Systematische Abteilung


Blick in die Systematische Abteilung (Foto R. Omlor, Oktober 2017)

Die Systematische Abteilung ist das wissenschaftliche Herzstück des Botanischen Gartens der Universität Mainz. Hier wird die Vielfalt der Blütenpflanzen in 38 Beeten mit zusammen mehr als 2.000 Pflanzstellen dargestellt. Die Gruppierung der Pflanzen in Familien und Ordnungen folgt dabei dem aktuellen Forschungsstand zur Evolution und Stammesgeschichte der Blütenpflanzen.

Als "System" bezeichnet man in der Biologie das jeweilige Ordnungsprinzip, nach dem die Lebewesen in hierarchische Gruppen klassifiziert werden. Heute erfolgt die Klassifizierung in erster Linie auf der Grundlage von DNA-Sequenzdaten, aus deren Vergleich sogenannte Kladogramme errechnet werden. Kladogramme sind Verzweigungsschemata, die als hypothetische Stammbäume interpretiert werden können. Die Pflanzpläne für die Systematische Abteilung im Botanischen Garten der Universität Mainz basieren im Wesentlichen auf dem System der Angiosperm Phylogeny Website, die den wissenschaftlichen Konsens über die Stammesgeschichte der Blütenpflanzen zusammenfasst und fortlaufend aktualisiert wird.

Die Blütenpflanzen (Angiospermen) sind die artenreichste Gruppe im Pflanzenreich. Von den weltweit etwa 300.000 Pflanzenarten (Moose, Farne, Nacktsamer und Blütenpflanzen) gehören rund 270.000 zu den Blütenpflanzen. Sie werden derzeit in 413 Familien und 55 Ordnungen klassifiziert. Die artenreichsten Familien sind die Korbblütler (weltweit etwa 23.600 Arten), die Orchideen (etwa 22.500 Arten) und die Schmetterlingsblütler (etwa 19.500 Arten). Blütenpflanzen haben nicht immer auffällige Blüten. Auch Pflanzengruppen mit unscheinbaren Blüten, wie unsere heimischen Laubbäume, die überwiegend vom Wind bestäubt werden, und die große Familie der Gräser (etwa 10.500 Arten) gehören in diese Gruppe.

Der Botanische Garten der Universität Mainz ist einer der ersten Gärten, in dem die neuen Erkenntnisse zur Stammesgeschichte der Blütenpflanzen in einer großflächigen Anlage dargestellt werden. Dazu wurde die Systematische Abteilung im Jahr 2006 völlig neu konzipiert und bepflanzt. Studierenden und Besuchern wird damit die Möglichkeit gegeben, die Großgruppen der Blütenpflanzen in einem stammesgeschichtlichen Kontext kennen zu lernen. Sie werden viele bekannte Pflanzen in dieser Anlage entdecken: Unkräuter, bedeutende Nutz- und Zierpflanzen, aber auch große Raritäten. Und in vielen Fällen werden Sie von der verwandtschaftlichen Einordnung überrascht sein.