Geschichte des Instituts

Im WS 1946/47 wurde Horst Falke (aus Gießen) beauftragt, das Geologisch-Paläontologische Institut an der gerade wieder gegründeten Universität Mainz aufzubauen. Seine ersten Vorlesungen und Übungen in Geologie und Paläontologie hielt Falke noch ohne eine entsprechende geologisch-paläontologische Sammlung, Bücher oder gar geologische Karten ab; selbst Kreide und Schwamm waren rar und die Vorlesungsräume für die z.T. über 100 Studenten ungeheizt. Insbesondere die Ablagerungen des Rotliegend im Saar-Nahe-Gebiet entwickelten sich zu einem Schwerpunkt der Mainzer Forschungen.

1951 wurde Falke Ordentlicher Professor und Direktor des Geologisch-Paläontologischen Instituts. Im selben Jahr erhielt das Institut seitens der rheinland-pfälzischen Landesregierung den Auftrag, einen Geologischen Landesdienst für Rheinland-Pfalz einzurichten.

Mit der Besetzung von Assistentenstellen erfuhren Lehre und Forschung eine deutliche Erweiterung, so 1950 die Tektonik durch Bruno Engels und die Geophysik durch Otto Rosenbach, 1952 die Angewandte Geologie durch Fritz Kutscher, 1956 die Sedimentpetrographie durch Dieter Heim. 1968 erfolgte der seit 1954 geplante Umzug des Instituts aus den ehemaligen Kasernengebäuden in den Naturwissenschaftlichen Neubau. Ab 1970 erweiterte Volker Lorenz die Lehre und Forschung um Vulkanologie. Nach der Emeritierung von Falke im Jahr 1975 übernahm Alfred Kröner 1977 die Institutsleitung. Mit ihm weiten sich die Forschungsinteressen des Instituts auf das Paläozoikum von Gondwana aus.

Paläontologie. 1956 ist eine paläontologische Abteilung mit eigenem Lehrstuhl im Geologischen Institut eingerichtet worden. Auf diesen Lehrstuhl wurde der Wirbeltierpaläontologe Heinz Tobien berufen, der insbesondere im Tertiär arbeitete und Grabungen und Exkursionen nicht nur im Höwenegg durchführte, sondern auch solche nach Südeuropa und bis in den Iran initiierte. Unterstützung beim Aufbau der Abteilung fand Tobien von Karlheinz Rothausen, Dietrich Berg und Jürgen Boy, die auch die Arbeitsgebiete Mainzer Becken und Saar-Nahe-Gebiet einführten. Bereits ab 1969 fand eine enge Zusammenarbeit in Forschung und Lehre mit dem Geologischen Landesamt Rheinland-Pfalz und dem Forschungsinstitut Senckenberg statt. Im Juli 1967 entstand dann aus der paläontologischen Abteilung das Paläontologische Institut, dessen Lehrstuhl nach der Emeritierung von Heinz Tobien (1978) Norbert Schmidt-Kittler bis zu seiner Pensionierung 2004 übernahm.

Mineralogie. Im Mai 1946 hielt Ernst Baier erste Vorlesungen im Institut für Mineralogie und Petrographie. Eine erste Mineraliensammlung konnte dafür erst 1948 erworben werden. Die ersten Kristallmodelle wurden auf einfachste Weise aus Stuhlbeinen gefertigt. 1951 hielt Hans Hentschel erstmals eine Petrographie-Vorlesung und die ersten Mikroskopierkurse ab, die damals mit lediglich drei Polarisationsmikroskopen auskommen mußten. 1957 übernahm Adolf Helke die Erzlagerstätten¬kunde; davon zeugt die heute noch sehr umfangreiche Lagerstättensammlung aus aller Welt. Das Institut für Edelsteinforschung in Idar-Oberstein, im Frühjahr 1948 gegründet und bis 1961 vom Kreis Birkenfeld getragen, wurde mit Genehmigung des Ministeriums für Unterricht und Kultus von Rheinland-Pfalz im Sommersemester 1955 der Johannes Gutenberg-Universität Mainz als Außeninstitut mit dem Sitz Idar-Oberstein angeschlossen. Leiter des Instituts war Karl Schlossmacher. Die Abteilung für Edelsteinforschung stand seit 1967 unter der Leitung von Jürgen Pense. 1967 wurde die Institutsleitung von Hilmar von Platen übernommen, der 1990 auch die Leitung der Abteilung für Edelsteinforschung übernahm.

1977 wurden alle drei Institute zum Institut für Geowissenschaften mit drei Lehreinheiten (Geologie, Paläontologie, Mineralogie) zusammengeschlossen. 2005 erfolgte eine Neustrukturierung nach Arbeitsgruppen. Gleichzeitig verschmolz das Institut für Geowissenschaften mit der Chemie, Pharmazie und Geographie im Fachbereich 09.

Weitere Lehrende in der Geologie waren u.a. Karl Geib, Herrmann Bank, Gerhard Dreyer, Karl Stapf, Manfred Fürst, Jörg Negendank, Dietmar Schenk, Wolfgang Jacoby und Stefan Dürr, in der Mineralogie Helmut Höller, Ingo Keesmann, Heiner Tobschall, Ekkehart Tillmanns, Lukas Baumgartner, Reinhardt Trettin und Horst Böhm.

Quellen: Zeitzeugenbefragung, Vorlesungsverzeichnisse ab WS 1946/47 und Krafft, F. (1977, Ed.). 

Mathematik und Naturwissenschaften an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.
Überblick der Fachbereiche aus Anlaß der 500-Jahrfeier der Universität. Steiner, Wiesbaden, 149 S.