Mainzer Geographische Studien, Heft 2:

Nieuwolt, Simon: Klimageographie der malaiischen Halbinsel.

 

Zusammenfassung

a) Gemeinsame Merkmale der malaiischen Klimate

Eine zusammenfassende Übersicht der klimatischen Verhältnisse in Malaya muß zuerst die im ganzen Lande ungefähr gleichbleibenden Klimaerscheinungen von den regional unterschiedlichen trennen.

Die Klimaelemente, die im ganzen Lande ähnliche Werte aufweisen, werden vor allem durch die großräumige Lage bestimmt. Denn die durch die geographische Position gegebenen Grundbedingungen des Klimas sind über dem relativ kleinen Gebiet Malayas praktisch unverändert wirksam.

Die wichtigsten dieser uniformen Klimaelemente werden durch die niedrige Breite verursacht. Diese Klimaerscheinungen hat Malaya mit allen anderen äquatorialen Gebieten gemeinsam. Sie sind vor allem mit den Strahlungsverhältnissen verbunden, denn diese erreichen in den niedersten Breiten hohe Intensitäten (S. 16). Die äquatorialen Klimate sind daher weitgehend strahlungsbedingt. Die große Bedeutung der Konvektion als Niederschlagsbringer (S. 54) und die Beherrschung der Temperaturen und der allgemeinen Witterung durch die Bewölkung (S. 47, 87) hängen mit diesem Vorherrschen der Strahlung als Klimafaktor eng zusammen.

Da die Sonneneinstrahlung in den äquatorialen Breiten fast keine jahreszeitlichen Schwankungen aufweist, bleiben die durch die Strahlung bestimmten Klimaelemente ohne größere jahreszeitliche Unterschiede. Der tägliche Strahlungsrhythmus überwiegt, und die äquatorialen Klimate können daher als Tageszeitenklimate gekennzeichnet werden (TROLL, 1959, S. 19, 20). In Malaya dominieren die tageszeitlichen Schwankungen über die jahreszeitlichen nicht nur bei den Temperaturen (S. 42), sondern auch bei der Bewölkung (S. 89), der relativen und absoluten Feuchtigkeit (S. 91), beim Luftdruck (S. 27) und bei den physiologischen Temperaturen (S. 52). Die Niederschläge zeigen gleichfalls wichtige tageszeitliche Unterschiede (S. 79), und die lokalen Winde werden ausschließlich durch tageszeitliche Prozesse verursacht (S. 36).

Die tageszeitlich gebundenen Vorgänge, die das Wettergeschehen weitgehend beherrschen, laufen meistens regelmäßig ab. Weder starke Strömungen noch Frontendurchzüge unterbrechen diese Prozesse. Bedingt durch die geringe Stärke des Coriolis-Effekts werden alle größeren Luftdruckunterschiede in der Nähe des Äquators rasch ausgeglichen. Deshalb zeigt die allgemeine Zirkulation selten hohe Windgeschwindigkeiten, und die advektiven Wetteränderungen bleiben demgegenüber den autochthonen zurück. Daher zeigt auch der Luftdruck einen deutlichen tageszeitlichen Rhythmus (S. 27), und die lokalen Winde erlangen große Bedeutung (S. 36).

Die maritime Lage Malayas verstärkt die aufgrund der niedrigen Breite verursachten Klimaerscheinungen noch weiter. Die Gleichförmigkeit der Luftmassen - in der Nähe des Äquators ohnedies viel stärker ausgeprägt als in den mittleren Breiten - wird durch die maritime Lage noch akzentuiert. Alle in Malaya auftretenden Luftmassen sind einheitlich warm, feucht und labil geschichtet (S. 37). Deshalb bleiben die Jahresschwankungen aller klimatischen Elemente sehr gering.

Auch die Wesenszüge der Niederschläge hängen eng mit dieser Gleichartigkeit der Luftmassen zusammen. Die Regenfälle sind durchwegs reichlich und intensiv (S. 54, 84). Das zeitlich unregelmäßige Auftreten der Niederschläge und ihre große Veränderlichkeit (S. 65, 78) werden gleichfalls weitgehend durch den Charakter der Luftmassen verursacht: selbst geringe Hebungsvorgänge führen zu ausgiebigen Niederschlägen. Diese kleinen Vertikalbewegungen können sehr verschiedene Ursachen haben, von denen manche unperiodisch auftreten.

Ein dritter Faktor, der die Klimate Malayas einheitlich beeinflußt, ist das System der Monsune. Es bewirkt, daß nicht nur die Windrichtungen - wengistens oberhalb der erdnahen Reibungsschicht - ungefähr die gleichen sind, sondern auch, daß der gesamte jahreszeitliche Ablauf in ganz Malaya grundsätzlich derselbe ist.

