Geschichte der Universität Mainz

Blick in die Geschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Mit der Eröffnung der Mainzer Universität im Jahr 1477 realisierte der Mainzer Erzbischof, Kurfürst und Erzkanzler der Deutschen Nation Diether von Isenburg ein bereits von seinem Vorgänger vorbereitetes Projekt. Er war damit auf der Höhe der Zeit, denn in fast allen größeren Territorialstaaten wurden damals Landesuniversitäten gegründet.

Das Lehrangebot umfasste neben Theologie, Medizin sowie kirchlichem und römischem Recht die sieben "Freien Künste" Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik – typisch mittelalterlich also.

Schon 1508 hoch berühmt

Die Mainzer Gründung entwickelte sich erfreulich: in den ersten Jahrzehnten stieg die Zahl der Studierenden vermutlich auf bis zu 200 an und schon 1508 galt sie als hoch berühmt (Petrus Ravenna). Allerdings erlebte sie, wie Reformversuche in kurzer Folge (1523, 1535 und 1541) zeigen, nur wenig später eine erste Krise, die vor allem durch eine unzureichende wirtschaftliche Grundlage hervorgerufen wurde. Dazu kam die Reformation, die auch an Mainz nicht ohne Spuren vorüber ging.

Der Mainzer Erzbischof verfolgte mit der Eröffnung eines Jesuiten-Kollegs 1561 mehrere Ziele: zum einen sollte durch eine umfassende Bildungsanstrengung die katholische Gegenreform unterstützt werden, zum anderen sollte die Universität erneuert und stabilisiert werden. Letzteres gelang nicht nur in bezug auf die Theologie, sondern auch auf die Medizin. Schließlich wurde sogar ein Neubau notwendig: zwischen 1615 und 1618 errichtete man ein besonderes Gebäude für die Universität, die Domus universitatis, in der heute das Journalistische Seminar und das Institut für Europäische Geschichte untergebracht sind.

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) führte auch in Mainz zu einem starken Rückgang der Zahl der Studenten; als die schwedischen Truppen die Stadt besetzten, verließen die Mitglieder der Universität die Stadt und setzten den Unterricht im "Exil", z.B. in Köln, fort. Anschließend erholte sich die Universität nur langsam.

Sichere wirtschaftliche Basis

In der Folge der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde noch im selben Jahr das Mainzer Kolleg aufgelöst. Dies machte eine erneute Reform der Universität und ihrer Statuten erforderlich, in deren Rahmen 1781 der Mainzer Universitätsfonds gestiftet wurde, der erstmals eine sichere wirtschaftliche Basis für die Hochschule schuf. Von großer Bedeutung war aber auch die Ausweitung des Fächerangebots: in einer neuen historisch-statistischen Fakultät wurden nun verschiedene historische Gebiete, aber auch Staatswissenschaft und Statistik gelehrt. Ebenfalls neu gegründet wurde die kameralistische Fakultät, an der beispielsweise angewandte Mathematik, Botanik oder Vieharzneikunst unterrichtet wurden. Weiterhin wurden Theologie und Medizin angeboten. Dieses reichhaltige Angebot zog in den nächsten Jahren bis zu 700 Studenten an. In dieser Zeit, als die Mainzer Universität von der Aufklärung geprägt war, war Georg Forster als Universitätsbibliothekar in Mainz tätig – vermutlich der bekannteste unter den Mainzer Gelehrten der alten Universität.

Die Französische Revolution hinterließ in Mainz vielfältige Spuren: 1792 wurde in ihrem Gefolge zum einen die erste Republik auf deutschem Boden gegründet. Zum anderen kam es durch Kriegswirren, Eroberungen und Rückeroberungen der Stadt letztlich zu einem Erliegen des Lehrbetriebs der Mainzer Universität. Die medizinische Fakultät hielt am längsten durch und promovierte bis zum Jahr 1818, aber fünf Jahre später fanden auch hier die letzten Vorlesungen statt.

Allerdings bestand der Mainzer Universitätsfonds ebenso wie das 1784 gegründete Mainzer "Accouchement", eine Hebammenlehranstalt, fort und sicherten so ein wenig der universitären Tradition bis in das Jahr 1946, als die "neue" Universität wieder eröffnet wurde. Darüber hinaus bestand auch durchgehend ein Priesterseminar. In der Zwischenzeit gab es immer wieder Diskussionen über eine erneute Aufnahme des gesamten universitären Lehrbetriebes; diese Pläne scheiterten jedoch regelmäßig an der Finanzierung.

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Am 15. Mai 1946 nahm die nun "Johannes Gutenberg-Universität Mainz" genannte Hochschule den Lehrbetrieb auf. Im Eröffnungssemester waren 2088 Studenten und nun erstmals auch Studentinnen immatrikuliert; im Wintersemester 1946/47 begann der Unterricht in den Naturwissenschaften, was zu einem sprunghaften Anstieg der Anzahl der Immatrikulierten auf 4205 führte.

Die französische Militärregierung wollte mit dieser Wieder-Eröffnung einen Beitrag zur Erziehung der Deutschen in einem "neuen Geist" leisten – außerdem hätte das von ihnen gegründete Land Rheinland-Pfalz sonst über keine Universität verfügt. Die Universität wurde in einer früheren Kaserne untergebracht, was ihr einerseits ermöglicht, sich als Campus-Universität zu präsentieren, sie andererseits aber auch etwas von der Innenstadt entfernt. Um eine Integration in das Leben der Mainzer Bürgerinnen und Bürger zu sichern, sind verschiedene Institute in der Innenstadt untergebracht und die Universität organisiert dort immer wieder Veranstaltungen wie Vorträge oder den Wissenschaftsmarkt (erstmals 2002).

In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Mainzer Universität fast stetig an: der allgemeine Zuwachs an Studierenden kam auch ihr zugute. Gleichzeitig weitete sie ihr Fächerangebot aus und erhöhte so ihre Attraktivität. Das Studium generale, der Internationale Sommerkurs und die zahlreichen internationalen Partnerschaften, bei denen die zu französischen Universitäten eine besondere Rolle spielen, verweisen neben anderen Aspekten auf die Ziele, die Mainzer und Franzosen gleichermaßen mit der Wiedereröffnung verfolgten. Die Rolle der Theologien, der Name der Universität sowie viele Straßennamen auf dem Campus schlagen dagegen die Brücke zur "alten" Universität. So kann sich die Johannes Gutenberg-Universität auf viele gute Traditionen berufen, die ihr aber auch eine Verpflichtung bedeuten, wie sie es in ihrem Leitbild nieder gelegt hat.