Botanischer Garten erhält umfangreiche Briefmarkensammlung mit Pflanzenmotiven

Den Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität kennen Besucher in erster Linie als einen Ort mit einer Vielzahl heimischer und exotischer Pflanzen, die hier als wissenschaftliche Sammlung für Forschung und Lehre kultiviert werden. Weniger bekannt ist, dass es am Institut für Spezielle Botanik, zu dem der Botanischen Garten gehört, auch eine Sammlung von getrockneten Früchten und Samen sowie ein Herbarium mit rund 40.000 gepressten und getrockneten Pflanzenbelegen gibt. Nun hat der Botanische Garten eine weitere wertvolle Sammlung erhalten. Der passionierte Briefmarkensammler und Pflanzenliebhaber Wolfgang Villain hat seine umfangreiche Sammlung von Pflanzenbriefmarken dem Botanischen Garten als Schenkung übergeben.

Das Besondere an dieser Briefmarkensammlung ist, dass die Pflanzen-Marken nach der wissenschaftlichen Klassifikation der Pflanzen sortiert sind. Wie in einem Herbarium sind sie nach Pflanzenfamilien systematisch geordnet. Das macht die Sammlung auch für Botaniker interessant. Man sieht sehr schnell, zu welchen Pflanzen es Briefmarken gibt. Und man kann leicht erkennen, welche Pflanzenarten in den jeweiligen Herkunftsländern für so charakteristisch und relevant gelten, dass sie als Briefmarkenmotive verwendet wurden. „Das ist eine unglaublich schöne und für uns sehr interessante Sammlung“, betont der Direktor des Botanischen Gartens, Prof. Joachim W. Kaderreit PhD. „Sie illustriert auf eine besondere Weise die Kulturgeschichte der Pflanzen, die an einem Botanischen Garten natürlich einen hohen Stellenwert besitzt."

Wolfgang Villain, der seine Sammlung nun aus Altersgründen abgab, spezialisierte sich in den 70er Jahren auf Briefmarken mit Pflanzenmotiven. Angeregt wurde er dazu durch seinen Schwiegervater, der am Botanischen Institut der damaligen Pädagogischen Hochschule Potsdam in Schloss Lindstedt als Gartenmeister tätig war und ihm nicht nur die Pflanzenbriefmarken ans Herz legte, sondern auch sein Interesse an der Kultur seltener Pflanzen weckte. „Seit über dreißig Jahren befasse ich mich mit der Anzucht und Pflege von Pflanzen aus Nordamerika und dem fernen Osten“, berichtet Wolfgang Villain. Das war ihm auch zu DDR-Zeiten möglich, da er als Mitglied der Fachgruppe Steingarten im Kulturbund der DDR am internationalen Samentausch der Botanischen Gärten teilnehmen konnte. So hat er manche Rarität in seinem Garten anpflanzen können. Noch immer ist Wolfgang Villain, der heute im Hunsrück lebt, ein großer Gartenfreund und seit langem auch Mitglied der Gesellschaft der Staudenfreunde, deren Fachgruppe für Gräser er angehört. Mit dem Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität kam er im vergangenen Jahr in Kontakt, als er Informationen über eine nordamerikanische Pflanze aus seinem Garten suchte.

Die Sammlung von Wolfgang Villain mit Pflanzen-Briefmarken umfasst acht dicke Sammelbände. Sie wird zukünftig im Herbarium des Instituts für Spezielle Botanik untergebracht, das wie der Botanische Garten Teil der Universitätssammlungen der Johannes Gutenberg-Universität ist. Die Sammlung kann nach Anmeldung besichtigt werden. Die Botaniker wollen die Marken nach und nach digitalisieren und beispielsweise nutzen, um Pflanzenporträts und Informationstafeln im Botanischen Garten zusätzlich zu illustrieren.

Kontakt und weitere Information
PD Dr. Gudrun Kadereit
Tel. 06131 39 22537
E-Mail: clausing@uni-mainz.de

Text: Dr. Ralf Omlor | 15. April 2013