Delfin – E.4 – IV.2 Lyrische Texte

In der Lyrik des Mittelalters kommt der Delfin meines Wissens vor dem Meistersang nicht vor. Erst die Augsburger Meistersänger Martin Dürr und Georg Holzbock sowie die Nürnberger Meistersänger Ambrosius Metzger und Hans Sachs verarbeiten die Arion-Sage zu Meisterliedern (RSM: 2Dürr/28 [Quelle: Plinius 9,28; Lehre: Falschheit wird bestraft]; 2Hoz/114 [Quelle: Herodot 1,23f.; Lehre: Untreue trifft ihren eigenen Herrn]; 2Met/316 [Quelle: Herodot 1,24]; 2S/798 [Quelle: Sabellicus 10,8; Kontext: Drey histori der musica zusammen mit Orpheus- und Timotheus-Sage]). Die klassischen Dankbarkeitsgeschichten finden sich überdies bei Metzger (RSM 2Met/157 [Quelle: Aelianus 2,6]; 2Met/588 [Koirianus-Sage; Quelle: Aelianus 8,3]). Delfin-Freundschaftssagen verarbeiten Metzger und Sachs (RSM 2Met/154* [Quelle: Fabianus, Plinius 9,24; Exempel für die moralische Überlegenheit der unvernünftigen Tiere] und 203* [Quelle: Theophrast, Aelianus 6,15; Lob der Freundschaft]; 2S/1295 [Hyacinthus und Delfin Simon; Quelle: Plinius 9,24f.; Lehre: also hat got die lieb, treu und begier / uns zu einem exempel pflanzt / in vögel fisch und tier; Textausgabe: Goedecke I, Nr. 62). Basierend auf Ovid, Metam. 15,214-236, findet sich bei Metzger noch ein Meisterlied, das die Verwandlung in einen Delfin zum Thema hat (RSM 2Met/189/153*). Im gelehrten Meistersang werden die antiken Quellen demnach wieder produktiv verarbeitet.

Lit.: Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahrhunderts, Bd. 6ff., ed. H. BRUNNER/B.WACHINGER, 1990ff.

Sabine Obermaier

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