Schnupperkurse

(gefördert durch das Hochschulprogramm "Wissen schafft Zukunft" des MBWWK)

Das Angebot richtet sich an interessierte Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe in Begleitung Ihrer Lehrerinnen und Lehrer. Angeboten werden Tagesprojekte, bei denen in vielfältigen Situationen aufgezeigt wird, inwiefern der Beruf der Geographin/des Geographen interdisziplinäres Denken und Denken nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit erfordert. Die Teilnehmer pro Kurs sollten 15 nicht überschreiten. Sie können sich als Lehrperson mit Ihrem Kurs bei uns anmelden bzw. weitere Informationen erhalten. Bei Interesse wenden Sie sich an: M.Plien@geo.uni-mainz.de.

Kurs 1: Rekonstruktion des Klimas anhand von Baumjahrringen

Dendrochronologie untersucht das Baumwachstum und die beeinflussenden Umweltfaktoren in Raum und Zeit. Die Breite eines Baumjahrringes ist abhängig von den Umweltbedingungen während der Vegetationsperiode wie z.B. Temperatur und Niederschlag und damit vom Klima. Durch Abzählen des Alters anhand der Ringstruktur und der Bestimmung der Jahrringbreite lebender Stämme sowie alter Hölzer in historischen Gebäuden können jahrgenaue Rückschlüsse auf das Klima der Vergangenheit gezogen werden. Dendroklimatologische Untersuchungen sind in der Debatte um die Klimaerwärmung von zentraler Bedeutung. Die Forschungsergebnisse über das Klima der Vergangenheit leisten einen Beitrag, um Klimamodelle und Zukunftsprognosen zu optimieren. Jahrringe sind Stellvertreterdaten; sie beinhalten indirekte Klimainformationen über Zeiten in denen instrumentelle Aufzeichnungen fehlen. Im Rahmen des Kurses sollen ausgehend von der Vermittlung der Ziele, die wichtigsten Arbeitsweisen der Dendroklimatologie vorgestellt und ausprobiert werden.

Kurs 2: Wie sieht ein Geograph die Welt?

Im Rahmen einer Exkursion um den Industriestandort Rüsselsheim soll aufgezeigt werden, wie Geographen den Raum betrachten. In den Bildungsstandards für das Fach Geographie wird gefordert, den Blick auf den Raum zu erweitern. Die Geographie als Wissenschaft betrachtet den Raum nicht nur als Containerraum oder System von Lagebeziehungen, sondern auch als Wahrnehmungsraum und konstruierter Raum. Was dies konkret bedeutet, soll den OberstufenschülerInnen an verschiedenen Stationen um Rüsselsheim anschaulich vermittelt werden. Hierbei sollen auch neue, digitale Geomedien zum Einsatz kommen.

Kurs 3: Wie werden Weltbilder gemacht?

Wenn wir Spielfilme schauen, folgen wir Geschichten und machen Erfahrungen, weil die Subtexte der Narrationen Grundkomplexe des menschlichen Lebens ansprechen. Ferner erleben wir Orte und Landschaften und erlangen scheinbar Wissen über andere Länder, Landschaften, Gesellschaften und Kulturen. Allerdings erlernen wir vielmehr, vor allem durch das Massenmedium Film, den Blick einer Gesellschaft auf einen anderen Raum und erleben Orte sinnlich, so dass positive oder negative Gefühle entstehen und wir den Orten und Landschaften dabei eine Bedeutung zuschreiben. Spielfilme haben einen Einfluss auf die imaginären Geographien und führen zur Ausbildung von Senses of Place.

