Prof. em. Dr. Günter Oesterle

01.10.2009-30.09.2010: Prof. em. Dr. Günter Oesterle
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Justus-Liebig-Universität Giessen
Institut für Germanistik
Neuere deutsche Literatur und Kulturwissenschaft

Forschungsprojekt als GFK-Fellow:
"Luxus-Dinge und ihre kulturpoetischen Kontexte: der Park und das Interieur"

1. Forschungsvorhaben während der Zeit des Fellowships

"Luxus-Dinge und ihre kulturpoetischen Kontexte: der Park und das Interieur":

Unter dem Aspekt einer Relation von Alltag und Kunstform möchte ich drei gegenwärtig aktuelle kulturwissenschaftliche Forschungsansätze zusammenführen:

1. die ästhetischen Konsequenzen einer Konsumrevolution im 18. Jahrhundert: die Entdeckung der Accessoirs und der unaufhaltsame Aufstieg des niederländischen Stils,

2. die Semiotik, Materialität und Suggestionskraft der Dinge und die literarische Konkurrenz von Modischem und Antimodischem,

3. eine Poetik des Interieurs und des Parks, die sich konstituiert aus dem raumästhetischen Zusammenspiel von Außen, Innen und Dazwischen.

Ferment dieser Zusammenführung ist eine ‚aisthesis‘, die Blick und Haptisches, Raum und Atmosphärisches, Stimmung und Erinnerung zu Dingsuggestionen verdichtet. Den theoretischen Überlegungen wird eine literarische Textsequenz korrespondieren, die vom Rokoko bis zum fin de siècle Ende des 19. Jahrhunderts reichen wird.

Mit meinen Mitarbeiterinnen baue ich eine Datenbank zu poetischen Dingen und poetischen Gestaltungen von Interieurs vom 17. – 21. Jahrhundert auf.

2. Curriculum vitae

o 1960-1966 Studium der Germanistik, Geschichte, Politik und Philosophie an den Universitäten Tübingen, Freiburg und Gießen
o 1967-1974 wissenschaftlicher Assistent in Giessen und Würzburg
o 1971 Promotion in Germanistik
o 1974 Professor für Neuere deutsche Literatur und Kulturwissenschaft am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen
o 1981/1982 Gastprofessur an der Universität Madison (USA)
o 1984 Gastprofessur an der Philipps-Universität Marburg
o 1978ff regelmäßige Ferienkurse der Studienstiftung des Deutschen Volkes
o 1987ff Leitung und Organisation von Seminaren und Lesungen mit Schrift-steller/innen (u. a. Pollak, Rühmkorf, Pastior, Söllner, Harig, Hilbig, Herta Müller, Grass, Menasse, Grünbein, Barbara Honigmann u. a.)
o 1991ff Leitung eines Projekts innerhalb des Landesschwerpunktes nationale und kulturelle Identität
o 1992ff Leitung eines Projekts innerhalb des von der DFG getragenen trilateralen Forschungsschwerpunkts: „Vielheit und Einheit in den Kulturtheorien und Wissenschaftskonzeptionen der Romantik“
o 1997 Leitung eines Projekts innerhalb des Sonderforschungsbereichs „Erinnerungskulturen“. Thema: „Erinnern und Erfinden. Ein ästhetisch-soziales Wechselspiel zwischen poetisierten Gärten und Festen und literarischer Kunst des Erinnerns“
o 1997 Sprecher eines Graduiertenkollegs „Klassizismus und Romantik im europäischen Kontext. Die Erfindung der Moderne in Literatur, Bildender Kunst, Musik und Alltagskulturen“ (zs. mit Frau Prof. Dr. Christine Lubkoll)
o 1998 Gastprofessur an der Universität Madison (USA)
o 1998 Leiter einer Arbeitsgruppe „Wissensordnungen und Gedächtnistypen“ innerhalb des SFB „Erinnerungskulturen“ (zs. mit Prof. Dr. Gerhard Kurz)
o Herbst 1999 bis Herbst 2003 Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Erinnerungskulturen“
o 1999/2000 Gastprofessor in Jerusalem
o 2003/2004 Walter Benjamin Gastprofessur in Jerusalem
o 2008/2009 Senior Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS), School of Language and Literature

o Kuratoriumsmitglied der Stiftung für Romantikforschung

3. Schriften (Auswahl)

Monographien
o Integration und Konflikt. Die Prosa Heinrich Heines im Kontext oppositioneller Literatur der Restaurationsepoche, Stuttgart 1972.

