Attraktives Internship-Programm für talentierten Nachwuchs

Über ein spezielles Internship-Programm gelingt es regelmäßig, talentierten Nachwuchs aus aller Welt an den Exzellenzcluster PRISMA – Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zu holen. In diesem Sommer waren wieder sieben Studierende zu Gast. Zhiyuan Wang ist einer von ihnen. Er nutzte die Chance, hier sein eigenes Projekt in der Arbeitsgruppe von Atomphysiker Prof. Dr. Dmitry Budker zu verfolgen.

Zhiyuan ist nun gerade mal sechs Wochen in Mainz, doch viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am hiesigen Helmholtz-Institut (HIM) kennen ihn bereits. Selbst auf dem kurzen Weg durchs Foyer in jenes Labor, in dem er seine Experimente durchführt, wird der 24-Jährige mehrfach herzlich gegrüßt: Er gehört bereits dazu und das genießt er sichtlich. "Ich freue mich sehr, hier zu sein", meint er. "Hier ist alles etwas entspannter als in China oder in den USA, auch wenn die Leute in Mainz genauso intensiv und konzentriert arbeiten."

Zhiyuan Wang ist hier auch unter dem Namen Aaron bekannt. Er stammt aus der Hafenmetropole Tianjin im Norden Chinas, einer Millionenstadt, nicht allzu weit entfernt von Peking. Um Physik zu studieren, ging der junge Mann in die USA an die University of California in Santa Barbara. Unter Chinesen ist es üblich, in solchen Fällen einen Namen zu wählen, der den Gastgebern leichter über die Zunge geht. So wurde aus Zhiyuan Aaron.

Die Besten aussuchen

"Ich habe mich für Amerika entschieden, um physikalische Forschung auf dem aktuellsten Stand zu erleben", erzählt er. Allerdings formuliert Zhiyuan dies auf Englisch, er redet von "cutting edge physics". Sein Deutsch beschränkt sich bisher auf wenige Worte. Das jedoch soll sich in naher Zukunft ändern.

Nachdem er seinen Bachelorabschluss in der Tasche hatte, schaute er sich nach neuen, interessanten Herausforderungen um. Dabei stieß er auf den Exzellenzcluster PRISMA der JGU und auf dessen internationales Internship-Programm. "Ich habe mich besonders für die Arbeitsgruppe von Professor Budker interessiert. Von seiner Forschung hatte ich bereits gehört. Ich wollte wissen, ob es eine Chance gäbe, dort hineinzuschnuppern." Diese Chance bekam er über das Mainzer Programm.

"Mit den Internships holen wir fähige Nachwuchskräfte aus der ganzen Welt nach Mainz", erklärt Dr. Kevin Anding, der bei PRISMA für Graduate Marketing und Recruiting zuständig ist. Im Jahr 2014 lief das Programm an, 2015 kam es richtig in Gang. "Seitdem haben wir immer alle Plätze vergeben können. Allein für diesen Sommer gingen 50 Bewerbungen ein und das bei gerade mal sieben Internships. Wir können uns also die Besten aussuchen."

Eigenes Forschungsprojekt

Zhiyuan gehörte dazu. Der Mainzer Atomphysiker Prof. Dr.Dmitry Budker nahm ihn für anderthalb Monate in seine Arbeitsgruppe auf. Wie für den jungen Chinesen war auch für den gebürtigen Russen Budker die University of California eine wichtige Station. Dort wurde er promoviert, bevor er an die Elite-Universität Berkeley wechselte, wo er bis 2014 als Professor arbeitete. Dann folgte er dem Ruf an die JGU zu PRISMA und ans HIM.

Die AG Budker forscht zu fundamentalen Wechselwirkungen und Symmetrien. Um ihnen im Experiment auf die Spur zu kommen, hat das Team optische Sensoren entwickelt, die auf Atomdampfzellen und Farbzentren in Diamanten basieren. Budker betraute Zhiyuan mit einem Teilprojekt, das der Student nun im Labor genauer erläutert.

