Auf Grün – Ampeln und das automobile Subjekt

Florian Sprenger

Ampeln regeln den Verkehr. Sie regulieren den Zugang zu Verkehrsknotenpunkten und stellen eine zeitliche Taktung des Verkehrsflusses her. Sie verhindern den ungeregelten Zugang und separieren Verkehrsströme, indem sie deren Fließen ein- oder ausschalten. Dies ist möglich, weil Ampeln Ströme unterbrechen, ausdifferenzieren und damit Kontinuität durch Diskontinuität gewährleisten. Als Gatekeeper teilen Ampeln Agency im Straßenverkehr auf unterschiedliche Akteure auf, die keinesfalls exklusiv dem fahrenden Subjekt zugesprochen werden kann. Ampeln sind daher Konfliktzonen, weil sie die »freie Fahrt für freie Bürger« und den Liberalismus des automobilen Subjekts nicht nur mit der Notwendigkeit der Regulation und Reglementierung vermeintlich freier Bewegung konfrontieren, sondern die Handlungsmacht, mit der diese Subjektivität aufgeladen wird, zerlegen. Anhand der Gatekeeper-Funktion der Ampel kann daher die konfliktträchtige Neuaufteilung von Agency, Straßenraum und infrastruktureller Gewalt aufgeschlüsselt werden, die gegenwärtiger Verkehrspolitik zugrunde liegt.

Prof. Dr. Florian Sprenger ist Professor für Virtual Humanities an der Ruhr-Universität Bochum und arbeitet zur Geschichte künstlicher Environments, zu virtuellen Umgebungen und zu autonomem Verkehr.

Ausgewählte Publikationen: Autonome Autos – Die Zukunft des Verkehrs und die Dispositive der Mobilität, Bielefeld 2021; Epistemologien des Umgebens. Zur Geschichte, Ökologie und Biopolitik künstlicher environments, Bielefeld 2019; »Learning by Crashing. Unfälle autonomer Autos«, in: Merkur 853 (2020), S. 44-58.

 

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