Tag der Forschung 2009

Hohe Relevanz für die Gesellschaft Geistes- und Sozialwissenschaften liegen im Trend

3. Juni 2009

Zum "Tag der Forschung" der fünf Fachbereiche der Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Mainz diskutierten Vertreter von Universität, Politik und Stiftungen über die Forschungsförderung in diesen Fächern. Erstmals hatten sich alle fünf Fachbereiche der entsprechenden Disziplinen an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität gemeinsam bei dieser Veranstaltung präsentiert - und mit einem umfangreichen Programm bewiesen, dass die Geistes- und Sozialwissenschaften im Trend liegen. Die wichtige Rolle der Geistes- und Sozialwissenschaften unterstrichen die knapp 30 Projektpräsentationen vor den Hörsälen P1 bis P5 und die anschließenden Vorträge von Vertretern verschiedener Fördereinrichtungen im Hörsaal P5. Im Podiumsgespräch unter dem Motto "Vom Stiefkind zum Trendsetter? Geistes- und Sozialwissenschaften im Fokus der Forschungsförderung" diskutierten Universitätspräsident Professor Dr. Georg Krausch und Staatssekretär Michael Ebling mit Vertretern hochrangiger deutscher Stiftungen über die aktuelle und künftige Förderung der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung. Diese Fächer dürften nicht in ein Raster der Verwertbarkeit gezwängt werden, betonte der Präsident Krausch im Gespräch mit SWR-Moderator Dr. Frank Wittig. Die Förderung der Forschung gerade dieser Disziplinen sei ein gutes Beispiel für nachhaltiges Arbeiten, so Krausch. Andernfalls werde die Gesellschaft einen "gewaltigen Kulturverlust" erleiden. Als wichtigen Schritt für die Universität Mainz nannte der Präsident das im Mai vorgestellte Projekt "Pro Geistes- und Sozialwissenschaften". Dr. Manfred Nießen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft sagte, dass die vermeintliche Vernachlässigung der Geistes- und Sozialwissenschaften durch die DFG ein "Wahrnehmungsproblem" sei. Denn auch in den vergangenen Jahren seien die entsprechenden Projekte unterstützt worden. Um diese Förderung weiter zu verbessern, passe die DFG die Fördermodalitäten nun an: Hier nannte Nießen die Förderung internationaler wissenschaftlicher Netzwerke, die Normalisierung des Einwerbens von Vertretungskosten als Teil der Fördermittel, eine Flexibilisierung der Forschergruppen und die Modernisierung des Langfristprogramms. Dr. Frank Stäudner vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, Professor Dr. Axel Horstmann von der VolkswagenStiftung und Dr. Frank Suder vom Vorstand der Fritz Thyssen Stiftung stellten das Programm "Pro Geisteswissenschaften" vor, zu dem Dilthey-Fellowships für den hoch qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs in den Geisteswissenschaften, Freistellungen für die Arbeit an einem größeren wissenschaftlichen Werk ("opus magnum") und die Förderung themenorientierter Veranstaltungen zählen. Für die Alexander von Humboldt-Stiftung stellte Dr. Ulrike Albrecht die international ausgerichtete Forschungsförderung vor, für die in den letzten Jahren knapp ein Drittel geisteswissenschaftlicher Anträge eingegangen seien. Diesen Anteil wolle die Stiftung stärken. Dr. Sybille Wüstemann von der Gerda Henkel Stiftung schließlich betonte am Beispiel der eigenen, auf die historischen Geisteswissenschaften ausgerichteten Förderphilosophie, dass Stiftungen mit ihrer Unterstützung von Projekten der Geistes- und Sozialwissenschaften auf gesellschaftliche Veränderungen reagierten. Auf die Frage nach dem Nutzwert der Forschungsförderung in diesem Bereich betonte Professor Horstman, dass gerade Offenheit und Freiheitsspielräume garantierten, dass die Geisteswissenschaften zur Aufklärung, Reflexion und kritischem Hinterfragen in vielen Bereichen beitragen – und das sei allemal relevant. Auch Dr. Suder forderte einen Wechsel der Perspektive vom rein ökonomischen auf den v.a. wissenschaftlichen Relevanzbegriff, wenn es um die Bewertung geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschung gehe. Insgesamt müsse in Deutschland ein größerer Anteil des Bruttosozialproduktes in Bildung und Forschung fließen, forderte Universitätspräsident Krausch: "Vergleichen Sie doch einmal, wie wenig Grundlagenforschung im Gegensatz zum Autobahnausbau kostet." Die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachbereiche und Fächer sollten gleichzeitig stärker an einer gemeinsamen Corporate Identity arbeiten, riet der Präsident. Denn ein solcher geschlossener Auftritt und die damit verbundene Zusammenarbeit erleichtere das Einwerben von Fördermitteln. Weitere Informationen finden Sie auch in der nächsten Ausgabe des Hochschulmagazins JOGU, die im Juli 2009 erscheint.