2005

Themenschwerpunkt des Studium generale
»Opfer und Täter«


Prof. Dr. Hans-Dieter Schwind
(Osnabrück/Bochum)

»Alle gaffen ... keiner hilft«
Unterlassene Hilfeleistung bei Unfällen und Straftaten


Dienstag, 16. November 2004, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

In den letzten Jahren häufen sich Medienberichte über die Unterlassene Hilfeleistung bei Unglücksfällen und Straftaten. Während die erstere Erscheinung auch hierzulande bereits früher zu beobachten war, gehört die Unterlassene Hilfeleistung bei Straftaten zu den Phänomenen, die bisher eher aus den Vereinigten Staaten bekannt wurden. Gemeint sind die Fälle, in denen Opfern z. B. von Raubtaten, Vergewaltigungen und anderen Körper­verletzungen keine (Not-)Hilfe zuteil wird, obgleich potentielle Helfer als Zuschauer am Tatort herumstehen (sog. non-helping-bystander-Effekt). Warum helfen sie nicht? Eine Rolle spielen sowohl situationsbezogene als auch personenbezogene Einflussfaktoren; sie werden auf exemplarischem Weg besprochen. Danach wird die Frage behandelt, was man tun kann, um Hilfeverhalten zu fördern. Den non-helping-bystander-Effekt kann man z. B. auch auf dem Schulweg oder auf dem Schulhof beobachten, aber auch in den Be­ziehungen zwischen den Völkern (z. B. im Kosovo-Konflikt).

Hans-Dieter Schwind wurde 1936 in Tokyo/Japan geboren und war seit 1974 Univ.-Professor für die Fächer Kriminologie, Strafvollzug und Kriminalpolitik an der Ruhr-Uni­ver­sität Bochum. Nach seiner Emeritierung (2001) setzt er seine Tätigkeit als Honorar­professor an der Universität Osnabrück fort. Während seiner vierjährigen Beurlaubung aus dem Universitätsdienst: 1978–1982 Landesjustizminister in Niedersachsen. 1984–1989 Präsident der Deutschen Kriminologischen Gesellschaft (DKG). 1987–1990 Vorsitzender der (Anti-) Gewaltkommission der Bundesregierung. Ab 2002 Vorstandsmitglied des WEISSEN RINGES.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Christian Rittner
(Professor für Rechtsmedizin, Institut für Rechtsmedizin, Universität Mainz)
Opfer und Täter – Konflikte aus der Sicht eines Rechtsmediziners
Dienstag, 30. November 2004, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)