Neuseeland Exkursion 2016

Im Oktober reisten 18 Bachelor- und Masterstudierende gemeinsam mit Prof. Dr. Anton Escher und Dipl.-Geogr. Marie Karner im Rahmen einer zweiwöchigen Exkursion durch Neuseeland. Während einer Rundreise auf der Nordinsel und einem anschließenden Aufenthalt in Queenstown wurden kulturgeographisch interessante Orte und naturräumliche Besonderheiten besucht. In Gruppenarbeit waren die Studierenden für die Konzeption und Durchführung einzelner Exkursionstage verantwortlich.
Der Besuch der Waitangi Treaty Grounds zu Beginn der Exkursion stellte den Einstieg in das Schwerpunktthema der Exkursion dar: „Māori, Bikulturalität und Reconciliation“. Aus der Perspektive der Māori konnte die Geschichte ihrer Ankunft, ihr Kontakt mit Europäern und die Bedeutung des Vertrages von Waitangi vertieft werden. Der Vertrag wurde im Jahr 1840 von Vertretern Großbritanniens und einigen Maoriführern im heute museal aufbereiteten Treaty House ratifiziert. In den darauffolgenden Exkursionstagen wurden zwei Living Māori Villages (Whakarewarewa und Te Puia) in Rotorua besichtigt, um die für Touristen inszenierten kulturellen Darbietungen vergleichen zu können. Das Konzept des Living Museums konnte anschließend dem klassischen Museum gegenübergestellt werden, als eine Māori Ausstellung im Rotorua Museum besucht wurde. Am darauffolgenden Tag setzte sich die Gruppe am Beispiel des Ōhiwa-Harbour (Bay of Plenty), wo zwei Māori-Stämme ihre Verhandlungen mit dem Waitangi Tribunal bereits abgeschlossen haben, mit Nutzungsansprüchen und Governance auseinander. In einer Diskussionsrunde mit Vertretern der regionalen Landnutzungsbehörde und des Ūpokorehe Resource Management Team wurde deutlich, wie sie gemeinsam nachhaltige Entwicklungsstrategien für den Hafen umsetzen. Die Exkursionsgruppe wurde vom Stamm der Ūpokorehe im Kutarere Marae herzlich willkommen geheißen, mittels einer Begrüßungszeremonie (Pōwhiri) mit Reden und Ritualen (Gesang, Tanz, Hongi) gefolgt von einem anschließenden Mittagessen. Die Besichtigung der Māori-Ausstellung im Nationalmuseum Te Papa Tongarewa in Wellington rundete den Themenkomplex ab.

Das Thema Tourismus war ein weiterer Schwerunkt der Exkursion. Bereits in den 1830er Jahren entwickelte sich in Rotorua ein Bädertourismus, als sich der Ort zu einem Bade- und Kurort entwickelte. Heute zieht Rotorua aufgrund seiner hohen thermalen Aktivität Touristen aus der ganzen Welt an, die neben der „Māori-Kultur“, Geysire, heiße Quellen und blubbernde Schlammlöcher erleben möchten. Eine weitere wichtige Einnahmequelle ist der Filmtourismus, eine Branche die von Neuseelands Regierung mit umfangreichen Marketingstrategien gefördert wurde. Bei einem Besuch des Filmsets Hobbiton bei Matamata wurde deutlich, mit welchen Mitteln und Strategien den Touristen die Identifikation mit den Filmen ermöglicht wird. Die Lord of the Rings Scenic Tour führte hingegen zu Drehorten auf der Südinsel. Im Unterschied zu einem Filmset in Form gestalteter Natur wie bei Hobbiton, braucht es die richtige Perspektive, geeignete Witterungsverhältnisse und die Instruktionen eines Guides, um die entsprechenden Filmszenen wiederzuerkennen. Wie extreme Natursportarten für touristische Zwecke kommerzialisiert werden, wurde in Queenstown, der Geburtsstadt des Bungee Jumpings, thematisiert.

Weitere Exkursionsstandorte, die unter dem Tagesthema „der Mensch und seine Suche nach dem Paradies auf Erden“ besichtigt wurden, waren der Mount Eden (Auckland), die Hamilton Gardens und die Waitomo Glowworm Caves. In Wanaka ging es um die „Subjektive Konstruktion von Landschaft“, was den Studierenden durch das Einnehmen unterschiedlicher Wahrnehmungsperspektiven verdeutlicht wurde. Außerdem führte die Exkursionsroute über Napier und Wanganui, um den Architekturstil Art déco als Ausdruck gesellschaftlicher Entwicklung zu interpretieren. Hingegen zeigte der Pukaha Mount Bruce National Wildlife Centre, dass Naturschutz für die Identifikation der Neuseeländer mit ihrem Land eine hohe Bedeutung hat. Mit derartigen Projekten wird versucht, heimische Arten vor Neobiota zu schützen, mit dem Ziel Ökosysteme – so wie sie vor der Besiedlung durch die Europäer waren – wiederherzustellen.