Das Ziel des Kurses ist es, im Sinne eines kritisch-konstruktiven Geographieunterrichts die Schüler/innen zu befähigen die durch den Film konstruierten Landschaften und Räume zu dekonstruieren, das daraus entstandene Image zu analysieren und seinen Ursprung aus einem massenmedialen, diskursiven Kontext zu erkennen. Des Weiteren erarbeiten die Schüler/innen ihren durch den Spielfilm entstandenen Sense of Place der filmisch inszenierten Orte und gehen auf Spurensuche in der filmischen Narration, um die Auslöser dieses Sense of Places zu entdecken. Dabei sollen in wissenschaftspropädeutischer Hinsicht die theoretischen Konzepte der imaginären Geographien und des Sense of Place in induktiver Weise erarbeitet werden. Ferner lernen die Schüler/innen geographische Analyseinstrumente für filmische Narrationen kennen. Dabei werden die Inhalte an dem Film „Babel“ (2006) erarbeitet.

Kurs 4: Experimente in den Geowissenschaften

Im Rahmen dieses Kurses wird vor allem der Boden untersucht. Bodenkundliche Untersuchungen werden beispielsweise dann relevant, wenn land- oder forstwirtliche Betriebe ihre Flächen hinsichtlich der Nutzungsmöglichkeiten einschätzen lassen wollen oder beispielsweise in Stadtplanungsbüros, wenn es darum geht, Flächennutzungspläne festzulegen. Sie spielen sowohl bei der Altlastenproblematik als auch bei Fragen der nachhaltigen Nutzung von Böden eine wichtige Rolle. Im Rahmen dieses Kurses sollen, ausgehend von aktuellen, authentischen Problem- und Fragestellungen Arbeitsweisen im Geolabor vorgestellt werden.

Kurs 5: Modellversuche zur Allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre

Entdeckendes, anschauliches, ganzheitliches und handlungsorientiertes Lernen möchte die Fachdidaktik des Geographischen Instituts der Universität Mainz Schülerinnen und Schülern der Gymnasialen Oberstufe ermöglichen. Hierzu bieten wir problemorientierte Aufgaben zu physisch-geographischen Themen und Fragestellungen im Kontext Allgemeine Zirkulation der Atmosphäre an. Ausgehend von einer Problem- und Fragestellung, die etwas aus Schülersicht Rätselhaftes, Widersprüchliches, Unstimmiges oder Bedeutsames enthält, sollen die Schülerinnen und Schüler eigenständig ihre Hypothesen anhand von Modellversuchen überprüfen. Eingeladen zu diesem außerschulischen Lernort sind Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe. Ein  Lehrplanbezug lässt sich über die Themen „Geozonen“ (Jgst.11) herstellen.

Kurs 6:  „Geographische Themen filmisch dokumentieren“

„Geographische Themen filmisch dokumentieren“ setzt sich das Ziel, dass sich Lerngruppen im Rahmen eines zweitägigen Kursbausteins mit dem Phänomen des „Fremden“ auseinandersetzen, um das „eigene Fremde“ zu finden und zu filmen. Denn im Geographieunterricht werden allgemeingeographische Themen an regionalen Beispielen erarbeitet, so dass Schüler/innen einen Einblick in andere Kulturen erhalten. Die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen bedingt nach Waldenfels eine Konfrontation mit dem strukturellen Fremden, was zu widersprüchlichen Gefühlen führt. Einerseits übt das Fremde eine Faszination aus, weil es Neues im Denken anstößt, andererseits aber verunsichert das Fremde auch, weil es das Eigene in Frage stellt und wir mit ihm noch keine Erfahrungen gemacht haben. Nach der Erarbeitung filmischer Grundkenntnisse, wie beispielsweise Themenfindung, Treatment-Erarbeitung, Kameraführung und Schnitttechnik, können
die Schüler/innen in Teams ihre Ideen sammeln und im Anschluss daran einen kleinen Kurzfilm drehen. Schließlich werden die filmischen Werke präsentiert und gemeinsam diskutiert. Anschließend wird die Lerngruppe einen Einblick in die interkulturellen Forschungsansätze in der Sozialgeographie und
die sich daraus ergebenen Berufsfelder kennenlernen. (Gerne können auch andere geographische Themen im Rahmen dieses außerschulischen Lernortes filmisch aufbereitet werden.)