Seminar zur Vorlesungsreihe 2012


Der Homo Sapiens in Wissenschaftsgeschichte und -politik

Leitung: Prof. Dr. Thomas Bierschenk

(Institut für Ethnologie und Afrikastudien)

Das Seminar wird in Kooperation mit Prof. Dr. Friedemann Schrenk in Ergänzung seiner Vorlesungsreihe im Rahmen der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur angeboten. Es gibt Gelegenheit, die dort angeschnittenen wissenschaftshistorischen und wissenschaftspolitischen Fragen auf der Grundlage von zusätzlicher Lektüre in der Diskussion mit den Referenten der Vorlesungsreihe zu vertiefen.

Die Geschichte der Entdeckung und regelmäßigen Neuinterpretationen des Homo sapiens ist auf das engste mit der Geschichte der Ethnologie und der physischen Anthropologie verwoben – zwei Wissenschaften, deren gemeinsame und bis heute in abgewandelter Form gültige Ausgangsfrage die nach der physiologischen und kulturellen Einheit oder Diversität der Gattung Mensch ist. Damit ist die Geschichte dieser Wissenschaften nicht von der Geschichte des Rassismus und seinen Gegenpositionen zu trennen. Gleichzeitig fordert die Wissenschaftsgeschichte des Homo sapiens – "in and out of Africa" – zur Auseinandersetzung mit bis heute wirkenden Thesen von der "Kulturlosigkeit" und der "Geschichtslosigkeit" (Hegel) des Kontinents heraus.

Die Seminardiskussionen werden z. T. auf Englisch stattfinden.

Teilnehmer:
Das Seminar richtet sich an Studierende der Ethnologie und Afrikastudien, die kurz vor dem Abschluss ihres Bachelorstudiums stehen und bereits über Kenntnisse der Wissenschaftsgeschichte und –politik verfügen.

Zuhörer:

Zu diesem Seminar können in streng begrenztem Ausmaß Zuhörer zugelassen werden. Bedingung dafür sind eine persönliche Anmeldung bei Prof. Bierschenk und die Lektüre der Seminarliteratur.

Programm
18. April: Vorbesprechung
25. April: Der Begriff der Rasse: Eine Diskussion zwischen Immanuel Kant und Georg Forster
2. Mai: Die Entwicklung der physischen Anthropologie vom 18. zum 20. Jahrhundert (Vortrag); Gast: Prof. Winfried Henke (Mainz)
9. Mai: Franz Boas: Anti-Rassismus und Kulturrelativismus
16. Mai: Gibt es in Afrika Kultur? Hat die griechische Demokratie afrikanische Wurzeln? Die Hamitenthese und ihre Umkehrung durch Cheikh Anta Diop
23. Mai: Die kulturellen Besonderheiten des vorkolonialen Afrika: Goody, Kopytoff und die Afrikanische Produktionsweise; Gast: Prof. Dr. Yusuf Juwayeyi, Malawi
30. Mai: Die gesellschaftliche Bedeutung afrikanischer Museen: Umdeutung und Aneignung kolonialer Institutionen; Gäste: Dr. George Abungu, Kenya, Prof. Ciraj Rassool, South Africa
6. Juni: Darstellung und Interpretation der Geschichte des Homo sapiens im Museum; Gast: Dr. Meave Leakey, Kenya
13. Juni: Ins 19. Jahrhundert und zurück: Monogenisten und Polygenisten
20. Juni: Gibt es in Afrika Geschichte? Hegel und die Folgen; Gast: Prof. Dr. Andreas Eckert, Berlin
27. Juni: Politik mit alten Knochen. Kulturelles Erbe und die politische Aneignung von fossilen Gebeinen; Gast: Prof. Dr. Zeresenay Alemseged, Ethiopia
4. Juli: Sind die Khoisan („Buschmänner“) ein Steinzeitvolk oder ein modernes Proletariat? Die Kalahari-Debatte in der Ethnologie
11. Juli: Was ist Rassismus?
18. Juli: Abschlussveranstaltung

Empfohlene Literatur:
Vorbereitende Lektüre:
• Derricourt, Robin. 2011. Inventing Africa. History, Archäology and Ideas. London: Pluto.

Weitere Informationen in Jogustine:
https://jogustine.uni-mainz.de/
07.798.250 Der Homo Sapiens in Wissenschaftsgeschichte und -politik
Mi, 18. Apr. 2012 [10:15] - Mi, 18. Jul. 2012 [10:15]