Gutenberg Research Award 2013 geht an Quantenphysiker Maciej Lewenstein

Gutenberg Forschungskolleg zeichnet vielfältig interessierten, europaweit tätigen Quantenphysiker aus

14.05.2013

Das Gutenberg Forschungskolleg (GFK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) verleiht den Gutenberg Research Award 2013 an den international renommierten Quantenphysiker Prof. Dr. Maciej Lewenstein. Lewenstein leitet die Quantenoptik-Theoriegruppe am Institute for Photonic Sciences (ICFO) in Barcelona, Spanien. Er hat auf verschiedenen Forschungsgebieten der Theoretischen Physik bahnbrechende Arbeiten vorgelegt, wobei es ihm zudem gelungen ist, diese unterschiedlichen Gebiete kreativ miteinander zu verbinden. "Wir freuen uns, dass wir mit Prof. Dr. Maciej Lewenstein nicht nur einen europäischen Wissenschaftler internationalen Ranges auszeichnen können, sondern auch einen innovativen und offenen Geist hier in Mainz begrüßen dürfen", so Univ.-Prof. Dr. Matthias Neubert, Direktor des GFK und Leiter der Arbeitsgruppe Theoretische Hochenergiephysik. Der mit 10.000 Euro dotierte Gutenberg Research Award 2013 wurde im Rahmen eines Festakts an der JGU verliehen.

Maciej Lewenstein, geboren 1955, hat in Warschau studiert und an der Universität Essen promoviert. Er war Mitglied des Zentrums für Theoretische Physik der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Ab 1995 war er am Service des Photons, Atomes et Molécules der staatlichen französischen Forschungseinrichtung Commissariat à l’Énergie Atomique (CEA) tätig, und ab 1998 lehrte und forschte er an der Universität Hannover. Seit 2005 leitet er als ICREA-Professor die Quantenoptik-Theoriegruppe am Institute of Photonic Sciences im spanischen Castelldefels bei Barcelona.

Seine Forschungsinteressen sind außerordentlich vielfältig. Er befasst sich u.a. mit der Quantenphysik ultrakalter Atome und anderer Vielkörpersysteme, der Theorie der Quanteninformation und der Attosekundenphysik. Durch seine zahlreichen viel zitierten Publikationen hat Lewenstein großes Ansehen in der theoretischen Physik und insbesondere in der Quantenoptik erworben und wurde dafür bereits mit zahlreichen Preisen und Förderungen ausgezeichnet. Er ist Fellow der American Physical Society (APS) und Mitglied der European Academy of Sciences. Im Jahr 2007 wurde er mit dem Humboldt-Forschungspreis geehrt, 2008 erhielt er einen ERC Advanced Grant, die höchstdotierte Fördermaßnahme der EU für Einzelpersonen.

Grundlegende Arbeiten, die mit seinem Namen verbunden werden, untersuchen die Wechselwirkung von Atomen mit Laserpulsen bei höchsten elektrischen Feldstärken. Diese Forschungen haben zu einem neuen Verständnis des emittierten Lichtspektrums beigetragen und sind auch für die stark wachsenden Bereiche von ultrakurzen Laserpulsen, von Frequenzkämmen bis in den Vakuum-UV-Bereich sowie für die Wechselwirkung von Atomen mit sehr starken elektromagnetischen Feldern bedeutend. Im aktuellen Forschungsgebiet der Quantensimulation sind Lewensteins Beiträge von großer Originalität geprägt. Sie erstrecken sich auf die Simulation von Phänomenen, wie sie für die Vielteilchen-Festkörperphysik, aber auch für Fragen der Hochenergiephysik relevant sind. "Es ist charakteristisch für die Forschung von Prof. Dr. Maciej Lewenstein, dass er alle seine Forschungsgebiete auf eine einzigartige Weise kreativ miteinander verbindet", so Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Schmidt-Kaler von der Arbeitsgruppe "Kalte Ionen und Experimentelle Quanteninformation" am Institut für Physik der JGU in seiner Nominierung Lewensteins für den Gutenberg Research Award.

Das Gutenberg Forschungskolleg und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz streben mit der Preisverleihung eine Intensivierung der Forschungskooperation auf dem Feld der Quantensimulation, einem hochaktuellen Forschungsgebiet, an und erwarten Anregungen für die auch in Mainz traditionell starke Festkörperphysik. Zusätzlich eröffnet Lewenstein der Quantensimulation eine Perspektive für die Bearbeitung von Problemen, die in der Hochenergiephysik von Interesse sind. Damit wird eine Brücke geschlagen zu einem weiteren Schwerpunkt der Physik in Mainz, dem Exzellenzcluster PRISMA, bei dem fundamentale Wechselwirkungen untersucht werden.