Edition der Augsburger Baumeisterbücher

Methoden der Digital Humanities in der Bearbeitung und Erforschung mittelalterlicher Rechnungsbücher – Möglichkeiten und Grenzen am Beispiel der digitalen Edition der Augsburger Baumeisterbücher

Hier finden Sie die digitale Edition der Augsburger Baumeisterbücher:

https://www.augsburger-baumeisterbuecher.de/

Mit den in der Reichsstadt Augsburg nach den rechnungsführenden Ratsherren „Baumeisterbücher“ (BMB) genannten Rechnungsbüchern liegt eine außergewöhnliche Quelle von überregionaler Bedeutung vor. Im Stadtarchiv Augsburg wird der umfangreiche Bestand aufbewahrt, der nahezu die gesamten Ausgaben und zum Teil die Einnahmen der Stadt und des Rates von Augsburg verzeichnet. Mit nur wenigen Lücken haben sich die Bände von 1320 bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit (1806) erhalten. Die Baumeisterbücher sind daher eine hervorragende Quelle nicht nur für wirtschafts- und verwaltungsgeschichtliche, sondern insbesondere auch für sozial- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen. Durch die hohe Dichte der Überlieferung und die große Gleichheit der Einträge eignen sich die BMB in besonderem Maße, um in langfristiger Perspektive aufzuzeigen, wofür die Augsburger Ratsherren Geld ausgegeben haben; u.a. für die Instandhaltung öffentlicher Bauten, Sozialausgaben und städtisches Personal.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt das Projekt in den nächsten drei Jahren mit 400.000€. Drei Mitarbeiter bearbeiten unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Rogge die mittelalterlichen Rechnungsbücher der Stadt Augsburg zunächst für den Zeitraum von 1320 bis 1466, um sie für eine Online-Präsentation vorzubereiten. Durch die Verwendung digitaler Transkriptionstools ist die Erfassung der mittelalterlichen Texte praktisch ohne Informationsverlust möglich. Die auf diese Weise transkribierten Texte erhalten einen Sachkommentar mit weiterführenden Informationen zu Personen, Orten, Institutionen sowie zum Zeit- und Sachkontext, um die BMB bestmöglich für vielfältige Forschungsfragen benutzbar zu machen. In Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften der Universität Trier und der Universitätsbibliothek Mainz entsteht eine Online-Präsentation der BMB, welche künftig online durchsuchbar und frei zugänglich sein wird. Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, die eingesetzten Technologien und Methoden weiterzuentwickeln und für vergleichbare Projekte anwendbar zu machen.

Die Methodik der Digital Humanities wird in zweifacher Hinsicht genutzt: zum einen in der editorischen Aufbereitung des historischen Materials, und zum anderen ermöglicht diese Art der Bearbeitung die (spätere) Auswertung des strukturiert vorliegenden Datenmaterials in systematischer Hinsicht. Angestrebt wird die Möglichkeit der automatisierten Auswertung der Rechnungsbücher mit den Mitteln der EDV, z.B. um Lohn- oder Preisentwicklungen zu visualisieren. Die IT-gestützte Erschließung, bei der die editorische Bearbeitung und die digitale Erfassung ineinander greifen, erleichtert die Beherrschbarkeit des massenhaft überlieferten Materials und eröffnet neue Auswertungsmöglichkeiten.

Die Arbeit an dem Projekt liefert über die eigentliche Bearbeitung des historischen Materials hinaus auch einen wesentlichen Beitrag zur Diskussion um die Möglichkeiten, Herausforderungen, Chancen und Grenzen der digitalen Edition mittelalterlicher Rechnungsbücher.

Mitarbeiter und Kontakt:

Dr. Stefan Grathoff, Sarah Schrade, M.A., Simone Würz, M.A.

bmb@uni-mainz.de

FSP Historische Kulturwissenschaften
Jakob-Welder-Weg 11
55099 Mainz
Raum 00-113
Telefon: 06131-39/20486