Kurzinformationen zur Konferenz

Genizat Germania – ein verborgener jüdischer Wissensraum wird erschlossen

Die Tagung „Genizat Germania“ am 06.06.2007 – 07.06.2007 im Hotel Atrium in Mainz Finthen soll den Ertrag eines im Rahmen des Historisch-kulturwissenschaftlichen Forschungszentrums (HKFZ) Trier und Mainz durchgeführten Teilprojekts „Die hebräisch-aramäischen Einbandfragmente in den Stadtbibliotheken Trier und Mainz – ein verborgener jüdischer Wissensraum“ vorstellen und in Kooperation mit internationalen Fachkollegen diskutieren.

Das Vorhaben geht zurück auf die Gründung einer Forschergruppe von deutschen und israelischen Forschern im Sommer 2004, die sich in enger Kooperation zum Ziel gesetzt hat, die hebräischen und aramäischen Einbandfragmente in deutschen Archiven und Bibliotheken zu erfassen und auszuwerten. Das Teilprojekt im Rahmen des HKFZ Mainz – Trier hat dabei bereits so viele neue, wichtige hebräische Manuskriptreste zutage gefördert, dass die Durchführung einer Konferenz zu diesen Funden in ihrem europäischen Kontext erforderlich erscheint.

Das anlässlich der Tagung der Öffentlichkeit vorgestellte Projekt „Genizat Germania“ zielt darauf, die hebräischen Einbandfragmente bzw. die oftmals nur wenige Zentimeter großen Makulaturstücke als Quellenkorpus für die Rekonstruktion der literarischen Kultur der Juden in Deutschland im Mittelalter zu erschließen. Dieses Korpus, das sich in seiner Zusammensetzung von den vollständig erhaltenen Handschriften in verschiedenen Punkten unterscheidet, wird maßgeblich zur Rekonstruktion der hebräischen „Bibliothek“ am Ende des Mittelalters beitragen können.

Unter den in deutschen Bibliotheken und Archiven entdeckten Fragmenten finden sich seltene Texte wie solche aus dem Jerusalemer Talmud, verschiedene kleinere rabbinische Werke, mittelalterliche Bibelkommentare, halakhische Werke, Piyyut-Dichtungen, Targumim (aramäische Bibelübersetzungen), Responsen, Talmud-Kommentare, haggadische Erzählungen, Romane und Geschichtswerke. Die Kenntnis der hebräischen Literaturgeschichte ist durch die oftmals zufällig gemachten Entdeckungen bereits maßgeblich erweitert worden. Wie die Funde in Archiven im benachbarten Ausland zeigen, ist diese spezielle „Geniza“, d.h. „Abstellkammer“, die sich in den Einband- und Makulaturfragmenten befindet, noch längst nicht hinreichend erforscht. Der letzte Versuch einer systematischen Erschließung liegt über dreißig Jahre zurück. Landesrabbiner Ernst Róth hatte seinerzeit eine Liste der Fragmente für das Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutschland erstellt. Dieses Verzeichnis muss allerdings mittlerweile als veraltet gelten.

Ziel der Konferenz ist es,

- die neuen Funde aus Mainz und Trier in ihrem jeweiligen Kontext und im Vergleich zu ähnlichen Funden in Europa zu präsentieren,

- Archive und Bibliotheken auf das für die Judaistik wichtige Phänomen hebräischer Einbandfragmente aufmerksam zu machen,

- die systematische Suche nach weiteren Fragmenten in Deutschland und Europa anzuregen und zu unterstützen.

Für die Vorstellung der Funde konnten namhafte Gelehrte und Experten aus dem In- und Ausland gewonnen werden.

http://www.hkfz.uni-trier.de/index.php?site_id=108&proj_id=a2663ec3cd33fc87a110fa81aa250a6c&sitename=volltext