Den Wandel weiter gestalten

11. Dezember 2013

Im Dezember 2010 gewann die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) mit dem Projektantrag "Wandel gestalten – JGU-Leadership-Kultur entwickeln" die Ausschreibung des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft und der Heinz Nixdorf Stiftung. Seitdem sind drei Jahre vergangen. Projektleiterin Elke Karrenberg zieht Bilanz und wagt einen Blick in die Zukunft.

Das Poster mit den im Jahr 2011 erarbeiteten Führungsleitlinien hängt im Gang vor dem Büro von Elke Karrenberg. Auf dem Tisch darunter liegt die Broschüre mit dem JGU-Leadership-Programm 2013. Von Seminaren und Workshops für Führungskräfte ist darin zu lesen, das geplante E-Learning-Portal und zahlreiche weitere Angebote werden vorgestellt.

"Gerade arbeiten wir am Programm für 2014", erzählt Karrenberg. Denn es ist zwar richtig: Die Projektförderung durch den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die Heinz Nixdorf Stiftung war auf zwei Jahre befristet. Aber die Leiterin des Referats für Personalservice und -entwicklung lässt als Leiterin des Projekts "JGU Leadership" keinen Zweifel daran: "Es geht weiter." Der Wandel in der Führungskultur muss auch in Zukunft gestaltet werden. "Die Hochschulleitung unterstützt uns da. Es gibt Mittel zur Fortführung", sagt Karrenberg. Von dieser Fortführung will sie berichten.

Neue Konzepte und Ideen weiterführen

"Wir haben ungeheuer viel entwickelt und konzipiert." In acht Teilprojekten beschäftigten sich mehr als 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der JGU mit verschiedensten Aspekten der Führungskultur an der Universität. "Es kam eine Vielzahl von Ideen zusammen, die wir jetzt weiterführen können."

Dass es nicht einfach ist, alles zu verwirklichen, ist Karrenberg klar. Aber sie ist entschlossen, das Projekt nicht einfach auslaufen zu lassen. Ein müdes Dahinplätschern mit halbherzigen Ansätzen ist ihr Ding nicht. "Wir haben unsere Ansprüche hochgesteckt." Der Wandel soll im Fluss bleiben. Sie geht ins Detail.

Ein Teilprojekt brachte die sogenannten Jahresgespräche auf den Weg. "Die Idee dahinter ist, dass sich Führungskräfte einmal im Jahr anlassunabhängig mit ihren Teams treffen, um das Gespräch mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu suchen." Bereits 2004 gab es dazu eine Initiative, die Durchführungsquote stockte aber bei 20 Prozent. Das ist nicht nur Karrenberg zu wenig. "Wir setzen jetzt auf den Schneeballeffekt." Hochschulleitung, Präsident, Vizepräsidentin und Vizepräsident werden mit gutem Beispiel vorangehen und in ihren zugeordneten Bereichen Gespräche führen, dann soll es kaskadenartig durch alle Ebenen gehen. "Das wird im Januar 2014 starten."

Kreativ sein und gute Forschung betreiben

Eine Universität lässt sich nicht wie ein Wirtschaftsunternehmen oder ein Ministerium führen. "Hier existieren verschiedenste Hierarchien nebeneinander. Wir haben eine spezielle Kultur, die davon lebt, dass wir einen gewissen Freiheitsgrad bewahren, eine Atmosphäre, die es uns erlaubt, kreativ zu sein und gute Forschung zu betreiben." Das Leadership-Projekt soll daran nichts ändern, aber es soll den Führungskräften weiterhin Mittel an die Hand geben, in diesem komplexen Umfeld verantwortungsvoll, kompetent und professionell zu handeln.

Entsprechend gibt es weiter Workshops und Seminare für Führungskräfte. "'Leadership kompakt' ist eine unserer Veranstaltungsformen." In gerade mal zwei Stunden werden Themen des Führungsalltags besprochen, unlängst ging es etwa um "Die drei größten Fehler beim Delegieren". "Wir zeigen, dass sich solche Aspekte auch innerhalb kurzer Zeit effektiv bearbeiten lassen", sagt Karrenberg.

Das E-Learning-Portal "eLeadership" soll weitere Hilfen an die Hand gegen. Es wird im ersten Quartal 2014 eröffnet. "Es ist ganz toll, dass wir hier in Kooperationen mit verschiedenen Fächern kommen, zum Beispiel mit der Psychologie. Dort entwickeln Studierende mit ihren Lehrenden Inhalte für uns."

Team Award soll Anreiz sein

Im Jahr 2014 wird es erstmals auch einen "Team Award" geben. Diese Idee kam aus dem Teilprojekt zur Konzeption von Anreizsystemen für Führungskräfte. "Ein Team, das gut zusammenarbeitet, kann sich auf den Preis bewerben. Mit dem Gewinn soll es dann die Zusammenarbeit weiter voranbringen." Einen Titel wie "Chef des Jahres" dagegen wird es garantiert nicht geben. "Das wäre lächerlich und würde unsere Philosophie auf den Kopf stellen."

Das Teilprojekt "Frauen in Führungspositionen" hat bereits ein ganze Reihe von Veranstaltungen und Unterstützungselementen auf den Weg gebracht. Das wird so weitergehen. "Ein Beispiel ist unser 'Round Table'. Dort treffen sich regelmäßig Führungskräfte, ob von der Hochschule, aus der Verwaltung oder aus der Wirtschaft."

Auch die Nachwuchskräfte bleiben im Fokus von Leadership. "Wir wollen wissen, was bei uns an Potenzial da ist und wie wir diese Menschen fit machen können." Die dazu entwickelten Potenzialanalysen fanden in der Pilotphase ein höchst positives Echo. Sowohl die Analysierten als auch die Analysierenden sprechen von einer Bereicherung. "Da ist unheimlich viel Dynamik drin. Im Moment stehen wir noch vor der Frage: Wie genau bekommen wir das fortgeführt?"

Leadership-Projekt ist kein Selbstzweck

Das ist eine Frage, die sich Karrenberg und ihr Team immer wieder stellen: "Wie können wir das fortführen?" Die Projektleiterin könnte noch eine Vielzahl von Beispielen nennen, wie Leadership weiter wirken soll. Der Topf mit den sorgfältig erarbeiteten Konzepten ist groß. Wichtig ist ihr aber immer: "Es lässt sich wissenschaftlich belegen, dass all diese Maßnahmen etwas bringen. Das ist gerade an einer Universität ein wichtiges Argument."

Sicher kommt bei solch einem breit angelegten Projekt auch Kritik auf. "Den Spruch 'He, jetzt reicht's aber, lasst uns mal wieder forschen und lehren!' habe ich schon hier und da gehört. Darauf kann ich nur sagen: Das Leadership-Projekt ist kein Selbstzweck. Es geht ja gerade darum, durch eine verbesserte Führungskultur Forschung und Lehre zu verbessern."

Daran arbeiten Karrenberg und ihr Team weiter. Bald ist das Programm für 2014 draußen, das E-Learning-Portal geht online und einiges mehr wird passieren. Sicher ist: Das Plakat mit den Führungsleitlinien wird noch lange im Gang vor Karrenbergs Büro hängen. Für die JGU geht es weiter mit dem Wandel.