Zwei Monsunperioden von je ungefähr vier Monaten, getrennt durch zwei Übergangsperioden von etwa zwei Monaten Dauer, können überall festgestellt werden. Die Unterschiede zwischen den Jahresabschnitten sind zwar nur gering - wobei sich die Perioden auch etwas mit der Breitenlage verschieben - die Großgliederung des Jahres bleibt jedoch im ganzen Raum gleich.

So charakterisieren folgende Klimamerkmale mit nur geringen Abweichungen alle Landesteile Malayas:

  • geringe jahreszeitliche, jedoch große tageszeitliche Schwankungen (Luftdruck, Temperatur, Feuchtigkeit, Bewölkung, Verdunstung)
  • geringe Luftdruckschwankungen und niedrige Windgeschwindigkeiten,
  • vorwiegend lokal und kurzlebig ausgebildete Störungen,
  • hohe Luftfeuchtigkeit,
  • durch Bewölkung bestimmte Temperaturen,
  • überwiegend Konvektionsniederschläge, daher:
    • starke Gewittertätigkeit,
    • hohe und intensive Niederschläge,
    • regelmäßige tageszeitliche Verteilung der Regenfälle.

b) Regionale Unterschiede

Angesichts der großen Gleichförmigkeit der malaiischen Klimate fallen die regionalen Unterschiede weniger ins Gewicht. Sie sind aber trotzdem von großer Bedeutung, denn sie zeigen, welch lokale Faktoren auf das Klima einwirken. Auch ist die Empfindlichkeit für geringe klimatische Unterschiede bei den Bewohnern Malayas viel stärker entwickelt aus bei Einwohnern von Gebieten mit abwechslungsreicheren Klimaten.

Die klimatischen Verhältnisse bilden ein geographisches Kontinuum, das nach vier Richtungen mehr oder weniger regelhaft abgeändert wird (LAUTENSACH, 1953, S. 4,5).

Diese vier Richtungen sind:

  • die hypsometrische, durch Höhe über dem Meeresspiegel bestimmt,
  • die ost-westliche, gemessen durch die geographische Länge,
  • die nord-südliche, oder planetarische, gegeben durch die geographische Breite,
  • die peripher-zentrale, durch die Entfernung vom Meer festgelegt.

Der klimatische Formenwandel geht in den vier Richtungen mit ungleicher Stärke vor sich. Die regionalen Klimate können als ein Interferenzbild der vier Abwandlungen aufgefaßt werden (LAUTENSACH, 1953, S. 4,5).

In Malaya sind die hypsometrischen Klimavariationen am wichtigsten. In höheren Lagen können sie eine ökologisch bedingte Einschränkung der Landwirtschaft zur Folge haben. Allerdings sind die höher gelegenen Teile Malayas fast unbesiedelt, so daß sich keine bedeutenden agrargeographischen Konsequenzen ergeben. Aus demselben Grund ist es erklärlich, daß nur wenige Höhenstationen bestehen, die Meßwerte über den hypsometrischen Klimawechsel zur Verfügung stellen können.

Das Relief macht sich in zweifacher Hinsicht klimatisch bemerkbar. Erstens ändern sich die Strahlungsverhältnisse mit der Höhe über dem Meere, da sowohl die Sonneneinstrahlung als auch die terrestrische Ausstahlung intensiver werden. Zweitens bilden die Gebirge Hindernisse für die horizontalen Luftbewegungen, wodurch Luv- und Lee-Effekte entstehen (BLÜTHGEN, 1966, S. 470).

Der Wandel der Strahlungsintensitäten mit der Höhe beeinflußt an erster Stelle die Temperaturen: diese nehmen pro 1000 Meter Höhenunterschied um etwa sechs bis sieben Grad Celsius ab (S. 47). In Gebieten allgemeiner thermischer Gleichförmigkeit sind solche vertikalen Temperaturdifferenzen außerordentlich wichtig. Die physiologischen Temperaturen nehmen sogar noch stärker mit der Höhe ab (S. 49).

Ob sich die Tages- oder die Nacht-Temperaturen in größerem Ausmaß wandeln, wird hauptsächlich durch die lokalen Reliefverhältnisse bestimmt (S. 47).

Durch die Unterschiede der Strahlung werden auch die Berg- und Talwinde verursacht. Diese führen zu einer dichteren Bewölkung über den Gebirgen und damit zu einem vom Tiefland unterschiedlichen Tagesgang der relativen Feuchte (S. 93).

Die Konvektion tritt im Gebirge häufiger auf und entwickelt sich kräftiger als im Tiefland. Ursache hierfür sind sowohl die Strahlungsunterschiede als auch die Hebungsvorgänge durch Stau. Als Endeffekt dieser Vorgänge sind die Niederschlagsmengen im Gebirge größer als im Tiefland (S. 69).

