Auf geht’s nach Valencia, vale!

¡Hola y buenos días a todos!

Nachdem mich die E-Mail des Historischen Seminars bezüglich der Möglichkeit über die Zeit im Ausland zu bloggen erreicht hat, habe ich mich schnell dazu entschlossen, über meine Erfahrungen hier in Spanien zu schreiben.

Vor circa einem Jahr habe ich mich mit dem Thema Auslandssemester und ERASMUS beschäftigt, da ich Spanisch und Geschichte auf Lehramt studiere, und somit ein Auslandsaufenthalt in meinem Studium vorgesehen ist. Nach verschiedenen Infoveranstaltungen habe ich mich entschieden, mich um einen Platz am Historischen Seminar zu bewerben, da hier meine Wunschuniversitäten angeboten wurden und mir auch bei der Bewerbung und offenen Fragen steht geholfen wurde. Ende Januar bekam ich dann die Zusage für meinen Wunschstudienplatz im Wintersemester 2015/16 in Valencia.

Also wurde alles für meinen Aufenthalt vorbereitet, Flüge wurden gebucht und das Learning Agreement vereinbart. Da ich mir mein Auslandssemester für mein Spanischstudium anerkennen lassen möchte, gestaltete sich dies nicht ganz so einfach, aber mit gewissen Kompromissen habe ich dann alles hinbekommen.

Die Vorstellung, bereits Mitte September wieder in die Uni gehen zu müssen, erheiterte mich zu Beginn nicht sonderlich. Anfang des Monats machte ich mich also auf den Weg nach Spanien, um noch genüg Zeit zu haben, mir ein Zimmer zu suchen und die Angelegenheiten an der Universität zu klären. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation hier in Spanien gestaltete sich die Wohnungssuche als relativ einfach, da man für das Budget das man in Mainz aufbringen muss, um etwas halbwegs vernünftiges zu finden, hier super zentral in der Altstadt leben kann und weniger zahlt. Da mir die Umgebung in der Nähe der Universität weniger gefallen hat, habe ich mich dazu entschieden, doch etwas weitere Wege zur Uni in Kauf zu nehmen, dafür aber im Zentrum zu wohnen.

Die Immatrikulation hier vor Ort verlief soweit ganz gut und ohne sonderliche Probleme, was vielleicht auch daran liegen kann, dass ich mich mehr oder weniger gut mit der spanischen Sprache verständigen kann. Das einzig wahre Problem was einen hier vor die ein oder andere Herausforderung stellen kann heißt Valenciano. Valenciano ist ein Dialekt in der gesamten Region Valencias, und eine Mischung aus Spanisch und Französisch. Vergleichen kann man es mit dem Katalan in Barcelona. Hier an der Uni oder beziehungsweise überall in der Stadt findet man Schilder, Beschreibungen usw. auf Valenciano, was gleichzeitig bedeutet, zuerst versteht man wirklich nichts. Mittlerweile, nach gut zwei Monaten, kann ich mir einen Reim daraus machen, was da vor mir geschrieben steht und rege mich nicht mehr so über diese Sprachregelungen hier auf.

Uni unterscheidet sich hier sehr von Mainz, und mittlerweile weiß ich Jogustine und unser deutsches Bildungssystem wirklich sehr zu schätzen. Hier an der UV ist alles sehr verschult, was zum Beispiel bedeutet, die Studenten sitzen dreimal die Woche je eine Stunde hier in dem jeweiligen Kurs und bekommen alles von den Dozenten Wort für Wort diktiert. PowerPoint: Fehlanzeige, Mitarbeiten: Fehlanzeige, selbstständiges Lernen und Arbeiten: definitiv nicht vorhanden. Meine persönliche Erfahrung hier ist auch, dass manche Dozenten eher negativ auf ERASMUS-Studenten reagieren und absolut überhaupt nicht daran  interessiert sind, einem zu helfen oder ein Stück weit auf einen zuzugehen. Aber auch das genaue Gegenteil habe ich erlebt, da mein Dozent von dem Kurs "Alte Geschichte" sehr aufgeschlossen gegenüber uns ausländischen Studierenden ist und sich sehr hilfsbereit uns gegenüber zeigt. Natürlich lockt der Strand oder  der Turinpark nachmittags zu einem Spaziergang ein, aber trotzdem versuche ich hier mein Bestes für das Studium zu geben, auch wenn es schwierig ist, immer mitzukommen.

Mit den spanischen Mitstudenten musste ich auch erst einmal warm werden, da sie zunächst nicht sonderlich aufgeschlossen mir gegenüber waren. Haben sie bemerkt dass ich sie verstehe, haben sie sofort angefangen auf Valenciano untereinander zu sprechen. Hier hilft leider nur Augen zu und durch! Nie aufhören nachzufragen, sie anzusprechen und versuchen, Kontakte zu knüpfen. Diese Hartnäckigkeit hat sich in meinen Augen wirklich gelohnt, da ich mittlerweile ein paar echt nette Spanierinnen als Freundinnen habe.

Valencia ist an sich eine super schöne Stadt, ich habe mich hier sofort super wohlgefühlt. Im Gegensatz zu Barcelona und Madrid sind hier nicht ganz so viele Touristen unterwegs und man lernt die Stadt gut zu Fuß kennen, da alles nicht sonderlich weit weg ist. Sehr angetan hat es mir die Altstadt, mit dem Viertel "El Carmen" und die Ciudad de las Artes y Ciencias, ein Museumskomplex. Die Altstadt besticht einfach durch ihren Charme, die vielen kleinen Gassen, in denen ich nicht nur einmal verloren war, und die tollen alten Häuser. In Carmen sind wir öfters abends unterwegs, um Tapas zu essen oder gemütlich in einer Bar zu sitzen. Alles ist hier möglich und vor allem so gut wie ohne Touristen. Da ich hier in Spanien bin, um Kultur und Leute kennenzulernen, habe ich mich von den ERASMUS - Veranstaltungen distanziert, da ich nicht auf ein Partysemester hier aus bin. Aufgrund der Tatsache dass ich spanische Mitbewohner habe, bekomme ich die Chance mich dort im Freundeskreis einzugliedern und gleichzeitig meine Sprachkenntnisse zu verbessern.

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Ciudad de las Artes y Ciencias
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Strand von Valencia
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Rathaus (Plaza del Ayuntamiento)

Nach wie vor bin ich sehr zufrieden mit meiner Wahl mit Valencia. Die Stadt schafft es sofort, sich in ihren Charme zu ziehen und ein Heimatgefühl auszustrahlen. Auch die Tatsache, dass viele Mainzer hier vor Ort sind, macht es nochmals ein wenig einfacher, sich einzuleben. Es muss aber auch gesagt werden, dass es ohne Spanischkenntnisse wirklich schwierig ist, hier am Anfang zurechtzukommen und an der Uni klarzukommen. Von daher kann ich jedem empfehlen, der mit dem Gedanken spielt nach Spanien zu gehen, vorher einen Sprachkurs in Deutschland zu machen.

 

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