Er zeigt auf einen schwarzen Kasten. "Hier zielen wir mit einem Grünlicht-Laser auf einen Diamanten, in den wir Stickstoffatome eingebracht haben." Der Strahl durchdringt den Edelstein, auf dem verschiedenste Proben platziert werden können. "Diamanten sind in ihrer Struktur sehr stabil, deswegen können wir sie gut als Sensor nutzen. Die durch die Stickstoff-Implantation erzeugten Farbzentren im Diamanten regieren mit Fluoreszenz auf den Beschuss, die sich in Abhängigkeit des lokalen Magnetfelds verändert, und wir bekommen so eine Karte des von der Probe erzeugten Magnetfelds. Meine Aufgabe ist es, für eine bessere Auflösung dieser Karte zu sorgen. Dafür experimentiere ich mit verschiedensten Linsen und variiere die Belichtungszeit der einzelnen Aufnahmen. Vereinfacht gesagt: Ich versuche, ein besseres Bild zu bekommen." Das ist Zhiyuan gelungen. Er hat sich bereits in diesen wenigen Wochen in der AG Budker bewährt.

Wir-Gefühl fördern

"Die Labors hier sind großartig und die Atmosphäre ist sehr herzlich", lobt der Student die Arbeitsbedingungen bei PRISMA. Auch zu den sechs anderen Studierenden, die über Internships den Weg zu PRISMA gefunden haben, hat er regen Kontakt. "Im Wohnheim wohnen wir alle auf demselben Flur. Es sind Leute aus Spanien, aus Schottland und aus Kroatien dabei. Es ist spannend, mehr von jedem einzelnen und von anderen Kulturen zu erfahren. Wir unternehmen viel gemeinsam, wir sind Freunde geworden."

"Diese Gruppengefühl unterstützen wir", sagt Anding. "Denn wir denken, dass solche Bindungen helfen, talentierten Nachwuchs an Mainz zu binden. In diesem Jahr haben wir eine Schiffsfahrt nach Rüdesheim angeboten, eine Führung durch unseren Teilchenbeschleuniger MAMI, eine Pub-Night und vieles mehr, damit die Studierenden gemeinsam die Region und die Universität kennenlernen."

Natürlich steht die wissenschaftliche Arbeit im Vordergrund. "Das Besondere unserer Internships ist, dass sie um PRISMA herum gebaut wurden. Wir können ganz konkret die Mitarbeit in unseren Forschungsgruppen organisieren. Zugleich gehen wir auf die speziellen Bedürfnisse der Studierenden ein: Wer etwa aus Glasgow zu uns kommt, hat bisher vor allem theoretisch und wenig experimentell gearbeitet. Die praktische Erfahrung kann er sich nun in unseren Labors holen."

Zhiyuan kommt wieder

"Ich kann dieses Internship nur empfehlen", wirbt Zhiyuan, "ich fühle mich hier sehr wohl." Schon jetzt ist klar, dass er zurückkehren wird: Ab Oktober 2018 soll er für weitere zehn Monate mit der AG Budker forschen. "Vor diesem Internship hatte ich Deutschland nicht unbedingt auf dem Schirm, nun interessiert es mich. Ich war in Berlin, ich habe Museen besucht und einiges über die deutsche Geschichte erfahren. Wenn ich im Herbst wiederkomme, werde ich versuchen, Deutsch zu lernen."

Mainz gefällt ihm. "Es ist nicht zu groß und an der Universität, hier auf dem Gutenberg-Campus wurde ich hervorragend aufgenommen." Wo Zhiyuan letztendlich seinen Master absolvieren wird, kann er heute noch nicht sagen. Aber PRISMA hat einen deutlichen Eindruck hinterlassen. Er wird seine Zeit hier nicht so schnell vergessen.