Was machen Dozenten/innen eigentlich, wenn sie nicht gerade im Seminare halten?

Liebe Leserinnen und Leser,

heute beginnt die neue News-Serie mit dem Thema "Was machen Dozenten/innen eigentlich, wenn sie nicht gerade im Seminare halten?", bei der das Team der "Abteilung Psychologie in den Bildungswissenschaften" seine Arbeit mit Hilfe von 3 Fragen vorstellt. Den Anfang macht Frau Prof. Dr. Margarete Imhof, jeden Mittwoch folgt dann ein weiteres Teammitglied. Viel Spaß beim Lesen!

 

3 Fragen an...

Imhof-Kopie

 

Margarete Imhof, Professorin für Psychologie in den Bildungswissenschaften, arbeitslose Englischlehrerin (Gymnasium), Schulpsychologin und mehrfache Doktormutter, Zuhörforscherin

 

 

 

Was machen Sie eigentlich, wenn Sie nicht gerade Seminare halten?

Wenn ich nicht gerade Seminare halte, befasse ich mich zu einem guten Teil mit den Dingen, die in den Seminaren entstehen (sollen): Ich lese Texte der Studierenden, z.B. Entwürfe zu Projekten. Dann sehe ich auch, ob im Seminar die Dinge angekommen sind, die ich reingeben wollte. Viel Zeit geht auch für die Betreuung von Forschungsarbeiten drauf. Das kann alles sein, von Gesprächen über Promotionsarbeiten bis zu Beratung bei Bachelorarbeiten. Am meisten Spaß macht es mir, wenn ich mit Bacheloranden vor dem Datensatz sitze und wir an die Auswertungen gehen, wenn also der „Frosch ins Wasser hüpft!“

Wenn dann noch Zeit ist, schreibe ich auch selbst an meinen Arbeiten, an Artikeln, Lehrbuchkapiteln und Buchpublikationen. Das kommt leider viel zu kurz, obwohl die Publikationen ja so eine Art „Aushängeschild“ von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen sind. Dann kommen noch viele Sitzungen dazu, im Gutenberg Lehrkolleg, im Prüfungsausschuss, im Professorium und in der Institutsleitung. In der Summe wird es nicht langweilig … und ich freue mich dann regelrecht auf das Seminar und die Arbeit mit den Studierenden, denn da bin ich schon nah am Kern meiner Berufsvorstellung.

 

Wozu forschen Sie und warum finden Sie das wichtig?

Mein Lieblingsforschungsthema ist das Zuhören. Klingt vielleicht banal, aber: Wenn ich Leute frage, ob sie schon mal überlegt haben, wann sie zuhören gelernt haben, können sie das meistens gar nicht sagen. Lesen lernen wir in der Schule und die meisten erinnern sich noch daran, ob ihnen das leicht oder schwer fiel. Aber zuhören? Wie schwer zuhören ist, merken wir ja erst, wenn wir es z.B. in einer Sprache versuchen, die wir nicht so gut beherrschen, oder wenn wir Leuten zuhören müssen, die eine wirklich ganz andere Meinung haben als wir selbst. Probieren Sie es mal!

Für Lehrerinnen und Lehrer ist Zuhören super wichtig, denn erstens müssen sie Kindern und Jugendlichen zuhören und herausfinden, was sie sagen wollen und zweitens müssen sie so sprechen, dass die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer mit dem, was gesagt wird, etwas anfangen können. Und das trifft nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer, die Sprachen unterrichten. Das trifft übrigens auch nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer, die Frontalunterricht machen, denn je kleiner die Sprechanteile der Lehrer und Lehrerinnen sind, desto besser und klarer müssen die bei den Zuhörern ankommen. Kann man mal drüber nachdenken.

 

Welchen Tipp haben Sie zum Thema: Wie übersteht man ein Studium?

Ein Studium übersteht man am besten, indem man versucht, sich dafür zu interessieren. Neugier ist eine wichtige Haltung für jeden akademischen Beruf. Mir machen immer Studierende Angst, die schon wissen, was sie von den Dingen zu halten haben, bevor sie überhaupt eine einzige Veranstaltung besucht haben. Dafür machen mir immer Studierende viel Spaß, die etwas wissen wollen, so zum Beispiel: „Glauben Sie das wirklich, was Sie sagen?“ oder: „Haben Sie einen Beleg dafür?!“ oder: „Wozu kann ich denn das brauchen!?“