Die Abnahme der Regenfälle in Höhen über ungefähr 1200 m und die damit verbundene geringere Intensität (S. 69, 85) werden sowohl durch die Eigenschaften der Luftmassen als auch durch die niedrigeren Temperaturen in diesen Höhen verursacht.

Durch die geringen Windgeschwindigkeiten sind die Stauwirkungen und Föhneffekte in Malaya nicht von so großer Bedeutung wie in windreicheren Klimaten.

Auch die ost-westlichen Klimaunterschiede sind in Malaya deutlich ausgebildet. Die zentralen Gebirgsketten teilen das Land, während der Monsunperioden, in eine Luv- und eine Lee-Seite. Diese Zweigliederung tritt zwar während des stärkeren Nordostmonsuns viel klarer in Erscheinung als zur Zeit des Südwestmonsuns, aber sie ist auch in der letztgenannten Periode noch gut zu erkennen (S. 67). Die großräumige Lage Malayas, mit den weiten Meeresflächen im Osten und der nahen Insel Sumatra im Westen, unterbaut diese ost-westlichen Kontraste.

Die stärksten Gegensätze in ost-westlicher Richtung zeigen die jahres- und tageszeitlichen Verteilungen der Niederschläge (S. 71, 76). Auch die Temperaturen, relative Feuchte sowie die Sonnenscheindauer weisen ost-westliche Differenzen auf, die mit den Monsunen und dem Relief kausal verbunden sind. Allerdings sind diese Unterschiede nur während der Trockenzeit in Nordwest-Malaya von beachtlicher Größe (S. 43, 97, 87).

Obwohl sie ihren Ursprung vor allem in lokalen Faktoren haben, verstärken die Sumatranen die Unterschiede zwischen dem Westen und dem Osten Malayas noch (S. 67).

Die Abwandlungen des Klimas in nord-südlicher Richtung sind in Malaya nur gering. In der Nähe des Äquators machen sich planetarische Unterschiede im allgemeinen erst über größere Breitendifferenzen bemerkbar. Die Nord-Süd-Entfernungen sind in Malaya zu klein, um größere Gegensätze in dieser Richtung entstehen zu lassen. Nur die jahreszeitliche Verteilung der Niederschläge macht hierbei eine Ausnahme: im Norden kommen Trockenzeiten vor, die im Süden fehlen (S. 71). Auch die tageszeitliche Verteilung der Regenfälle zeigt Differenzen mit der geographischen Breite, aber diese werden durch die viel stärkeren ost-westlichen Gegensätze überdeckt.

Trotz der geringen Abmessungen des Landes ist der peripherzentrale Klimawandel gut entwickelt. Es ist allerdings oft schwierig, die durch die Entfernung vom Meere bestimmten Klimaänderungen von den hypsometrischen zu trennen.

Die wichtigsten Unterschiede zwischen Küsten und Binnengebiet werden durch die Land- und Seebrisen erzeugt. Diese bringen an der Küste nicht nur höhere Windgeschwindigkeiten, sondern auch kleinere Tagesschwankungen der Temperatur als im Inland (S. 43). Die Tagesamplitude der Temperatur kann als ein verläßlicher Maßstab der Kontinentalität verwendet werden.

Weiterhin wird der peripher-zentrale Klimawandel durch die Konvektion bestimmt. Diese nimmt von der Küste zum Inland an Bedeutung als Niederschlagsbringer zu. Die Inlandstationen verzeichnen daher ein ganzjähriges Nachmittagsmaximum der Regenfälle, wie es an den Küsten nur während bestimmter Jahreszeiten vorkommt (S. 80).

Die Abnahme der Verdunstung mit wachsender Entfernung von der Küste hängt mit diesen beiden Abwandlungen zusammen (S. 95).

Morgennebel kommen zwar fast ausschließlich in den zentralen Teilen Malayas vor, aber sie sind auch hier auf Tallagen beschränkt.

c) Klimaregionen

Die regionale Gliederung auf Grund der klimatischen Verhältnisse faßt die wichtigsten regionalen Unterschiede zusammen (Abb. 28). Sowohl die ost-westliche als der nord-südliche Klimawechsel läßt sich am besten durch die jahreszeitliche Verteilung der Niederschläge erfassen. Nicht nur bringt sie die in diesen beiden Richtungen auftretenden Abänderungen am deutlichsten zum Ausdruck, sondern auch werden die ökologischen Verhältnisse im Tiefland weitgehend durch die Niederschlagsverteilung geprägt (LAUER, 1959, S. 349). Deshalb wurden die Niederschlagsregionen von Abb. 22b hier übernommen. Die Unterteilung dieser Regionen erfolgt auf Grund der beiden anderen Richtungen des Klimawandels.

