Veranstaltungskalender

PD Dr. Dr. Stefan Seit - Julian Joachim, M. A. (Philosophisches Seminar, JGU Mainz)

Einführung in das Thema der Ringvorlesung und Vortrag "Welt als Ur- und Abbild"

Mittwoch, 29. Oktober 2014, 18:15 Uhr
Platon möchte in seinem berühmten Höhlengleichnis den bildhaft darstellenden Charakter der uns umgebenden, sinnlich wahrnehmbaren Wirklichkeit zum Ausdruck bringen. Diese Welt und die Dinge in ihr sind nicht wahr oder wirklich sondern verweisen ihrerseits nur auf eine höher liegende Wirklichkeit, an die sinnliche Gegenstände nur erinnern können. Der Gedanke der Abbildlichkeit von Welt und ihre erkenntnistheoretische Bedeutung werden in der christlichen Rezeption der (neu-)platonischen Philosophie etwa durch Augustinus und Ps.-Dionysios virulent. Dieser Integration ins christliche Denken soll im Vortrag nachgegangen werden.
Prof. Dr. Uta Störmer-Caysa (Ältere Deutsche Literaturgeschichte, JGU Mainz)

Notker: Übersetzung philosophischer Begrifflichkeit als Remetaphorisierung

Mittwoch, 5. November 2014, 18:15 Uhr
Der Mönch Notker übersetzt in den ersten beiden Jahrzehnten des 11. Jahrhunderts Boethius, der wiederum Aristoteles übersetzt; er nimmt sich auch die 'Consolatio' des Boethius vor und des Martianus Capella  'Hochzeit des Merkur und der Philologie'. Das ist keine leichte Kost.  Notker schreibt nicht für ein Publikum, das die lateinischen Texte nicht mehr selbst lesen kann oder will, sondern im Gegenteil für seine Schüler, die auf diesem Wege den lateinischen Text in seiner Latinität und gerade auch in seiner Begrifflichkeit besser verstehen lernen sollen. Er gibt weiter, wie die Texte bestimmte Sachverhalte denken. Für ihn hat das Durchschauen der ursprünglichen Metapher, die in einem Begriff steckt,  eine herausragende Erkenntnisfunktion. Man sieht das an seinen sorgsamen Wortprägungen, und die Vorlesung will einige davon zeigen.
Prof. Dr. Wolfgang Zwickel (Altes Testament und Biblische Archäologie,
Evangelisch-Theologische Fakultät, JGU Mainz)

Bild- und Bilderverbot im Alten Testament

Mittwoch, 12. November 2014, 18:15 Uhr
Dem Bilderverbot zum Trotz war die Welt des  Alten Testament immer auch eine Welt von Bildern, auch wenn es nie eine künstlerische Hochkultur wie in den Nachbarländern Ägypten oder Mesopotamien gab. Bilder wurden vor allem im Bereich der Religion eingesetzt und sollten theologische Inhalte vermitteln. Gleichzeitig wurde die Verwendung von Bildern zur Repräsentation des Göttlichen aber auch zunehmend im Verlauf der Geschichte als problematisch empfunden, was schließlich zum Bilderverbot führte.
PD Dr. Bernd Kiefer (Filmwissenschaft/Mediendramaturgie, JGU Mainz)

Bilder lesen - Fotografien in Filmen von Ken Burns und Jean-Luc Godard

Mittwoch, 19. November 2014, 18:15 Uhr
In seinem Band „War Porn“ (2014) veröffentlichte der Fotograf Christoph Bangert Arbeiten, die derart drastisch die Schrecken des Krieges verzeichnen, dass keine Zeitschrift sie publizieren wollte. Diese Polemik hat erneut die Frage aufgeworfen, was es in einer tabulosen Mediengesellschaft bedeutet, das „Leiden anderer zu betrachten“ (S. Sontag) – die Frage, was Bilder aussagen können über dieses Leiden. Ausgehend von den Arbeiten Bangerts soll untersucht werden, wie in Werken von Ken Burns („The Civil War“, 1990) und Jean-Luc Godard (Je vous salue, Sarajevo“, 1993) filmisch Fotografien interpretiert werden.
Prof. Dr. Heiko Hecht (Psychologisches Institut, JGU Mainz)

