קדושה

Gebettet in Buchstaben, sowohl im Innen- als auch im Außenraum, wirkt das komplex erdachte Gebäude jüdischer Sakralarchitektur wie ein warmes und geborgenes zu Hause und eine künstlerische Skulptur zugleich. Durch eine intensivere Beschäftigung schafft es die aktive Architektur nicht nur Nähe und Gegenwart anzusprechen, sondern auch eine Auseinandersetzung mit dem jüdischen Glauben herzustellen. Sie lässt Öffnung, Hoffnung und auch ein wenig das Trauma der Kultur nachvollziehen. Das jüdische Gemeindezentrum „Licht der Diaspora“ mit der neuen Synagoge kann durch seine Gestaltung immer wieder neu betrachtet und gelesen werden, jedoch nur, wenn man die hebräische Schrift beherrscht und oder sich intensiv mit der Architektur und den Leitgedanken auseinandersetzen möchte. Manuel Herz hat in Magenza ein sakrales Gebäude der Polaritäten und Einheiten zugleich geschaffen. Er schafft es, das Alltägliche im Außenraum zu verankern während die liturgische Funktionsausübung im Innenraum voll gewährleistet werden kann. Schlussfolgernd kann festgehalten werden, dass der Raum, entgegen der Tradition des jüdischen Bauens, auf die Schrift als formenden Leitgedanken zurückgeführt werden kann. Die Bedeutung des Wortes als bestimmender Teil der Architektur und klarer inhaltlicher Bezug ist eine Innovation und es lässt sich die These Matthias Ludwigs unterstützen, dass sie damit eine eigenständige Typologie beziehungsweise Stilistik hervorbringt und der nicht wirklich eigenständigen Tradition des sakralen Bauens im Judentum eine neue Richtung zugeordnet werden kann. Trotz der Betonung, dass die Intension des Architekten kein didaktischer Aufruf war, entsteht dieser automatisch während einer gründlicheren Auseinandersetzung. Der Versuch die Macht der Diaspora und ihrer Schriften zu veranschaulichen, sowie die Ehrfurcht zu nehmen und das Alltägliche, die selbstbewusste Eingliederung der jüdischen Gemeinde, näher zu bringen gelingt auf eine subtile Art beim reinen Betrachten und auf eine intensive Weise in der Beschäftigung.

Die jüdische Gemeinde in Mainz

Quellen zur Neuen Synagoge

Text: Lara Koch