Gewöhnliche Wassernuss

Schwimmende Blattrosette der Wassernuss
mit mosaikartiger Anordnung der Blattspreiten.

Trapa natans L.

Man kann es sich kaum vorstellen, dass die fiesen, dornigen Früchte der Wassernuss einmal ein wichtiges Nahrungsmittel waren. Aber das berichten viele historische Quellen und belegen große Mengen aufgebrochener Wassernuss-Schalen, die bereits in jungsteinzeitlichen Siedlungen gefunden wurden. Noch heute sollen die Früchte in Teilen Ostasiens häufig auf Märkten angeboten werden. Bei uns ging ihre Bedeutung aber spätestens im 19. Jahrhundert stark zurück. Und dass nicht nur, weil es zweifellos bessere Nahrungsmittel gibt, sondern auch weil die Pflanze in Mitteleuropa in den letzten Jahrhunderten immer seltener wurde. Die Ursache für diesen Rückgang liegt wohl vor allem in klimatischen Veränderungen, denn die größte Ausdehnung hatte die Wassernuss in der nacheiszeitlichen Wärmezeit. Heute kommt sie in Deutschland nur noch an wenigen Stellen, etwa am Oberrhein, vor und ist als stark gefährdet eingestuft. Ihr typischer Lebensraum sind sommerwarme nährstoffreiche stehende Gewässer, vor allem Altgewässer der Flüsse. Große Bestände gibt es aber beispielsweise noch in Ungarn, etwa am Theiß-See (Tisza-tó). Das gesamte Verbreitungsgebiet reicht indes von Südeuropa bis Ostasien. Im Osten Nordamerikas ist die Wassernuss seit langem eingebürgert und breitet sich stellenweise invasiv aus. Unter günstigen Bedingungen kann sie enorm schnell dichte Bestände bilden und sich auch vegetativ vermehren.

Die Wassernuss ist eine hoch entwickelte Wasserpflanze mit vielfältigen Anpassungen an diesen Lebensraum. Sie ist leicht an ihren schwimmenden Blattrosetten mit den rautenförmigen, mosaikartig angeordneten Blättern zu erkennen. Schon dieses Muster, das Überlappungen der Blätter verhindert und eine effektive Ausnutzung der Sonneneinstrahlung ermöglicht, ist bemerkenswert, denn es erfordert eine exakte Steuerung des Wachstums der Blattstiele. Mit ihren bauchigen luftgefüllten Schwimmkörpern sind die Blattstiele auch für den Auftrieb der Blätter verantwortlich. Wie bei den Seerosen tragen die Schwimmblätter der Wassernuss ihre Spaltöffnungen auf der Blattoberseite. Damit können sie Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen, was sehr viel effektiver ist, als die Aufnahme aus dem Wasser. Die Wassernuss besteht aber nicht nur aus diesen Blattrosetten an der Oberfläche, sondern ist über einen bis etwa 2 m langen Spross am schlammigen Gewässergrund verankert. Über dieses „Unterwasserkabel“ wird die Blattrosette auch mit Nährstoffen versorgt. Es trägt zunächst schmale kurzlebige Unterwasserblätter und später viele fein gefiederte chlorophyllhaltige Wurzeln.

Wie alle Wasserpflanzen - mit Ausnahme der Algen - stammt auch die Wassernuss von landlebenden Pflanzen ab. Und wie bei den meisten Wasserpflanzen ragen auch die Blüten der Wassernuss für kurze Zeit aus dem Wasser. Allerdings kommt es meist schon schon in der Blütenknospe zur Selbstbestäubung. Nach kurzer Blütezeit über dem Wasser krümmen sich die Blütenstiele nach unten, und die Fruchtreife erfolgt unter der Oberfläche. Im Herbst lösen sich dann die etwa 2-4 cm großen Früchte, die meist vier Dornen tragen und einen einzigen stärkereichen Samen enthalten, von der Pflanze ab. Die Früchte sinken allmählich zum Gewässergrund. In unserem Klima sterben die Pflanzen über Winter vollständig ab, in subtropischen Regionen können sie dagegen überdauern. Im Frühjahr keimen die Früchte dann am Gewässergrund und ein neuer Entwicklungszyklus beginnt.

Aufgrund der vielfältigen Anpassungen an das Wasserleben, die zu starken Veränderungen in der gesamten Morphologie und im Bau der Blüten geführt haben, blieb die Verwandtschaft der Wassernuss lange unklar. Sie wurde meist als eigene Pflanzenfamilie klassifiziert. Erst durch die molekulare Systematik erhielt man klare Belege für eine Zugehörigkeit zu den Blutweiderichgewächsen, in denen es eine Reihe weiterer Sumpf- und Wasserpflanzen gibt. Mit den Sumpf- und Wasserpflanzen der Familie ist die Wassernuss aber nicht direkt verwandt, vielmehr scheint sie Gattungen wie der Kräuselmyrte (Lagerstroemia) und insbesondere den asiatischen Mangrovebäumen der Gattung Sonneratia nahe zu stehen. Das ist zwar ein unerwartetes Ergebnis, aber angesichts des hohen Alters der Wassernuss, die fossil schon seit der Kreide belegt ist, nicht unerklärlich.

Falls Sie jetzt doch noch wissen möchten, wie die Früchte der Wassernuss schmecken, stehen Sie vor einer größeren Herausforderung. Auf keinen Fall dürfen Sie sich davon irreführen lassen, dass unsere Pflanze auch als „Wasserkastanie“ bezeichnet wird. Denn was unter diesem Namen als Dosenfrüchte im Handel ist, stammt von der asiatischen Eleocharis dulcis, einem subtropischen Sauergras, das Sie bei uns im Gewächshaus für tropische Nutzpflanzen finden. Nein, Sie müssen wohl verreisen. Vielleicht nach Ungarn, oder noch weiter in den Osten, wo die Wassernuss häufig vorkommt. Dort müssen Sie im Spätsommer die Bestände absammeln. Sie können die Früchte dann kochen oder rösten, sie sollen ungefähr wie Esskastanien schmecken. Sagen Sie uns ruhig Bescheid, wenn Sie Wassernüsse mitbringen, denn wir haben unsere knappen Bestände auch noch nie probiert.

Systematik: Blutweiderichgewächse (Lythraceae)
Heimat: Südeuropa bis Ostasien, in Nordamerika eingebürgert und stellenweise invasiv Standort: Biologische Abteilung, Wasserbecken (rechte Hälfte)

Literatur
Graham, S.A., J. Hall, K. Sytsma, S. Shi (2005). Phylogenetic Analysis of the Lythraceae based on four gene regions and morphology. Int. J. Plant Sci. 166(6): 995-1017.
Groth, A., L. Lovett-Doust, J. Lovett-Doust (1996). Population density and module demography in Trapa natans (Trapaceae), an annual, clonal aquatic macrophyte. American J. Bot. 83(11): 1406-1415.
Hegi, G. (1965). Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band V/2: 882-894. Nachdruck der 1. Auflage von 1926. Hanser – München.

Text und Fotos: Dr. Ralf Omlor | 19.08.2013