Die Omnipräsenz des Bildes - Nikolaus von Kues und der sog. Mona Lisa-Effekt

Mittwoch, 26. November 2014, 18:15 Uhr
Die schönste Beschreibung des mysteriösen Effektes, den wir an allen Portraits beobachten können, geht auf Nikolaus von Kues (1401-1464) zurück. Er beschreibt am Beispiel einer Christusikone wie das Christusbild gleichzeitig beliebig viele Betrachter an ganz unterschiedlichen Orten anschaut. Hierin liegt – besonders durch die zu Tage tretende Omnipräsenz - etwas Göttliches. Heutzutage wird diese transzendente Tatsache etwas mondäner als Mona Lisa-Effekt bezeichnet. Ich werde eine Reihe experimenteller Befunde ins Feld führen, die zum Ziel haben, diesen Effekt zu entmystifizieren und zu erklären.
Prof. Dr. Irene Schütze (Kunsthochschule Mainz)

Bilder erklären Bilder: Filme als Interpretationen von Malerei

Mittwoch, 3. Dezember 2014, 18:15 Uhr
Derek Jarman und John Maybury haben mit Caravaggio (GB 1986) und Love is the Devil: Study for a Portrait of Francis Bacon (GB 1998) Spielfilme geschaffen, die die Lebensgeschichten zweier berühmter Maler erzählen. Beide Regisseure konnten jedoch keine Original-Bilder in ihren Filmen zeigen. Daher übertrugen sie Motive und stilistische Elemente aus den Malereien Caravaggios bzw. Francis Bacons in die Handlungen und in die Bildsprache ihrer Filme. Sie liefern damit audiovisuelle Interpretationen von Bildern, die neben kunsthistorischen Deutungsversuchen ihren eigenen Wert haben. Der Vortrag wendet sich der Aussagekraft und dem Status dieser filmischen Bilder zu.
Prof. Dr. Matthias Müller (Abteilung Kunstgeschichte, JGU Mainz)

Die Kriegsverletzung als Imagefaktor - Cranachs Bildstrategien zur Deutung und Etablierung des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich I. als Märtyrer der Protestanten und Beschützer des lutherischen Erbes

Mittwoch, 10. Dezember 2014, 18:15 Uhr
Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen wurde während der Reformationszeit durch Bilder inszeniert. Als europaweit bekannte Leitfigur des Protestantismus steigerte sich seine Symbolkraft nach der Schlacht bei Mühlberg 1547, in der er sich eine markante Gesichtsverletzung zuzog, und seiner Entmachtung zu einem Heroentum, das nicht selten die Züge katholischer Heiligenverehrung trug. Diese Verehrung wurde in hohem Maße durch Bilder unterstützt. Vor allem Cranach entwickelte eine neue, auf öffentlich-affektive Wirkung ausgerichtete Form des Herrscherporträts, die auch den Medienwandel zu Beginn der Frühen Neuzeit widerspiegelt.
Dipl.-Theol. Michael Hölscher (Neues Testament, Katholisch-Theologische Fakultät,
JGU Mainz)

Matthäus und die Macht der Bilder. Die Gleichnisrede vom Himmelreich in Mt 13

Mittwoch, 17. Dezember 2014, 18:15 Uhr
„An ihren Metaphern sollt Ihr sie erkennen“ (Gottfried Benn). Der Vortrag geht dem Metaphern-/Gleichnis-Konzept des Matthäusevangeliums nach und versucht es vor dem Hintergrund der matthäischen Gemeindegeschichte zu reflektieren. Matthäus schreibt für eine Gemeinde, die sich am Ende des 1. Jh. n. Chr. in einem Abgrenzungsprozess vom Judentum neu erfinden muss. Verstehen und Nicht-Verstehen der Gleichnisse Jesu (vgl. Mt 13,10–17) werden im Matthäusevangelium zu zentralen Kategorien, die etwas über Gruppenzugehörigkeiten im Kontext der matthäischen Gemeinde auszusagen scheinen.
PD Dr. Claudia Meier (Abteilung Kunstgeschichte, JGU Mainz)

Genese der Genesis - wie der Mensch sich ein Bild von seiner Entstehung machte

Mittwoch, 07. Januar 2015, 18:15 Uhr
Aus der großen Sphäre des Gesamtthemas exemplarisch herausgezogen beschäftigt sich der Beitrag nicht mit den frühchristlichen, sondern mit Genesisillustrationen und bildlichen Darstellungen westlicher Prägung von der karolingischen Epoche bis in die Zeit um 1400. Das bildliche Umsetzen des eigenen Entstehens des Menschen in eine narrative Bilderzählung wird in den vor- und hochromanischen Bibel-Handschriften wie auch deren Rezeption in anderen Bildgattungen dargestellt werden, ebenso deren Umsetzung in historiographische Texte oder typologische Codizes bis hin zu den Genesisinitialen der frühen Andachtsbücher.
PD Dr. Dr. Stefan Seit - Julian Joachim, M. A. (Philosophisches Seminar, JGU Mainz)

