* Koblenz, Rheinische Landesbibliothek, H 92/12

Sog. Besselicher Stundenbuch (deutsches Nonnenbrevier)

Pergament und Papier - I + 330 + I Bl. (alte arabische Zählung bis 322; ein weiteres Blatt ausklappbar oben an 127v angenäht; die bei Sladeczek erwähnte Paginierung nicht nachweisbar) - 20,7 x 13,5 cm - Besselich (Urbar) - 1488 - Moselfränkisch mit lateinischen Einsprengseln

 

Schrift und Ausstattung

Textura, rubriziert. Durch die ganze Handschrift hin dunkelblaue und -rote Fleuronné-Initialen, oftmals mit Goldverzierungen.
Größere Goldinitialen am Beginn von Register, Psalter, Heiligabend, Gründonnerstag, Ostervigil, Pfingsten, Trinitatis, Kirchweihe, Beata Maria Virgo, Mariae Himmelfahrt und Anna (1r, 19r, 131r, 175v, 183v, 203r, 212v, 222r, 234r, 240v, 255r).
In Psalter und Horen gelegentlich Rankeninitialen. Dort, vor allem an den Anfängen der Horen, sowie über anderen Textanfängen ungerahmte, mit Gold und Silber gemalte Tierszenen in Seitenkopf (u.a. 160r Maria mit Einhorn). Florale Seitenrahmungen 2r, 19r, 127ar, 131r, 160r, 170r, 175v, 184v, 203r, 212v, 222r, 234r, 240v, 248v, 255r, 269r, 275v. 18v farbige Zierseite mit mehrzeiliger Schrift (s. Inhalt).

 

Geschichte der Handschrift

In goldener Umschrift der Zierseite 18v nach Besselich lokalisiert und die Vollendung datiert auf den 20. April 1488. Auftraggeberin und erste Benutzerin war Neelges, Margarete, Oberin des Franziskanerinnenklosters Besselich, Franziskanerinnenkloster: „Hunc librum disposuit soror Margaretha Neelges mater in Besselich pro suo usu et desiderat ut omnes succedentes ei in officio eiusdem usum habeant. Completus Anno LXXXVIII°. XX Aprilis”. Nach S. Wegner vermeldet das Konventbuch (Familienarchiv Haus Besselich) als Schreiberinnen zwei Schwestern aus der Familie Stein, Schwester von sowie Schwester HerstellungWyppers, Hylgart. Eine Zuordnung einzelner Abschnitte an die verschiedenen Hände steht noch aus. L.  Sladeczek (Anm. 9) identifizierte hingegen die Hand im Nachtrag mit der gleichzeitigen Schreiberin des Konventbuchs, Schwester Neelges, Sophia.
Nach den von L. Sladeczek ausgewerteten Archivalien im Familienarchiv Haus Besselich (und vielleicht im Landeshauptarchiv Koblenz) wurde der Codex bei der Auflösung des Klosters 1803 von der letzten Oberin und dem Guardian des Klosters zusammen mit weiterem Habe in Verwahrung genommen. Deren Angehörige verkauften anscheinend diese Güter nach deren Tod. 1851 jedenfalls befand sich das Brevier in der Bibliothek des Haus Krechting im Münsterland (später verlagert nach Wesel), wo es als Nr. 576 inventarisiert wurde. Nach Sladeczeks Tod, eines der Erben dieser Bibliothek, wurde der Band am 1.9.1992 von der Rheinischen Landesbibliothek bei Zisska und Kistner in München für 64.000 DM ersteigert.

 

Literatur

Sladeczek, Leonhard: Leben und Kultur in Alt-Besselich. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Klosterlebens, in: Jahrbuch für Geschichte und Kunst des Mittelrheins und seiner Nachbargebiete 14, 1962, S. 9-21, hier 11-13.
Wegner, Sigrid: Das Stundenbuch aus Kloster Besselich bei Urbar, in: Heimatbuch Landkreis MayenKoblenz 1995, S. 179-182.

Online-Publikationen:
http://www.lbz-rlp.de/cms/rlb/digitale-angebote/ausstellungskataloge/erspaeht/index.html#c3000, Text von Ekkehard Langner; Abfrage 02.04.2012)

 

Abbildungen

19r [http://www.lbz-rlp.de/cms/rlb/digitale-angebote/ausstellungskataloge/erspaeht/index.html#c3000; in Farbe]

 

Einband

Beriebener dunkler Ledereinband über Holz. Renaissance-Rolle mit Büsten von Frauen, erkennbar Judith und Lucretia. Stempel mit Pflanzenmotiven. Zwei Schließen. Rücken und Schließen restauriert.

 

Fragment

Pergamentfragment eines biblischen Textes mit rahmender Glosse als vorderes und hinteres Spiegelblatt, um 1300.

 

Inhalt

1r-322r Breviarium franciscanum, deutsch mit lateinischen Einsprengseln.

1r-v Register.

2r-10r Kalendarium deutsch, in Rot u.a. Georg ("Jorge rutter et m(artyre)r"), Servatius, Franziskus, Bricius; in Schwarz u.a. Bernhardin von Siena, "Joseph, Marien phleger".

10v-12r Liste der Tage der römischen Stationskirchen.

12r-17v Ablassbestimmungen für verschiedene Kirchen und Tage, darin 14v-16v Auflistung der Altäre, Patrone, der späteren Veränderungen sowie der Ablässe in Besselich.

18v Zierseite mit "IHESUS / MARIA / FRANCISCUS / MARG(are)T(a)" und der Widmungsumschrift  (vgl. "Geschichte der Handschrift").

19r-100v Psalterium feriatum, deutsch. Angabe der begleitenden Gebete und Psalmenanfänge lateinisch. Inc.: Hie begint der pselter des propheten davids ...

- 89r-96v Cantica.

- 97r-100v Bußpsalme.

101r-103r Litanei, deutsch; Überschrift: >Dit is die lettanie in dutzsch<.

103r-322r: Stundengebete; beginnt mit der Überschrift: >Hie begynnet die vesper der vigilien<:

- 288r-294r Offizium der Ewigen Weisheit.

- 294r-300r Offizium vom Heiligen Kreuz.

- 300r-308r Marienoffizium.

- 308r-310r Offizium vom Heiligen Geist.

- 310r-321v Totenoffizium und Begräbnispsalme.

323r-330v Nachgetragenes Officium sancti Remigii deutsch; Überschrift: >Uff Sent Remygius abent die Vesper<.

 

 

 

ERGÄNZUNGEN UND BERICHTIGUNGEN:

Literatur:

Uffmann, Heike: Wie in einem Rosengarten. Monastische Reformen des späten Mittelalters in den Vorstellungen von Klosterfrauen (Religion in der Geschichte 14), Bielefeld 2008, S. 138. (Klaus Graf, 26.10.2012)

Online-Publikationen:

http://archiv.twoday.net/stories/177026084/ (Klaus Graf, 26.10.2012)

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