Ziele & Fragestellungen

Der Forschungsverbund EviS betrachtet die Bedingungen, Einstellungen und Prozesse zu evidenzbasiertem Handeln auf drei verschiedenen Ebenen des Schulwesens. Auf der Ebene der Schule (1), werden Rahmenbedingungen, Organisationsklima und Organisationskultur auf ihren Einfluss auf den Umgang mit Evidenz untersucht. Der Schulebene sind sowohl spezifische Organisationsmerkmale als auch aggregierte Merkmale der Ebene der individuellen Lehrenden (3) zuzurechnen. Die Schulleitungsebene (2) hat eine besondere Funktion, da sie zwar auch auf der individuellen Ebene (3) anzusiedeln ist, jedoch die organisationale Ebene (1) in besonderem Maße beeinflusst und teilweise auch repräsentiert. Auf Ebene der individuellen Lehrenden ist u.a. von besonderem Interesse wie Wissen in konkrete Maßnahmen in der Unterrichts- und Schulpraxis umgesetzt werden.

Als unabhängige Untersuchungsvariablen (UVs) werden persönliche oder situative Bedingungen auf Ebene der Schule, der Schulleitung und der Lehrenden untersucht. Als mediierende Variablen werden individuelle und organisationale Einstellungen zu evidenzbasiertem Wissen in Betracht gezogen. Abhängige Variable (AV) ist das evidenzbasierte Handeln i.S. eines kompetenten Umgangs mit evidenzfundierten Erkenntnissen (z.B. Evaluationsdaten) auf allen Ebenen im schulischen Mehrebenensystem. Im Einzelnen werden Bedingungen und Prozesse von Rezeption, Weitergabe und Nutzung von u.a. auf Grundlage von Evaluationen, Schulinspektionen und Schulleistungsvergleichsstudien generierten Wissensbeständen untersucht. Im Rahmen der Erfassung des Umgangs mit Evidenz in Schulen geht es v. a. darum, relevante individuelle und organisationale Einflussfaktoren zu erfassen und ihre Bedeutung zu quantifizieren. Abbildung 1 verdeutlicht das forschungsleitende Rahmenmodell.

Abbildung 1: Forschungsleitendes Modell evidenzbasierten Handelns im schulischen Mehrebenensystem

Modell_gross

Zur Untersuchung dieser vielschichtigen Fragestellung werden neben einem gemeinsamen Zentralprojekt zwei Teilprojekte im interdisziplinären Forschungsverbund kooperativ durchgeführt, um die unterschiedlichen Akteursebenen bzw. -konstellationen und -beziehungen systematisch zu erfassen; dabei kommt die unterschiedliche fachliche und methodische Expertise der beteiligten Fachdisziplinen (Erziehungswissenschaft, Soziologie, Psychologie) einander ergänzend zum Tragen. Im Zentralprojekt werden die in Abbildung 1 dargestellten unabhängigen Variablen (UVs) auf individueller Ebene, Schulleiterebene und Organisationsebene für die Einstellung zu evidenzbasierten Wissen (Mediator) und schließlich für die Unterstützung evidenzbasierter Wissensaneignung und -anwendung (abhängigen Variablen, AVs) untersucht. In Teilprojekt 1 werden speziell die Genese, Voraussetzungen und Entwicklung professionellen Umgangs von Lehrenden mit evidenzbasiertem Wissen im Kontext der mehrstufigen Lehrerausbildung untersucht. Im Teilprojekt 2 wird den Einflussfaktoren auf die Generierung und Nutzung evidenzbasierten Wissens nachgegangen, wobei insbesondere auch die Rolle sozialer Netzwerke innerhalb und außerhalb der Schule untersucht wird.

Letztlich soll so ein umfassendes, interdisziplinär getragenes Bild entstehen, das beschreibt, wie evidenzbasiertes (Steuerungs-)Wissen in Schulen rezipiert, weitergegeben und dort verarbeitet wird und inwieweit es in die Entwicklung professioneller und organisationaler Praktiken, Prozesse und Strukturen eingeht. Darüber hinaus sollen Ansatzpunkte für mögliche Interventionen herausgearbeitet werden, die eine Optimierung der evidenzbasierten Steuerungspraxis und der Umsetzung evidenzbasierter Steuerungsreformen und Innovationen in Schulentwicklung und Unterricht ermöglichen.