Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Projekt zur Digitalisierung der Korrespondenz Frank Wedekinds

Förderung in Höhe von 750.000 Euro für gemeinsames Projekt von Hochschule Darmstadt und Johannes Gutenberg-Universität Mainz

19.10.2017

Frank Wedekind (1864-1918) gilt als einer der wichtigsten Autoren der literarischen Moderne und war bestens vernetzt mit der Avantgarde aus Literatur und Theater. Rund 3.200 bislang größtenteils unveröffentlichte Briefe von und an Wedekind hat die Editions- und Forschungsstelle Frank Wedekind Darmstadt/Mainz zusammengetragen. Hieraus entsteht nun eine digitale Edition sämtlicher Korrespondenz des Literaten, versehen mit Kommentaren und Faksimiles. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt "Edition der Korrespondenz Frank Wedekinds als Online-Volltextdatenbank" der Hochschule Darmstadt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) für zunächst drei Jahre mit einer Summe von 750.000 Euro. Projektstart ist 2018, zum 100. Todestag des Autors.

Ziel ist der Aufbau einer digitalen "Kritischen Edition der Briefe von und an Frank Wedekind", die es gemeinsam mit der bereits vollständig vorliegenden Kritischen Print-Studienausgabe der Werke Wedekinds ermöglicht, Beziehungen zwischen literarischem Schaffen und der Korrespondenz des Autors herzustellen. Die digitale Brief-Datenbank wird technisch konzipiert von Prof. Dr. Uta Störl aus dem Fachbereich Informatik der Hochschule Darmstadt und ist in einer Beta-Version bereits online verfügbar. "Die Online-Volltextdatenbank ist ein komplexes, aber zugleich einfach zu bedienendes Informationssystem mit zahlreichen Recherchetools", erläutert Datenbank-Expertin Störl. So können Nutzerinnen und Nutzer nach Absendern und Empfängern von Korrespondenzen suchen, zeitlich und chronologisch sortieren, nach Personen, Orten und Ereignissen filtern und sich Verbindungen zwischen Werken und Korrespondenzen anzeigen lassen.

Datenbank wird wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Autor und Werk befördern

Die editionswissenschaftliche Arbeit im DFG-geförderten Kooperationsprojekt wird von Prof. Dr. Ariane Martin vom Deutschen Institut der JGU geleitet. Hierzu zählt die Aufarbeitung der vorliegenden Briefe, Postkarten oder auch Telegramme durch Auswertung, Transkription und Kommentierung sowie die Eingabe in die Datenbank. "Zusammen mit der Buchedition der Werke Wedekinds bilden die Briefe von und an Wedekind eine bedeutende Materialbasis für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Werk und Person des Autors", ordnet Martin ein. "Sie sind zudem, unter Berücksichtigung der besonderen Poetik der Textsorte Brief, bedeutsam für die biografische Geschichtsschreibung, die Briefforschung um 1900 und für die Historiografie der Epoche des Fin de siècle zwischen 1880 und 1918."

Vorarbeiten zum Gemeinschaftsprojekt wurden in den vergangenen Jahren durch Prof. Dr. Hartmut Vincon von der Editions- und Forschungsstelle Frank Wedekind Darmstadt an der Hochschule Darmstadt geleistet. Hierzu zählt insbesondere die Recherche des reichhaltigen Briefwechsels Wedekinds, der mit Zeitgenossen wie Otto Julius Bierbaum, Gertrud Eysoldt, Heinrich und Thomas Mann oder auch Walther Rathenau korrespondierte. Aber auch die Neukonzeption der Systemarchitektur für die Datenbank durch Prof. Dr. Uta Störl wurde bereits in den Vorjahren umgesetzt. Die literaturwissenschaftliche Arbeit der Forschungsstelle ist seit 2015 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in der Editions- und Forschungsstelle Frank Wedekind bei Prof. Dr. Ariane Martin angesiedelt.

Im Verlauf der dreijährigen Förderdauer des Projekts "Edition der Korrespondenz Frank Wedekinds als Online-Volltextdatenbank" wird bis ins Jahr 2021 ein Großteil der Korrespondenz Wedekinds in die Datenbank eingepflegt sein, insbesondere die kleineren Briefwechsel. Eine mögliche Folgeförderung von zwei Jahren wird dazu beitragen, die gesamte Korrespondenz online verfügbar zu machen.