Elefant – B.1 Antike Zoologie

Die Antike lernt den Elefant erst mit dem Alexanderzug kennen; zuvor ist nur das Elfenbein bekannt, das Namen gebend wird: Herodot überträgt den Namen auf das Tier (3,114; 4,191). Von Aristoteles stammt die erste wissenschaftliche, auf anatomischen Studien (Historia animalium 500b,6-19; 501b,30; 506b,1; 507b,35; 509b,11; 517a,31) beruhende Beschreibung des Elefanten. Aristoteles schildert auch ausführlich Sexual- und Kampfverhalten (540a,20; 546b,7; 571b,32-572a,5; 578a,18-25; 610a,15-34), Nahrungsgewohnheiten (596a,3-13) und Krankheiten (604a,11; 605a,23-b,5) sowie Physiognomie des Elefanten (492b,17; 497b,22; 499a,7; 501b,30; 502a,2; 536b,22). Besonderes Augenmerk gilt dem Fang, der Zähmung und der Dressur von (indischen) Elefanten (488a, 28; 630b,19-31), die als Kriegs-, Arbeits- und Zirkuselefanten eingesetzt werden. Die von Aristoteles widerlegte Behauptung des Arztes Ktesias von Knidos, der Elefant habe keine Gelenke (498a, 3; vgl. 523a, 27), wird sich allerdings bis in die frühe Neuzeit halten. Plinius (8,1-35), Solin (passim) und Aelian (z.B. 4,24 [Zähmung], 7,41-45 [Gedächtnis u.a.], 17,29 u. 13,9 [Kampf], 8,10 [Jagd], 1,38 [Medizin]) widmen dem größten Landtier anekdotenreiche Darstellungen, welche seine Klugheit und Gelehrigkeit, seine Treue und Dankbarkeit sowie seine Gerechtigkeit und Frömmigkeit (Verehrung von Sonne und Mond) akzentuieren. Auch Vorurteile (Angst vor → Mäusen, Feindschaft mit dem →Drachen, Gelenklosigkeit der Beine usw.) werden hier weitervermittelt. Vermutlich kennen diese Autoren auch die verloren gegangene Abhandlung des Königs Iuba von Mauretanien über den Fang von Elefanten.

Lit.: O. Keller: Antike Tierwelt I, 1909, 372-382; H.-H. Scullard: The Elephant in the Greek and Roman World, 1974; R. Delort: Les Éléphants, piliers du monde, 1990, 73-88.

Sabine Obermaier

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