Den hyspometrischen Unterschieden wird durch die Ausscheidung aller über ungefähr 500 m Höhe gelegenen Landesteile Rechnung getragen (Abb. 28). Der Übergang vom Tiefland- zum Höhenklima erfolgt allmählich, aber in etwa 500 m rechtfertigt eine deutliche Vegetationsgrenze diese Abgliederung (VAN STEENIS, 1959, S. 25). Auch die Obergrenze der "tierra caliente" Zentralamerikas, die bei einem Jahrestemperaturmittel von 22 Grad C liegt, würde in Malaya in etwa 500 m Höhe vorkommen (LAUER, 1959, S. 345). Entscheidend ist, daß oberhalb dieses Niveaus die Höhenlage das Klima weitgehend bestimmt.

In größeren Höhen, besonders in etwa 1200 m, liegen noch deutlichere klimatische Grenzen, die sich auch in der natürlichen Vegetation widerspiegeln. Es scheint jedoch nicht angebracht, die relativ kleinen Flächen über 500 m Höhe noch zu unterteilen, weil sie kaum besiedelt sind und nur wenige Klimastationen aufweisen.

Der peripher-zentrale Klimawandel wird durch die Ausgliederung eines etwa 25 km breiten Küstenstreifens angezeigt (Abb. 28). Auch hier besteht ein allmählicher Übergang vom Küsten- zum Inlandklima, aber in einer Entfernung von 20 bis 30 km von der Küste machen sich die wichtigsten kontinentalen Klimazüge schon deutlich bemerkbar.

Im folgenden werden die kennzeichnenden Eigenschaften der regionalen Klimate noch in einigen Worten zusammengefaßt.

Das Klima der Nordwest-Region zeichnet sich durch eine deutlich entwickelte Trockenzeit aus. Diese dauert etwa von Januar bis März. In dieser Periode werden höhere Temperaturen, größere tageszeitliche Temperaturamplituden, geringere Bewölkung und niedrigere Luftfeuchtigkeit registriert, als normalerweise in allen anderen Teilen Malayas vorkommen. Auch die höhere Verdunstung in dieser Zeit und das jedes Jahr regelmäßig auftretende Wasserdefizit sind auf die Nordwest-Region beschränkt.

Die West-Region ist gekennzeichnet durch relativ trockene Monsune, denn in bezug auf beide Monsunrichtungen liegt diese Region im Lee von Gebirgen. Es entwickeln sich hier allerdings keine richtigen Trockenzeiten und die Wasserdefizite bleiben klein.

Die Malakka-Küste unterscheidet sich von der benachbarten West-Region nur durch den regenreicheren Südwestmonsun. Die Sumatranen sind hierfür die wichtigste Ursache. Diese Region besitzt auch alle Merkmale der Küstengebiete.

Die Ost-Region besitzt ein Klima, das stark durch den Nordostmonsun beherrscht wird. Dieser bringt, von November bis Januar, hier die schwersten und intensivsten Niederschläge und die höchsten Windgeschwindigkeiten Malayas. Von Februar bis April bringt der Nordostmonsun oft stabiles, trockenes Wetter.

Die Südwest-Region ist gekennzeichnet durch ein sehr ausgeglichenes Klima. Die Monsune sind hier etwa gleich stark und bringen ungefähr dieselben Niederschlagsmengen.

Weder die Temperaturen, noch die Bewölkung, Feuchtigkeit oder Verdunstung zeigen hier deutliche jahreszeitliche Unterschiede. Die Witterung ist allerdings viel unregelmäßiger als die Mittelwerte vermuten lassen (NIEUWOLT, 1968b, S. 35 - 38).

Diese regionalen Klimate werden an den Küsten, sowie in den höheren Landesteilen, in typischer Weise abgewandelt. Die Küstenstreifen werden zusätzlich gekennzeichnet durch das regelmäßige Auftreten der Land- und Seebrisen. Diese bringen höhere Windgeschwindigkeiten und kleinere Tagesamplituden der Temperatur als im Inland. Besonders die physiologischen Temperaturen am Nachmittag bleiben erheblich niedriger als weiter vom Meer entfernt. Die tageszeitliche Verteilung der Niederschläge wechselt hier mit den Jahreszeiten, während sie im Inland dagegen ganzjährlich ein Nachmittagsmaximum verzeichnet.

Die über 500 m hoch gelegenen Teile des Landes unterscheiden sich vor allem durch niedrigere Temperaturen. In etwa 500 m Höhe beträgt die Temperaturdifferenz zum Tiefland schon mehr als drei Grad C. Im Vergleich zum Platzregen, der im Tiefland vorherrscht, wird mit zunehmender Höhe der Dauerregentyp von größerer Bedeutung.