Gesangbuchforschung in Mainz

Gesangbücher als gesellschaftshistorische Quellen

Gesangbücher sind eine kultur-, frömmigkeits- und mentalitätsgeschichtliche Quelle ersten Ranges. Sie waren Massenmedien in einer Zeit, in der das gedruckte Wort nur schwer seinen Weg zu den Menschen fand. In vielen Haushalten waren sie neben der Bibel über Jahrhunderte das einzige Buch. Gesangbücher wurden über Generationen vererbt und liebevoll gehütet. Handschriftliche Eintragungen lassen nicht selten ganze Familiengeschichten erkennen. Zwischen Werktag und Feiertag, Geburt, Heirat und Tod dirigierten die oft dickleibigen Bände mit ihren Liedern den Lebensrhythmus, spendeten Trost, wenn Krieg, Hunger oder Seuchen wüteten, formten Welt- und Menschenbilder. Leidenschaftlicher Gottesliebe im Hier und Jetzt gaben sie genauso Ausdruck wie weltentrückter Jenseitshoffnung.

Forschungsstelle „Kirchenlied und Gesangbuch“

Der Untersuchung und Erforschung dieser besonderen Quellengattung widmet sich an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz die im Dezember 2017 gegründete Forschungsstelle „Kirchenlied und Gesangbuch“. Organisatorisch ist sie an die Katholisch-Theologische Fakultät angegliedert. Zu ihren Hauptaufgaben zählen die Betreuung, der Ausbau und die katalogmäßige Erschließung der Gesangbuchsammlung Gesangbucharchiv.

Das Gesangbucharchiv

Das Gesangbucharchiv der Johannes Gutenberg-Universität Mainz beherbergt eine Sammlung von annähernd 8.000 deutschsprachigen Gesangbüchern des 16. bis 21. Jahrhunderts (etwa drei Viertel evangelischer und ein Viertel katholischer Provenienz). Die Gesangbuchsammlung ist als Präsenzbibliothek zugänglich. Die Bücher sind chronologisch und innerhalb eines Jahrgangs alphabetisch entweder nach Druck- oder Bezugsort (z.B. Bistum) aufgestellt.

Zugänglichkeit

Die Gesangbuchsammlung ist als Präsenzbibliothek zugänglich und der Bestand weitgehend über den Online-Katalog der Uni Mainz recherchierbar (https://www.ub.uni-mainz.de). Machen Sie gerne einen Termin mit uns aus (s. Kontakt).