Träume, Traumbilder und Visionen im Mittelalter

Mittwoch, 14. Januar 2015, 18:15 Uhr
Das Mittelalter unterliegt einer Menge negativer Klischees. Jeder wird sich gut vorstellen können, dass zu dieser Zeit viele Leute andauernd meinen Visionen von Gott zu haben oder im Traum Aufträge von Engeln oder Dämonen empfangen zu haben. Wenn dann jemand zu viele solcher Visionen hat, wird die Kirche skeptisch und man landet auf dem Scheiterhaufen. Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob Traumbilder tatsächlich derart vom Übernatürlichen her erklärt werden oder ob ein solches Bild dem Mittelalter nicht unangemessen ist. Anhand ausgewählter Texte, die den Status von Träumen und Visionen reflektieren, soll dieses Klischee abgebaut und ein aufgeklärtes Bild des Mittelalters geboten werden.
Prof. Dr. Manfred Lehn (Institut für Mathematik, JGU Mainz)

Mehrdimensionale Körper

Mittwoch, 21. Januar 2015, 18:15 Uhr
Bilder haben in der Mathematik eine schillernde Bedeutung. Sie können unter Umständen relevante Informationen schneller transportieren als Texte, und viele Mathematiker verwenden im Gespräch und in Vorträgen gern und ausgiebig Bilder und Zeichnungen. Dazu ist gegebenenfalls viel Phantasie gefragt, wenn hochdimensionale oder ganz abstrakte Sachverhalte anschaulich gemacht werden sollen. Andererseits steht das Bild unter dem Generalverdacht der Täuschung. In streng logischen Argumentationen sind Bilder verpönt, und in mathematischen Aufsätzen und Büchern findet man sie sehr selten.
Prof. Dr. Regine Claßen-Bockhoff (Institut für Spezielle Botanik, JGU Mainz)

Botanische Illustration - Abbild, Abstraktion und Interpretation

Mittwoch, 28. Januar 2015, 18:15 Uhr
Botanische Abbildungen von der Antike bis heute illustrieren eindrucksvoll wie sich das Interesse an Pflanzen im Laufe der Zeit verändert hat. Beim Übergang von der naturalistischen zur schematischen Darstellung wird die natürliche Vielfalt auf allgemeine Aspekte reduziert. Die visuelle Darstellung erleichtert das Verständnis komplexer Formen und Zusammenhänge, ist aber nicht frei von Interpretation. Im Vortrag wird das Spannungsfeld zwischen Bild und Aussage an ausgewählten Beispielen dargestellt.
Prof. Dr. Gregor Wedekind (Abteilung Kunstgeschichte, JGU Mainz)

Bildkonzepte von Caspar David Friedrich

Mittwoch, 4. Februar 2015, 18:15 Uhr
Friedrichs Bilder geben Gefühlen wie Einsamkeit und Melancholie Ausdruck. Sie vermitteln als sinnliche Wahrnehmung was der Erfahrung über Begriffe nicht länger zugänglich scheint. Im stimmungsvollen Schweben, das dezidiert Weltverlust markiert, appellieren seine Gemälde an den Betrachter, einer vorgeblich natürlichen Bestimmung des Menschen zum moralisch Höheren zu folgen. Sie spielen Kultur gegen Zivilisation, Moral gegen Gesetz, Religion gegen Politik aus. Im romantischen Reflex auf die Aufklärung wird die Ablösung der religiösen Historie durch das Landschaftsbild als geschichtsphilosophische Notwendigkeit konzipiert.
Prof. Dr. Karl Böhmer (Abteilung Musikgeschichte, JGU Mainz)

Die Bibel im Notenbild der geistlichen Musik Bachs

Mittwoch, 11. Februar 2015, 18:15 Uhr
Bachs h-Moll-Messe ist eine "Missa Sanctissimae Trinitatis", eine Messe zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit. Symbole für den dreieinigen Gott finden sich in dem Werk zuhauf ­ solche, die Hörerinnen und Hörer unmittelbar sinnlich erleben können, und solche, die nur im Notenbild sichtbar werden. Anhand von Faksimile-Auszügen aus Bachs Originalhandschriften und Hörbeispielen erklärt der Mainzer Musikwissenschaftlicher Karl Böhmer die theologischen und musikalisch-rhetorischen Botschaften in Bachs h-Moll-Messe ­ die Geheimnisse von Bachs Bildlichkeit.