Kulturwissenschaftlich orientierte Schriften
o „Coup d’œil“ und „point de vue“. Kontrast und Korrespondenz der Blicke im stehenden Heer des Absolutismus. In: Claude Haas, von der Geulen (Hg.): Der Blick in der deutschen Literatur (Sonderheft der Deutschen Philologie). [Erscheint 2009].
o Diplomatie und Diabolie. Netzwerke zwischen Wilhelm von Humboldt, Friedrich Gentz und Richard Brinckmann. In: Natalie Binczek, Georg Stanitzek (Hg.): „Strong ties/weak ties“. Freundschaftssemantik und Netzwerkanalyse. Tübingen 2009 (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur).
o Andenken und Erinnerung in Fontanes Gartendarstellung. In: Die Gartenkunst. Landschaftsbilder – Fontane und die Gartenkunst. Gemeinsame Frühjahrstagung der Theodor Fontane Gesellschaft und Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in Zusammenarbeit mit dem GartenForum Glienicke in Schloss Glienicke 22.-24. Mai 2008. (Sonderheft, Mai 2009), S. 17-22.
o Dialog und versteckte Kritik oder „Ideentausch“ und „Palinodie“: Wilhelm von Humboldt und Friedrich Schiller. In: Hans Feger und Hans Richard Brittnacher: Die Realität der Idealisten. Friedrich Schiller und die Gebrüder Humboldt. Köln 2008, S. 147-166.
o Initiation und Überbietung. Drei Versuche zum Verhältnis von Virtuosentum und Kunst. In: Hans Georg von Arburg (Hg.): Virtuosität. Kult und Krise der Artistik in Literatur und Kunst der Moderne. Göttingen 2006, S. 47-59.
o Niederländisches Genre und Kriminalgeschichte. Eine Konstellation: Georg Wilhelm Friedrich Hegel – Karl Schnaase – Annette von Droste-Hülshoff. In: Roland Berbig, Martina Lauster, Rolf Parr (Hg.): Zeitdiskurse. Reflexionen zum 19. und 20. Jahrhundert als Festschrift für Wulf Wülfing. Heidelberg 2004, S. 211-224.
o Zur Intermedialität des Grotesken. Vorwort zu Wolfgang Kayser: Das Groteske. Seine Gestaltung in Malerei und Dichtung. Tübingen 2004, S. VII-XXX.
o „Fein war es nicht, aber spaßhaft.“ Formen poetischer List in Johann Peter Hebels Kalendergeschichten. In: Gerhard Freiling und Günter Schärer-Pohlmann (Hg.): Geschichte und Kritik. Beiträge zu Gesellschaft, Politik und Ideologie in Deutschland. Heinrich Brinkmann zum 60. Geburtstag. Gießen 2002, S. 89-99.
o „Unter dem Strich“. Skizze einer Kulturpoetik des Feuilletons im neunzehnten Jahrhundert. In: Jürgen Barkhoff, Gilbert Carr und Roger Paulin (Hg.): Das schwierige 19. Jahrhundert
Germanistische Tagung zum 65. Geburtstag von Eda Sagarra im August 1998. Tübingen 2000, S. 229-250.
o Heinrich Heines Tannhäusergedicht – eine erotische Legende aus Paris. Zur Entstehung eines neuen lyrischen Tons. In: Rolf Hosfeld (Hg.): Heinrich Heine und das neunzehnte Jahrhundert. Signaturen. Neue Beiträge zur Forschung. Berlin 1986, S. 6-49.

Herausgeberschaften
o Abgrund der Erinnerung. Kulturelle Identität zwischen Gedächtnis und Gegen-Gedächtnis. Berlin 2009 (zusammen mit Jens Mattern).
o Walter Benjamin und die romantische Moderne, Würzburg 2009 (zusammen mit Heinz Brüggemann).
o Erinnerung, Gedächtnis, Wissen. Studien zur kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung, Göttingen 2005.
o Deja-vu in Literatur und bildender Kunst, München 2003.
o Erinnern und Vergessen in der europäischen Romantik, Würzburg 2001.
o Der imaginierte Garten (Formen der Erinnerung 9), Göttingen 2001 (zusammen mit Harald Tausch).
o Gewagte Experimente und kühne Konstellationen. Kleists Werk zwischen Klassizismus und Romantik (Reihe: Stiftung für Romantikforschung), Würzburg 2001 (zusammen mit Christine Lubkoll).
o Bild und Schrift in der Romantik, Würzburg 2000 (zusammen mit Gerhard Neumann).
o Vormärzliteratur in europäischer Perspektive II. Politische Revolution - Industrielle Revolution, Bielefeld 1998 (zusammen mit Martina Lauster).
o Jugend - Ein romantisches Konzept, Würzburg 1997.

Periodikum:
o Athenäum. Jahrbuch für Romantik, Bde. 1-17, Paderborn 1991-2007 (Mit-Hg.).

Veranstaltungen Prof. em. Dr. Oesterle
15.07.2010
Workshop "Poesie der Dinge - Dinge in der Poesie"

Bildlink Workshop von GFK-Fellow Prof. em. Dr. Günter Oesterle, Institut für Kunstgeschichte, Binger Straße 26, Doktorandenraum (KG-01), 9:30-18:30 Uhr.

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08.07.2010 - 10.07.2010
Tagung "Simulation – Dissimulation – Fälschung. Zur Kulturpoetik von Textprofilen"

Die Tagung steht in direktem Zusammenhang mit dem durch den Schwerpunkt geförderten Projekt "Graduiertenkolleg Textprofile – Mikrostrukturen der Literaturgeschichte". An insgesamt drei Tagen werden Literatur- und Kulturwissenschaftler/innen unter der triadischen Figuration „Simulation – Dissimulation – Fälschung“ kulturpoetische Textprofile erkunden. Wurden diese Muster bislang als Überlebensstrategien in Renaissance und Früher Neuzeit erforscht, soll der Blick jetzt auf jüngere Epochen gerichtet werden, um die Kipppunkte in der Geschichte der Literatur ausfindig zu machen, in denen das Kunstversteckspiel aus einer strategischen in eine kunstautonome Form umschlägt.

(Achtung: Raum- und Programmänderungen unter unten stehendem Link!) ...

16.12.2009
Vortrag "Luxus-Dinge und ihr kulturpoetischer Kontext: das Interieur" (6. Forschungskolloquium)
Unter dem Aspekt einer Relation von Alltag und Kunstform möchte GFK-Fellow Prof. em. Dr. Günter Oesterle (Gießen/Mainz) in seinem Vortrag drei gegenwärtige aktuelle kulturwissenschaftliche Forschungsansätze zusammenführen:
1. die ästhetischen Konsequenzen einer Konsumrevolution im 18. Jahrhundert
2. die Semiotik, Materialität und Suggestionskraft der Dinge und
3. eine Poetik des Interieurs mit ihren Fragen von Raumästhetik und Atmosphärischem.
Ferment dieser Zusammenführung ist eine ‚aisthesis‘, die Blick und Haptisches, Raum und Atmosphärisches, Stimmung und Erinnerung zu Dingsuggestionen verdichtet.
Den theoretischen Überlegungen korrespondiert eine literarische Textsequenz, die vom späten 17. Jahrhundert bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts reicht.

(18:15 Uhr, Fakultätssaal, Philosophicum)